Skip to main content

Entscheidung gefallen

Nach einer emotionalen Debatte ist das Aus der Platanen in der Karlsruher Kaiserstraße beschlossen

Der Karlsruher Gemeinderat unterstützt mehrheitlich die Pläne der Stadtverwaltung. Am Ende steht ein deutliches Ergebnis - die Platanen in der Kaiserstraße müssen weg.

 Platanen in der Kaiserstraße
Bäume mit Schieflage: Die Tage der noch stehenden 48 Platanen in der Kaiserstraße sind gezählt. Eine große Mehrheit des Gemeinderats stimmt für die Fällung. Die ersten zwölf Exemplare müssen bereits im Frühjahr weichen. Foto: Jörg Donecker

Eine Stunde lang dauert der letzte Kampf der Argumente, um kurz nach 17 Uhr am Dienstagnachmittag ist das Schicksal der 48 Platanen in der Kaiserstraße dann besiegelt – am Ende mit einem sehr klaren Ergebnis.

Neun Stadträtinnen und Stadträte aus den Fraktionen der Linken, der AfD und der Freien Wähler/FÜR Karlsruhe stimmen für den Erhalt der Bäume, 35 dagegen. Da auch ein Antrag der Linken und der AfD für ein Moratorium (also für eine Art Denkpause) keine Mehrheit findet, steht nun fest: Die ersten zwölf Bäume werden im kommenden Frühjahr gefällt.

Werden in der Karlsruher Kaiserstraße nicht nur Zürgelbäume gepflanzt?

Prüfen wird die Stadt, ob als Ersatz nicht nur Zürgelbäume neu gepflanzt werden, sondern noch andere „zukunftsfähige Ergänzungsbäume“. Und: Die Stadt will sich auf der Kaiserstraße um mobile Schattenspender kümmern. Sie sollen helfen, solange die neuen Bäume noch nicht gepflanzt beziehungsweise noch nicht groß genug sind.

Karin Binder (Die Linke) macht zu Beginn einer emotionalen Debatte noch einmal ordentlich Werbung für ein Moratorium. Mit der gewonnenen Zeit sollten nach den Vorstellungen ihrer Fraktion neue Erkenntnisse gewonnen werden. Die wichtigste Frage auch des Klimabündnisses Karlsruhes in den vergangenen Wochen: Ist das vom Tiefbauamt vorgestellte Vorgehen die einzige Möglichkeit, die Infrastruktur unterhalb der Kaiserstraße zu sanieren? Oder gibt es andere, schonendere Varianten, bei denen die Wurzeln der mächtigen Bäume nicht nachhaltig geschädigt werden müssen?

Binder formuliert zu Beginn der Debatte die aus ihrer Sicht wichtige Aufgabe des Gemeinderats: „Wir müssen uns die wissenschaftlichen Erkenntnisse als Grundlage zur Entscheidung machen.“

Die Beschädigungen werden immens sein
Detlef Hofmann, CDU-Fraktionsvorsitzender

Schnell wird in der Sitzung klar, dass die Tage der Kaiserstraßen-Platanen gezählt sind. Für die CDU spricht Fraktionsvorsitzender Detlef Hofmann von einer „Schizophrenie und Komplexität des Themas“. Er begründet dies mit der Tatsache, dass Linke und AfD sich in der Sache einig sind.

Hofmann wird lauter, als er sagt, was er in den Diskussionen von den Fällgegnern vermisst hat: „Ich habe keine Aussagen gehört, wie die Sanierung denn nun gehen soll, ohne die Wurzeln zu schädigen.“ Das sei nämlich das entscheidende Argument: „Die Beschädigungen der Wurzeln werden so immens sein, dass die Bäume nicht überleben können.“

„Eine Art Teststrecke“, fordert Lüppo Cramer (KAL/Die Partei) im weiteren Vorgehen. Dass die Leitungen saniert werden müssen, sei klar. Sein Vorschlag, der später abgelehnt wird: den ersten Bauabschnitt nutzen, um zu sehen, „wie es unten aussieht und um Rückschlüsse für die weiteren Schritte zu ziehen“.

Mit einem Rückblick ins Jahr 2015 startet Johannes Honné von den Grünen seinen Beitrag. Damals habe seine Fraktion den gleichen Antrag gestellt wie die Linken. Es wäre nun ein Leichtes gewesen, diesen zu wiederholen, sagt er. Doch man habe den steinigen Weg gewählt. Es sei den Grünen klar geworden, dass man nicht über die Aussagen der Experten hinweggehen könne. Und da es immer heißer werde, wäre es fatal, die Platanen erst später zu ersetzen. Seine Fraktionskollegin Christina Bischoff findet, dass die Planung nicht perfekt sei, aber das Beste, was eben gehe.

Diskussion um Platanen in der Kaiserstraße zum falschen Zeitpunkt

Auch die SPD positioniert sich pro Fällung. Die Fraktion wolle ein Konzept, das langfristig trage, sagt Michael Zeh. Städtische Planung funktioniere anders als die Vorstellungen des Klimabündnisses. Thomas Hock (FDP) erinnert wie Zeh daran, dass die Pläne seit vielen Jahren bekannt sind. Die Diskussion sei zwar richtig, für seinen Geschmack kommt sie aber zum falschen Zeitpunkt. Hock stellt sich erst vor die Stadtverwaltung („Die Kritik an ihr ist nicht gerechtfertigt“), nörgelt dann aber doch ein wenig über sie: „Die Verwaltung hätte offensiver kommunizieren müssen.“

Intensiver fällt erwartungsgemäß die Kritik der AfD an der Verwaltung aus. Ellen Fenrich wirft ihr vor, nicht alles geprüft zu haben. Und auch die Grünen bekommen ihr Fett weg – für ihre Aussage in den BNN, die Fällung der Platanen in Karlsruhe habe keine Auswirkungen auf das globale Klima. „Warum die Hektik?“, fragt AfD-Fraktionschef Paul Schmidt und plädiert für eine Verschiebung um zwei Jahre.

Die letzten Worte vor den Abstimmungen hat Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Er kritisiert dabei vor allem einen kritischen Kommentar in den BNN zur Sitzung des Hauptausschusses vor zwei Wochen. Darin hieß es unter anderem, die Sitzung sei „einseitig“ und eine „Werbeveranstaltung für die Pläne der Stadt“ gewesen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang