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Wartezeit von 30 Minuten

Schlange stehen auf dem Marktplatz: Etliche Karlsruher holen sich das 9-Euro-Ticket

Der Ansturm auf die 9-Euro-Tickets am Montag ist groß. Zumindest am Karlsruher Marktplatz. An den Ticketautomaten und in der Oststadt bekommen die Karlsruher ihren Fahrschein ohne Anstehen. Aber wo wollen sie ab Juni als erstes hin?

Schlange stehen: Die Wartezeit vor dem Kundenzentrum beträgt am Montagmorgen rund 30 Minuten.
Schlange stehen: Die Wartezeit vor dem Kundenzentrum beträgt am Montagmorgen rund 30 Minuten. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Die Schlange vor dem KVV-Kundenzentrum reicht am Montagmorgen quer über den Marktplatz. Seit 9 Uhr stehen Karlsruher für das 9-Euro-Ticket an, und der Strom reißt nicht ab.

KVV Schalter
Am Marktplatz: An sieben Schaltern wird das 9-Euro-Ticket verkauft, trotzdem bildet sich draußen eine Schlange. Foto: Sidney-Marie Schiefer

„Zwei Menschen gehen, zehn neue kommen“, sagt ein Ordner vor der Geschäftsstelle. An allen sieben Schaltern verkaufen Mitarbeiter der Karlsruher Verkehrsbetriebe (KVV) die begehrten Tickets. Ein älterer Mann verlässt das Kundenzentrum. Er war erfolgreich. In der Hand hält er drei Fahrkarten. „Ich wollte das schnell erledigt haben“, sagt der Rentner aus Neureut. Ab Juni will er mit den Tickets vor allem die Karlsruher U-Bahn nutzen.

Etwa hundert Meter unterhalb der Wartenden wäre er direkt an die Reihe gekommen. Die Fahrkartenautomaten in der U-Strab sind verwaist, während die Schlange auf dem Marktplatz immer länger wird. David Loebert ist verwundert, dass er hier unten der einzige Kunde ist. Das 9-Euro-Ticket hat er sich direkt zum Verkaufsstart gesichert. Eigentlich ist der junge Mann aus Walzbachtal Autofahrer: „Der Umwelt zuliebe bin ich aber mit der Bahn unterwegs.“ Das günstige Monatsticket kommt ihm daher sehr gelegen – auch wenn er noch nicht weiß, ob er längere Reisen damit unternehmen wird.

Karlsruher warten rund eine halbe Stunde auf das 9-Euro-Ticket

Oberirdisch reiht sich ein junger Mann in die Schlange ein. Diese reicht mittlerweile fast bis zur Kaiserstraße. Ob er mit dem 9-Euro-Ticket zum Sommerurlaub nach Sylt fährt? „Ich habe davon schon gehört, dass das viele wollen, aber Sylt spricht mich nicht an“, sagt der DHBW-Student aus Mühlburg. Einen Hamburg-Urlaub könnte er sich vorstellen. Rund 13 Stunden wäre er dann mit dem Nahverkehr unterwegs. Am Bodensee oder in Heidelberg sei es aber auch schön, fügt er hinzu.

Mann am KVV Schalter
Wenig los: David Loebert kauft sein Ticket ohne Anstehen am Schalter. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Für ihn lohnt sich das 9-Euro-Ticket doppelt. Seinen freien Tag nutzt er, um sein Studiticket umzutauschen. Rund 66 Euro soll er anteilig zurückbekommen. Zusätzlich erhält er die drei Monatsfahrkarten in Papierform. Doch am Marktplatz steht er umsonst an. Nach ein paar Minuten bringt der Ruf des Ordners Bewegung in die Warteschlange: „Studenten bitte zur Durlacher Allee – hier kriegen Sie kein Geld zurück!“ Mit einem Seufzen schultert der Student den Rucksack.

In der Durlacher Allee geht es geregelter zu

Der junge Mann macht sich auf in die Verkaufsstelle in der Oststadt. In dem Kundenzentrum an der Tullastraße ist an diesem Montagmorgen deutlich weniger los. Während auf dem Marktplatz vor allem ältere Leute warten, stehen hier eher Studenten an. Ein Ordner weist ihnen direkt am Eingang den Weg: Erstattungen und Fahrkarten gibt es am Schalter. Wer nur die begehrten Tickets kaufen will, kann den bereitstehenden Automaten nutzen. Dass sich die Verkehrsbetriebe auf die hohe Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket vorbereitet hatten, bestätigt Nicolas Lutterbach. Der KVV-Pressesprecher zieht am Montagnachmittag eine erste positive Bilanz: „Wir haben das Servicepersonal entsprechend aufgestockt und sind sehr zufrieden, wie der heutige Verkaufsstart angelaufen ist.“

Vor dem KVV-Zentrum auf dem Marktplatz warten Eva-Maria Schneider und Katharina Speck unterdessen noch darauf, an die Reihe zu kommen. Beide Frauen wollten vor dem großen Andrang im Juni ihr Ticket kaufen. Das hat nicht ganz geklappt. Warten müssen sie trotzdem, aber es geht zügig voran. Weite Reisen mit dem Nahverkehr haben sie nicht geplant.

Frau steht vor der KVV an
Nutzt das Ticket für die Fahrt zum Arzt: Katharina Speck kauft sonst für jede Fahrt einzeln ein Ticket. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Die 85-jährige Katharina Speck nutzt Bahn und Bus. Nicht immer kann ihre Familie sie zum Arzt fahren. Eva-Maria Schneider will vor allem sparen: Anstatt für jede Fahrt nach Landau zur Reha Einzelkarten zu kaufen, kann sie nun drei Monate lang für insgesamt 27 Euro in die Pfalz fahren. Trotz Wartezeit ist die Stimmung der beiden Karlsruherinnen gut, sie freuen sich über das günstige Angebot. Mit ihrer Hoffnung, dass es das Ticket noch über den angekündigten Zeitraum von drei Monaten hinaus gibt, sind sie unter den Wartenden nicht allein.

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