Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Taliban hat Karlsruhe eine Ortskraft der Bundeswehr mit seiner Ehefrau aufgenommen. Nach deren Ankunft im August wurde es jedoch ruhig in der Sache.
„Derzeit liegt keine weitere Anfrage des Regierungspräsidiums zur Aufnahme von Afghaninnen und Afghanen vor“, berichtet die Stadtverwaltung nun auf Anfrage der CDU-Fraktion.
Man stehe mit dem Regierungspräsidium aber im Austausch, um zeitnah auf mögliche weitere Bedarfe reagieren zu können.
CDU-Fraktion in Karlsruhe fordert Rettung von Ortskräften in Afghanistan
Die Christdemokraten betonen, dass sie es als moralische Verpflichtung verstehen, „denjenigen Hilfe zukommen zu lassen, die jetzt aufgrund der vergangenen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr oder aufgrund ihres gesellschaftlichen Engagements mit Gefängnis, Folter oder dem Tod bedroht werden“.
Mit Bestürzung verfolge man die Nachrichten vom Hindukusch: „Die Bewohner des an und für sich bereits schwer von Instabilitäten getroffenen Landes durchleben derzeit eine politische und humanitäre Katastrophe“, heißt es von der CDU.
In dieser Situation gelte es, schnellstmöglich alle Menschen zu retten, denen Deutschland Schutz zugesichert habe – also insbesondere die Ortskräfte und ihre Angehörigen, aber auch anderen besonders gefährdeten Personenkreisen.
Baden-Württemberg wird den Berechnungen zufolge etwa 1.100 Afghanen aufnehmen. Die CDU begrüße es, wenn davon einige nach Karlsruhe kommen. Aufnehmen könnte man sie nach Angaben der Stadtverwaltung: In den städtischen Übergangsunterkünften seien aktuell etwa 40 Plätze nicht belegt und stünden zur Verfügung. Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten sieht man im Karlsruher Rathaus nicht.
Strukturen für die Aufnahme von Geflüchteten aus Afghanistan in Karlsruhe stehen
Grundsätzlich stünden im Fall der Fälle für die Aufnahme sowie für die Integration von Geflüchteten „bereits bewährte Strukturen und Angebote in Karlsruhe zur Verfügung“. Zum Beispiel das vom Land finanzierte Integrationsmanagement. Zudem gibt es ehrenamtliche Angebote, etwa Mentoren.
Im Zuge der Geschehnisse in Afghanistan hätten sich auch viele Bürger gemeldet, die gerne helfen möchten. Karlsruhe habe darüber hinaus Kontakt zum Patenschaftsnetzwerk für afghanische Ortskräfte der Bundeswehr aufgenommen.
Dieses verzeichne derzeit einen enormen Zulauf an aktiven und ehemaligen Soldaten, die ebenfalls Hilfe bei der Integration der Ortskräfte offerieren. In Karlsruhe erfolgt die Koordination der Angebote nun über Sozialarbeiter des ökumenischen Migrationsdienstes.
Karlsruhes OB Mentrup schreibt Brief an Bundesinnenminister
Im Februar 2019 trat Karlsruhe dem Bündnis „Sicherer Hafen“ bei. Das setzt sich für die Aufnahme von aus Seenot geretteten Geflüchteten ein. In einem Schreiben an das Bundesinnenministerium bekräftigte Oberbürgermeister Frank Mentrup zudem jüngst die Bereitschaft, Menschen aus Afghanistan aufzunehmen.
Man dürfe die Menschen nicht ihrem Schicksal überlassen, heißt es in dem Brief. Darin fordert Mentrup ein „großzügiges Bundesaufnahmeprogramm“.