
Wie präsent der Jazzclub Karlsruhe auch ohne eigene Spielstätte in der Kulturszene der Stadt ist, zeigt ein Beispiel am kommenden Sonntag: Da steht ab 11 Uhr im Badischen Staatstheater die mittlerweile 100. Ausgabe der Reihe „Jazz & Literatur“ an. Passgenau zum Internationalen Tag des Jazz wird an die Gesangslegende Billie Holiday erinnert.
„Die Reihe wurde vor rund 40 Jahren gegründet und läuft immer noch“, sagt Torsten Antoni, zweiter Vorsitzender des Jazzclubs. Und es ist nicht die einzige regelmäßig Konzertreihe des Jazzclubs: Im Badischen Kunstverein gestaltet er ebenso Konzerte (nächster Termin: 14. Mai).
Im Jubez gibt es monatlich die JazzClassix und die Session, im Tempel das Soulcafé. Die nationalen und internationalen Größen, die der 1969 gegründete Jazzclub nach Karlsruhe holt, treten dort sowie im Tollhaus und sogar im ZKM auf.
„Die Kulturszene in Karlsruhe ist außerordentlich kooperativ.Torsten Antoni, 2. Vorsitzender Jazzclub Karlsruhe
„Die Kulturszene in Karlsruhe ist außerordentlich kooperativ“, kommentiert Antoni. Dies soll auch Fortbestand haben, wenn die Gastfreundschaft vieler Spielstätten für den Jazzclub nicht mehr notwendig ist.
Denn das eigene Domizil für den lange Jahre „heimatlosen“ Verein, das durch den Umbau eines ehemaligen Kinos entsteht, soll nun bald fertig sein. Am 23. September soll der eigene Jazzclub-Saal im Obergeschoss des Kurbel-Gebäudes in der Kaiserpassage eröffnet werden.
Wird also endlich gut, was lange währt? Eine Eröffnung war schon mehrfach anvisiert worden, wenn auch nur als Zeitfenster und nicht als Termin. Doch immer wieder kam etwas dazwischen.
So glücklich der Jazzclub im Herbst 2018 war, als der Gemeinderat das Projekt und einen Zuschuss von zunächst 320.000 Euro bewilligte, so strapaziös und langwierig wurden die Umbauarbeiten.
Bauliche Überraschungen und steigende Kosten
Denn die 1957 eröffnete Kurbel war seit ihrer Glanzzeit als Premierenkino mit 750 Plätzen mehrfach umgebaut und in kleine „Schachteln“ aufgeteilt worden.
Und beim aktuellen Umbau stellte sich teilweise erst nach Beginn der Arbeiten heraus, dass die Elektrik, Lüftungsanlage und mitunter auch die Statik aus jenen früheren Umbauten eine enorme Herausforderung waren.
Eine Herausforderung sind auch die Kosten. Denn die baulichen Probleme, die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg wirkten als negative Spirale aus Verzögerungen und Preissteigerungen. Letztlich rechne man mit Kosten von rund einer Million Euro seitens des Jazzclubs, sagt dessen Vorsitzender Niklas Braun.
Kalkuliert hatte man anfangs mit knapp der Hälfte, wobei man 100.000 Euro aus Fundraising selbst beisteuern wollte. Hierbei kamen sogar 140.000 Euro zusammen. Dennoch stand neben der permanenten Anspannung durch bauliche Hindernisse immer wieder die Aufgabe, erneut Gelder einzuwerben.

Die Stadt und der Gemeinderat hätten das Projekt stets weiter unterstützt, sagt Braun. „Dafür sind wir enorm dankbar.“ Gleiches gelte für die Hubertus-Wald-Stiftung in Hamburg als Eigentümerin des Gebäudes, deren eigener Kostenanteil sogar doppelt so hoch sei wie der des Jazzclubs.
Grund für dieses Engagement sei die besondere Verbindung zu dem Haus in Karlsruhe: Die ursprüngliche „Kurbel“ (damals noch in der Kaiserstraße) war 1946 das erste Kino des Unternehmers Hubertus Wald. Die „neue“ Kurbel von 1957, in die nun der Jazzclub einzieht, ist das letzte bestehende Haus des einstigen Kino-Imperiums und soll daher weiterhin kulturell genutzt werden.
Kino-Flair bleibt auch im Konzertsaal erhalten
„Das Kino-Flair bleibt nach dem Umbau erhalten“, erklärt Braun. Im großen Saal werde es hinter der Bühne weiterhin eine Leinwand und den markanten roten Vorhang geben. Die Sitze auf der neu errichteten Empore sind ehemalige Kinosessel. Und die Bühne werde modular auf- und abbaubar gestaltet.
„Der Raum soll wirklich multifunktional genutzt werden“, sagt Julia Hildenbrand. Mit ihr hat der Jazzclub seit Oktober 2022 erstmals eine hauptamtliche Geschäftsführung. Die neuen räumlichen Möglichkeiten sehe man auch als Verpflichtung, deren Nutzung zu koordinieren – mit Eigenveranstaltungen, Kooperationen und Vermietungen.
Zunächst aber soll die neue Spielstätte den vielen aktiven Jazzclubbern gehören. „Wir haben ja mehrere regelmäßige Konzertreihen wie die JazzClassix, die Session oder das Soulcafé, und da freuen sich alle Beteiligten schon sehr darauf, den neuen Saal selbst zu bespielen“, sagt Braun.
Eröffnungsreigen wird mehrere Veranstaltungen umfassen
Zudem ist der Jazzclub bestens etabliert als Veranstalter internationaler Gastspiele. Den seit 2013 bundesweit ausgeschriebenen Spielstättenpreis „Applaus“ hat er bereits drei Mal erhalten.
Insofern ist auch in dieser Hinsicht zu erwarten, dass sich die Eröffnung nicht auf den 23. September beschränkt. „Es werden wohl eher Eröffnungswochen, die auf das Jazzfestival im Oktober hinlaufen“, sagt Julia Hildenbrand. Nun ja: Nach mehreren Jahren Umbau darf man auch mal ein paar Wochen lang eröffnen.
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