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Bäume in der City

Platanen in der Kaiserstraße: Offener Brief an Karlsruhes Oberbürgermeister

Baumschützer wenden sich erneut an die Verwaltung – mit dem Ziel, so viele Platanen wie möglich doch noch zu erhalten.

 Platanen in der Kaiserstraße
Bäume mit Schieflage: Die Tage der Platanen in der Kaiserstraße sind gezählt. Die ersten vier wurden bereits gefällt, die 44 weiteren folgen im Zuge der Kaiserstraßen-Neugestaltung. Foto: Jörg Donecker

Die ersten vier Platanen sind weg, die anderen 44 folgen im Zuge der Neugestaltung der Kaiserstraße. Die Initiative „Unser Karlsruhe lebenswert-nachhaltig-klimagerecht“ möchte sich trotz des entsprechenden Beschlusses des Gemeinderats noch nicht damit abfinden.

Robert Mürb, der ehemalige Leiter des Karlsruher Gartenbauamtes, hat sich nun in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Frank Mentrup gewandt. Ziel der Initiative ist demnach weiter der Erhalt von so vielen Platanen wie möglich. Die Pläne für die Kaiserstraße sehen vor, die Platanen allesamt zu fällen und durch 86 neue Bäume, unter anderem Zürgelbäume, zu ersetzen.

Wichtig ist den Baumschützern, aus dem positiven Wurzelwachstum der rund 45 Jahre alten, gut gewachsenen Platanen zu lernen. Sie sind der Überzeugung, dass die Platanen ihre Wurzeln bis in die Tiefe ausgebildet haben, da die Blätter der Bäume auch noch an heißen Tagen sehr frisch aussehen. Von diesen Erkenntnissen sollte man für die Neupflanzungen lernen.

Die Initiative schlägt deshalb vor, die Wurzeln von einigen Platanen auszugraben und das Wachstum der Wurzeln zu dokumentieren. So könne man feststellen, wie die Wurzeln in die Tiefe gewachsen sind und damit auch Rückschlüsse für das Bewässern der neuen Bäume ziehen. Die Wurzeln der Neupflanzungen sollen mithilfe eines Baumsubstrats ebenfalls in die Tiefe gelenkt werden.

Sensoren sollen Bodenfeuchte in unterschiedlichen Tiefen messen

Die Bewässerung solle zum Beispiel mit der Verwendung der Dachabwässer in der für die Wurzeln entsprechenden Tiefe erfolgen. Mithilfe von Sensoren könne die Bodenfeuchte in unterschiedlichen Tiefen gemessen und die Bewässerung dann sparsam nur dort eingesetzt werden, wo sie nachweislich den Wurzeln diene. Werde nur an der Oberfläche gewässert, verdunste viel Wasser. Zudem würden die Wurzeln so nach oben „gelockt“, wie Studien belegten.

Mit Ausgrabungen von Wurzeln habe das Gartenbauamt bereits vor mehr als 25 Jahren gute Erfahrungen gemacht. Damals wurden im Rahmen einer bundesweiten Studie Linden gepflanzt, in Zeitabständen ausgegraben, um ihre Wurzeln zu dokumentieren. Daraus habe man Erkenntnisse für die Wurzelentwicklung und das Baumsubstrat gewonnen.

Das scheint uns der vorhandene Plan nicht zu leisten.
Robert Mürb, ehemaliger Leiter des Karlsruher Gartenbauamts

Der erste Bauabschnitt in der Kaiserstraße beginnt im April. Dabei werde sich herausstellen, ob die Platanen damals in Betonrohre zum Schutz der Leitungen gepflanzt wurden. Außerdem lasse sich feststellen, ob die Verwurzelung überhaupt die geplante Neuverlegung der Infrastruktur einschränkt.

„Falls das nicht der Fall sein sollte, könnten bei den folgenden Bauabschnitten bestehende Platanen erhalten werden, da ja nur die Unvereinbarkeit mit der Neuverlegung der Leitungen das ausschlaggebende Argument der Stadtverwaltung und einiger Gemeinderatsfraktionen beim Beschluss, die Platanen zu fällen, gewesen ist“, argumentiert Robert Mürb im Namen der Initiative.

Erhalt von so vielen Platanen wie möglich für ein attraktives Gesamtbild

Der Erhalt von so vielen Platanen wie möglich werde zu einem attraktiven Gesamtbild und gesundem Stadtklima der Kaiserstraße beitragen.

Kritik übt die Initiative an den Umbauplänen: Die neue Fußgängerzone müsse ein interessantes, für Karlsruhe typisches Aussehen mit Aufforderungscharakter für die Besuche erhalten. „Dies scheint uns der vorhandene Plan nicht zu leisten.“ Eine Überarbeitung sei erforderlich.

Die Stadt macht auf Anfrage dieser Redaktion noch einmal klar, dass sie die Beschlüsse des Gemeinderats zur Neugestaltung der Kaiserstraße umsetzt. Sie verspricht eine Dokumentation der Wurzeln der bereits gefällten vier Platanen. Die Erkenntnisse sollen in den weiteren Planungsprozess einfließen.

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