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Gedenken in Karlsruhe

Jüdischer Fußballpionier: Karlsruher Julius Hirsch vor 80 Jahren nach Auschwitz deportiert

Julius Hirsch gilt als einer der besten Fußballer seiner Zeit. Er war der erste jüdische Nationalspieler Deutschlands. Vor 80 Jahren wurde er nach Auschwitz deportiert, daran erinnerte man in Karlsruhe.

Gedenkkerzen für die vor 80 Jahren Deportierten: KFV-Vorsitzender Hofley, Spetzger (KFV-Vorstand), Fuchs (Supporters), Historiker Metz, Staneker (Fan-Projekt) (von links).
Gedenkkerzen für die vor 80 Jahren Deportierten: KFV-Vorsitzender Hofley, Spetzger (KFV-Vorstand), Fuchs (Supporters), Historiker Metz, Staneker (Fan-Projekt,von links). Foto: Rüdiger Homberg

Julius Hirsch vom Karlsruher Fußballverein (KFV) und sein Vereinskamerad Gottfried Fuchs waren die ersten und bis heute einzigen Fußballnationalspieler jüdischen Glaubens. 1910 wurden sie Deutscher Meister. Hirsch noch einmal 1913 mit der Spielvereinigung Fürth.

Während es Fuchs gelang, dem Naziregime zu entkommen, kehrte Hirsch nach einem Intermezzo in Frankreich 1939 nach Deutschland zurück. Das sollte dem 1892 Geborenen zum Verhängnis werden. Weil er sich zum Schutze seiner Familie von seiner evangelischen Ehefrau hatte scheiden lassen, konnte er die Vorteile einer „privilegierten Mischehe“ nicht mehr genießen.

Am 1. März 1943, also nunmehr vor genau 80 Jahren, wurde er mit sieben weiteren Karlsruher Juden zu einem „Arbeitseinsatz im Osten“ abkommandiert. Was die Deportation nach Auschwitz bedeutete. Ob er bereits während der Fahrt oder kurze Zeit später im Vernichtungslager starb, lässt sich nach Angaben des Mannheimer Historikers Simon Metz heute nicht mehr feststellen. Das Amtsgericht Karlsruhe erklärte ihn nach dem Krieg offiziell für tot.

Mahnwache findet immer am 1. März am Karlsruher Hauptbahnhof statt

Metz ist Mitglied der Karlsruher Supporters, die seit 2018 an der Stele für die nach Gurs deportierten südwestdeutschen Juden beim Hauptbahnhof jeweils am 1. März eine Mahnwache für Julius Hirsch und die sieben anderen zu diesem Datum Deportierten halten.

Nach Corona-Pause nun erstmals wieder am vergangenen Mittwochabend. Supporters-Chef Marco Fuchs erinnerte dabei daran, dass es auch heute in Europa wieder Deportationen, Vertreibungen und Morde an Unschuldigen gibt, dass ein Despot den jüdischen ukrainischen Präsidenten Selenskyi als Nazi bezeichne.

Nationalität soll beim Sport keine Rolle spielen

Uwe Spetzger ist Mitglied im KFV-Vorstand. Der Arzt hatte im KFV alle Jugendmannschaften von der E- bis zur A-Jugend durchlaufen. Bis ihm ein lädiertes Knie einen anderen Weg wies. Er erinnerte daran, dass Fußballvereine nicht nationalistisch ausgerichtet sein sollten. Denn es spiele keine Rolle, welcher Nationalität die Kicker angehörten.

„Vereine“, so Spetzger, „sollen vereinen.“ Zusammen mit den rund 30 Anwesenden legten er, Fuchs, der KFV-Vorsitzende Alexander Hofley, Sebastian Staneker vom KSC-Fanprojekt und Historiker Metz an der Stele Gedenkkerzen und Blumen nieder.

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