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Nur ein Dutzend am Friedrichsplatz

Insgesamt 75 Teilnehmer: Demos gegen Corona-Maßnahmen in Karlsruhe verlaufen ruhig

Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen sind am Donnerstagnachmittag in Karlsruhe ruhig über die Bühne gegangen. Angemeldet waren über 500 Teilnehmer, gekommen sind aber deutlich weniger. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Protest vor dem Bundesverfassungsgericht: Rund 50 Kritiker der Corona-Regeln demonstrierten am Donnerstagnachmittag am Karlsruher Zirkel. Eine kleinere Gruppe bezog am Friedrichsplatz Stellung.
Protest vor dem Bundesverfassungsgericht: Rund 60 Kritiker der Corona-Regeln demonstrierten am Donnerstagnachmittag am Karlsruher Zirkel. Eine kleinere Gruppe bezog am Friedrichsplatz Stellung. Foto: Jörg Donecker

Die Polizei zeigt am Donnerstagnachmittag in der Karlsruher City massive Präsenz. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge, Polizisten auf Pferden oder mit Motorrädern sind zusammengezogen: Beim Verfassungsgericht sowie am Friedrichsplatz sind insgesamt drei Demonstrationen aus dem Querdenker-Lager sowie ein Gegenprotest angemeldet. Vor 14 Tagen gab es beim Schloss Tumulte, die Sache lief aus dem Ruder. Anders an diesem Donnerstag: Nur wenige Dutzend Kritiker der Corona-Maßnahmen sind gekommen. Und das Geschehen bleibt friedlich.

Ehemaliger CDUler meldet erstmals Demo an

„Die Sache wurde zu kurzfristig organisiert“, sagt Werner Kraft, der den Protest am Friedrichsplatz anmeldete. 15 Demonstranten kommen dort zusammen, alle halten die Wege frei für Passanten – die im Vorbeigehen die Demo in der Nähe zu den weihnachtlichen Hütten zumeist schlicht übersehen. Von einer an diesem Tag nur „kleinen Gemeinde“ spricht Kraft. Doch er versichert: Die Demonstrationen sollen in Karlsruhe fortgesetzt werden. Noch gebe es Abstimmungen, ob sie jeden Donnerstag stattfinden sollen.

Kraft hat eigenen Angaben zufolge erstmals eine Demo angemeldet. „Ich will aktiver werden, mitarbeiten“, sagt der Mann aus Malsch. Früher sei er Geschäftsführer eines Unternehmens mit 250 Mitarbeitern gewesen. Seit drei Jahren ist er Rentner. „Bis Frühjahr war ich in der CDU“, so Kraft. Inzwischen sei er extrem beunruhigt über das, was in diesem Land passiert. Der Vater dreier Kinder erklärt: „Es gibt dieses neue Virus aus einer schon bekannten Viren-Familie. Dieses kann schwere Krankheiten auslösen – wie die Grippe auch.“

Demo-Teilnehmer wechseln an den Schlossplatz

Kraft weiter: „Ich leugne die menschlichen Katastrophen nicht.“ Aber es gehe ihm um die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen, die nicht mehr gegeben sei. Seine Mitstreiter applaudieren. Dann ergreift einer das Wort, der über „VV“, eine verfassungsgebende Versammlung, reden will. Kraft macht klar: „Da kann jeder seine Meinung dazu haben. Aber ich möchte das auf meiner Versammlung nicht thematisieren.“ Er bittet die Polizei, den Mann zum Gehen zu bewegen. Der marschiert freiwillig davon.

Gegenprotest: Beim Karlsruher Schloss versammelten sich zeitgleich zu den Querdenkern auch etwa 50 Befürworter der Corona-Maßnahmen.
Gegenprotest: Beim Karlsruher Schloss versammelten sich zeitgleich zu den Querdenkern auch etwa 50 Befürworter der Corona-Maßnahmen. Foto: Jörg Donecker

Masken müssen am Friedrichsplatz nicht getragen werden, die Teilnehmer halten die Mindestabstände ein. Nach 20 Minuten löst sich der Protest auf, die Frauen und Männer machen sich auf zur Demo am Schloss. Dort sind rund 60 Menschen in einem abgesperrten Areal vor dem Bundesverfassungsgericht versammelt. Ein Eilantrag gegen die vom Ordnungsamt auferlegte Maskenpflicht war erst am Vorabend vor dem Verwaltungsgericht gescheitert. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung, teilweise kommt es dabei zu emotionalen Debatten.

Kurze Debatten um die Maskenpflicht

Anmelderin Susanne Heel etwa streitet mit den Beamten, weil sie kein Original ihres Attests zur Maskenbefreiung dabei hat und lediglich ein Foto davon vorlegen will. Immer wieder erlebe sie auf diese Art Nötigung und Diskriminierung, gibt sie zu verstehen. Auch von Einschüchterungsversuchen ist die Rede. Alles in allem verläuft die Versammlung aber ruhig. Die meisten Teilnehmer halten sich an die Mindestabstände.

Manche Demonstranten haben Kerzen oder Lichter dabei, einige auch ihre Kinder. Für viele ist es nicht der erste Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Warum die Menschen auf die Straße gehen, hat aber völlig unterschiedliche Gründe – das wird im Gespräch mit einigen Teilnehmern klar. Während Versammlungsleiterin Heel explizit den juristischen Umgang mit den Verordnungen kritisiert und Urteile zur Maskenpflicht auflistet, richten andere ihre Wut eher gegen politische Entscheidungen.

Teilnehmer haben unterschiedliche Gründe

Einige sorgen sich wegen der Einschränkungen der persönlichen Freiheit. Auch die Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen der Lockdowns treibt Demonstranten um. Mit der Maskenpflicht habe sie gar kein Problem, erzählt etwa eine dreifache Mutter. Die Existenz des Virus leugne sie gar nicht. Er wünsche sich nur eine offenere Diskussion über die Maßnahmen, ergänzt ein Mann. Warum die Demonstration deutlich weniger Teilnehmer angelockt hat, als noch vor zwei Wochen, lässt sich nur vermuten. Die angeordnete Maskenpflicht habe sicher eine Rolle gespielt, meint Mitorganisator Tobias Loose. Am 10. Dezember will man erneut demonstrieren, dann möglicherweise wieder ohne Maske. „Wir haben dem Ordnungsamt ja heute bewiesen, dass wir in der Lage sind, Abstände einzuhalten.“

Rund 50 Teilnehmer kommen auch bei der Gegendemonstration auf dem Schlossplatz unter dem Motto „Mitdenken statt Querdenken“ zusammen. Vor dem Bundesverfassungsgericht sind sie teilweise zu hören, zu einer direkten Konfrontation der Gruppen kommt es aber nicht.

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