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Kampagne kostet 21 Millionen Euro

Pop-up Store auf dem Ludwigsplatz: Begeisterung für „The Länd“ hält sich in Karlsruhe in Grenzen

Mit ihrer Werbekampagne „The Länd“ sorgt die Landesregierung für Diskussionen. Ein Besuch im Pop-up-Store auf dem Ludwigsplatz in Karlsruhe.

Der Pop-up-Store zur Imageaktion der Landesregierung „The Länd“ auf dem Ludwigsplatz in Karlsruhe
Werbekampagne: Der Pop-up-Store zur Imageaktion der Landesregierung „The Länd“ tourt durch Baden-Württemberg. Bis zum 13. November gibt es im Container auf dem Ludwigsplatz in Karlsruhe „Fänartikel“ zu kaufen und auch gratis. Foto: Jörg Donecker

Im Online-Shop der neuen Landeskampagne „The Länd“ ist derzeit „Älles weg“. Für eingefleischte Fans vom Ländle Baden-Württemberg geht deshalb auch ein Pop-up-Store der „Hällo Tour“ der Landesregierung auf Reisen.

Gerade macht der Container mit Fanartikeln in Karlsruhe auf dem Ludwigsplatz Station.

Bis zum 13. November können sich die Karlsruher von 10 bis 20 Uhr dort mit Kapuzenpullovern, T-Shirts oder Babystramplern eindecken.

Die Kampagne sei „mega peinlich“

Die Kleidung ist made in Baden-Württemberg. Die Preise sind human. Denn Profit darf die Landesregierung mit ihrer Werbekampagne nicht machen. Um den noch unentschlossenen „Ländler“ zu überzeugen, gibt es gratis Aufkleber, Schlüsselanhänger, Kugelschreiber, Postkarten, Luftballons und eine Sonnenbrille im Baden-Württemberg-Stil mit gelben Gläsern und schwarzem Rahmen.

„Ich finde die Kampagne mega peinlich. Das ist so ziemlich das Letzte für Baden-Württemberg“, sagt Sabine Neubauer aus dem Karlsruher Stadtteil Neureut.

Zusammen mit ihrem Sohn Tobias steht sie im gelben Container-Shop mit der schwarzen Aufschrift „The Länd“. „Es ist ein Gag“, wiegelt Tobias ab und kauft einen gelben „The Länd“-Pullover. „Den find ich cool.“

Ziel der Werbeaktion ist es, gut ausgebildete Fachkräfte etwa in den Bereichen der Sozial- und Geisteswissenschaften oder der künstlichen Intelligenz nach Baden-Württemberg zu locken.

Die Hoffnung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist „die Transformation unserer Wirtschaft und die Bewahrung unseres Wohlstands und die Zukunft unseres Landes“.

Kritik an Kosten und Slogan

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Guerilla-Taktik hängten schwarz gekleidete Menschen im ganzen Land Ende Oktober Plakate der Imagekampagne auf. An Bahnhöfen, Flughäfen, Schiffsanlegestellen, an Brücken und Ortsschildern.

In Karlsruhe scheiden sich auch an den Kosten von rund 21 Millionen Euro und der Verständlichkeit des Slogans die Geister. „Die Regierung hätte das Geld sinnvoller verwenden können, etwa für den Umweltschutz oder für wohltätige Zwecke“, sagt Elias Frank aus der Südstadt.

Es ist ein Gag.
Tobias Neubauer, Passant auf dem Ludwigsplatz

Witzig hingegen findet er die kontroverse Diskussion auf den Plattformen der Sozialen Medien. „Die jungen Leute machen sich dort darüber lustig.“ Die Kampagne sei grundsätzlich cool, aber zu jugendlich. Frank bezweifelt auch, ob das mit einem Augenzwinkern gemeinte „The Länd“ im Ausland verstanden wird.

Socken und Taschen sind schnell ausverkauft

Diana Beetz aus der Südweststadt hingegen glaubt, dass die Kampagne Menschen im Ausland und Baden-Württemberger vernetzen kann. „Für die Exil-Baden-Württemberger ist es ein Stück Heimat“, sagt Beetz.

Sie sieht die Werbeaktion als Versuch, etwas auszuprobieren. Das Geld sei es wert. „,The Länd‘ macht das Land interessant“, sagt auch Kristina Helget aus Mühlburg.

Martin Mann hingegen hat kein Verständnis für die Kampagne. „Das ist Volksverdummung. Wir haben ganz andere Probleme im Land“, sagt der ältere Mann aus Mühlacker.

„Manchmal kommen ältere Leute in den Store und fragen, ob wir uns nicht schämen“, erzählt die Verkäuferin im Pop-up-Store auf dem Ludwigsplatz Tajana Petrovic.

Über die Kampagne kann sie kaum etwas sagen. Dafür weiß sie über die Fanartikel zu berichten. „Die Socken und die Taschen sind schnell ausverkauft.“ Den Babystrampler mit der Aufschrift ‚Made in The Länd‘ fänden die Leute zwar witzig, doch gekauft werde er kaum, sagt Petrovic.

Die Regierung hätte das Geld sinnvoller verwenden können, etwa für den Umweltschutz oder für wohltätige Zwecke.
Elias Frank, Passant auf dem Ludwigsplatz

Bei den gratis Artikeln sind die Aufkleber, Kugelschreiber und Sonnenbrillen besonders beliebt.

Die Ökobilanz der von den Grünen angeführten Regierung lässt übrigens zu wünschen übrig. Der Container wird auf einem Lkw transportiert. Routen wie Freiburg-Heidelberg-Friedrichshafen könnten da bei dem ein oder anderen Bürger für Verwunderung sorgen.

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