„Gut, dass wir Sie haben!“ Mit diesen Worten endet die Laudatio, die Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) für Solange Rosenberg hält. Die Vertreterin der Jüdischen Gemeinde in Karlsruhe wurde am Samstagabend in den Räumen des Generallandesarchivs mit dem Karlsruher Ludwig-Marum-Preis ausgezeichnet.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi zeigt in seiner Rede Gemeinsamkeiten der Preisträgerin Rosenberg und von Ludwig Marum auf. Beide verbinde weit mehr als allein die Religionszugehörigkeit, sagt Marvi. Respekt, Toleranz und eine klare Position zur Demokratie nennt der Karlsruher Vertreter in Berlin. Das seien Voraussetzungen, die die Preisträger des seit 1988 verliehenen Ludwig-Marum-Preises allesamt erfüllten.
Emotionale Laudatio des Karlsruher Oberbürgermeisters für Solange Rosenberg
Ludwig Marum war Rechtsanwalt, von 1911 bis 1921 Mitglied des Karlsruher Bürgerausschusses sowie Badischer Justizminister. 1934 wurde der jüdische SPD-Politiker von den Nazis ermordet. Aktuell widmet sich eine Ausstellung im Generallandesarchiv seinem Leben und Schicksal.
Querverbindungen zwischen Rosenberg und Marum spielen auch in der emotionalen Laudatio von Oberbürgermeister Mentrup eine zentrale Rolle. Er würdigt den Mut der Preisträgerin, 1945 als Kind von Emigranten in Brüssel in eher ärmliche Verhältnisse geboren, die sich in Karlsruhe ein erfolgreiches Leben aufgebaut hat. „Hartnäckigkeit, Würde, Eleganz und Stil“ zeichneten die überzeugte Demokratin aus, so der Oberbürgermeister.
Sie sei in ihren vielfältigen Funktionen, unter anderem im SWR-Rundfunkrat, immer wieder unbeirrbar als Kämpferin für Demokratie und gegen Schwarz-Weiß-Denken eingetreten. Überdies sei Solange Rosenberg, die auch Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ist, mit ihrem Engagement gegen Intoleranz und für Menschlichkeit eine vorbildliche Brückenbauerin, die unverzichtbar für die Gemeinschaft sei. „Sie sind eine Säule der Stadtgesellschaft.“
Nachkommen Marums kommen zur Kranzniederlegung
Rosenberg nimmt den Preis sichtlich gerührt entgegen. Sie sei mit ganzem Herzen bei ihren Aufgaben, etwa der Gestaltung der Gedenkfeiern zum 9. November. Der Preis mache sie als Jüdin und auch als Demokratin stolz. Das Preisgeld werde sie dem Jüdischen Wohlfahrtsverband spenden, der derzeit ukrainische Familien unterstützt. Im Kampf gegen Rassismus und antidemokratische Tendenzen könne sie nur eines sagen: „Dranbleiben und weitermachen!“
Am Nachmittag hatte der Bundestagsabgeordnete Marvi im Beisein der Nachkommen von Ludwig Marum auf dem Karlsruher Hauptfriedhof einen Kranz niedergelegt. „Wir freuen uns, dass die SPD das Andenken an meinen Ururgroßvater aufrechterhält“, sagte Alexander Marum, der mit Familie aus Stuttgart angereist war. Auch sein kleiner Sohn werde mit der Geschichte seines Vorfahren aufwachsen.