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Verkehrsversuch endet im Juli

Viele wollen einen dauerhaft autofreien Passagehof in Karlsruhe

Zwei Monate lang sperrt die Stadt Karlsruhe Autos weitgehend aus dem Passagehof aus. Die Zwischenbilanz des Verkehrsversuchs fällt positiv aus. Trotzdem folgt Mitte Juli die Rolle rückwärts.

Auf die Bühne: Mitten im Passagehof gibt es derzeit Platz für Veranstaltungen, Autos dürfen hingegen nicht geparkt werden.
Auf die Bühne: Mitten im Passagehof gibt es derzeit Platz für Veranstaltungen, Autos dürfen hingegen nicht geparkt werden. Foto: Jörg Donecker

An Sitzmöbel und Blumenkübel auf Parkplätzen haben sich Anwohner und Besucher des Passagehofs schnell gewöhnt. Seit dem 23. Mai bleiben nur noch kleine Ladezonen, der Durchgangsverkehr ist verboten. Zur Halbzeit des Verkehrsversuchs gibt es fast ausschließlich positive Stimmen, obwohl längst nicht jeder eine große Belebung wahrnimmt. Selbst Kritiker der Planung können der teilweisen Autofreiheit mittlerweile etwas abgewinnen. Trotzdem wird Mitte Juli zurückgebaut.

Anlieger wünschen sich Verlängerung

„Warum verlängern wir nicht?“, fragt Investor Thomas Rühle am Donnerstagvormittag bei einem Rundgang mit Baubürgermeister Daniel Fluhrer (parteilos), einigen Stadträtinnen und Stadträten und Anwohnern. Rühle gehören zahlreiche Immobilien in der Kaiserpassage und im Hof. „Weil wir es so vereinbart haben“, erklärt der Vertreter des Rathauses – und schiebt nach: Änderungen könne nur der Gemeinderat beschließen.

Fluhrer selbst macht aus seiner Begeisterung keinen Hehl. „Wir erleben eine neue Qualität von Stadtraum“, schwärmt er. „Bisher haben die Parkplätze vieles verdeckt.“ Er spricht von einem gelungenen Projekt, über das er „vorrangig Gutes“ höre. Dann reicht er das Rederecht an die Runde der Zuhörer weiter.

FDP und AfD fordern strengere Regeln für den Radverkehr

Deren Aussagen dürften dem Baubürgermeister gefallen haben. „Es ist genau das, was wir uns wünschen“, sagt etwa Rühle. Er hat eine Bühne aus Holz bauen lassen und in der Mitte des Platzes aufgestellt. Die werde rege genutzt, in der kommenden Woche sei beispielsweise jeden Abend etwas geplant, berichtet er. Auch andere Anlieger engagieren sich, übernehmen die Pflege der Pflanzen. „Der Platz erinnert mich sehr an Griechenland“, sagt der Inhaber des neu eröffneten griechischen Restaurants Omonia. Auch künftig mehr „gestaltbaren Freiraum“ wünscht sich Nils Menrad von der benachbarten Kinemathek.

„Das Verweilen hat eine andere Qualität“, findet Grünen-Stadträtin Jorinda Fahringer. Als Anwohnerin habe sie den Passagehof dennoch häufig sehr verlassen gesehen, gibt sie zu. „Vielleicht war ich zu den falschen Zeiten hier.“ FDP-Stadtrat Tom Høyem spricht von einer wunderbaren Idee – allerdings mit einer Einschränkung. Er habe innerhalb weniger Minuten über 20 Radfahrer gezählt. „Da sind Konflikte programmiert. Radfahren sollte auf solchen Plätzen verboten sein, wie es beispielsweise in Kopenhagen ist.“

Ins gleiche Horn bläst Ellen Fenrich (AfD). Die Wege von Fußgängern und Radfahrern solle man trennen, fordert sie. Doch auch sie kommt zu dem Schluss, dass der Verkehrsversuch eine „sehr schöne Sache“ sei. Ihre Fraktion war im Vorfeld sehr skeptisch.

Bürgerverein Stadtmitte wünscht sich ein Gesamtkonzept für die City

Mit den Einschränkungen für Autofahrer hat sich mittlerweile Unternehmer Constantin Hatz arrangiert. Die seien zwar für den Lieferverkehr und die Kunden einschneidend, so der Junior-Chef des Traditionshauses Papier Fischer. „Aber ich hatte mehr Sorgen“, gibt er zu. „Natürlich braucht die Stadt dringend mehr Aufenthaltsqualität.“

Rolf Apell würde den bis zum 18. Juli befristeten Versuch gerne verlängern. Der Vorsitzende des Bürgervereins Stadtmitte wünscht sich aber Konzepte, die über die kleine Fläche im Passagehof hinausgehen. „Welche Räume sollen künftig völlig frei von Autos sein? Wo dürfen Radfahrer fahren und parken? Wo Anlieger? Wir wünschen uns ein Gesamtkonzept“, sagt er. „Bewohner sehen die Innenstadt schließlich anders als Besucher.“

Die Hoffnung auf einen großen Wurf bremst Fluhrer allerdings direkt aus. Man wolle „Schritt für Schritt“ vorgehen, sagt der Bürgermeister. „Wir werden den Verkehrsversuch in Ruhe analysieren und Schlüsse daraus ziehen. Die Diskussionen werden sicher weitergehen.“ Das gilt vermutlich auch für einen zweiten Verkehrsversuch, der direkt im Anschluss startet. Zwischen dem 18. Juli und dem 31. Oktober wird die nördliche Karlstraße zwischen Amalien- und Stephanienstraße für Autos gesperrt.

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