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„Chaotische Abläufe“

Karlsruhe bereitet Corona-Impfungen für Kinder vor – Mentrup kritisiert Land Baden-Württemberg

Karlsruhe bereitet sich auf die Impfung von Kindern gegen Corona vor. Derweil sieht Oberbürgermeister Frank Mentrup eine leichte Entspannung bei den Fallzahlen.

Ein venezolanischer Junge erhält in Cucuta, Kolumbien, eine Dosis des Impfstoffs Sinovac COVID-19. In den vergangenen zwei Wochen hat Kolumbien Tausende von Venezolanern mit COVID-19-Impfstoffen versorgt. +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Piks im Kampf gegen die Pandemie: Karlsruhe weitet das Impfangebot aus. Auch Familien mit Kindern will man Optionen bieten. Foto: Fernando Vergara/dpa/AP

Eine Entspannung sieht Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) bei den Karlsruher Corona-Zahlen. „Wir haben noch eine recht hohe Inzidenz, sehen aber eine leicht fallende Tendenz.“ Das passe zu den Werten des Abwasser-Orakels der vergangenen zwei Wochen.

Bei der Klinik-Belegung gebe es eine Seitwärts-, aber noch keine Abwärtsbewegung. Da die Intensivbehandlung zeitlich verzögert nötig werde, sei auch eine weitere Zunahme der Fälle möglich.

„Und weil die Intensivbehandlung oft mehrere Wochen dauert, kann sich die Lage ohnehin nicht kurzfristig entspannen.“

Bis zu 35 Prozent der Intensivpatienten in Karlsruhe sterben

Aktuell sterben der Statistik zufolge 30 bis 35 Prozent aller Corona-Patienten, die auf den Karlsruher Intensivstation behandelt werden. „Das ist ein deutlich höherer Anteil als in den früheren Wellen“, so Mentrup. Das Virus sei offenbar deutlich aggressiver als frühere Varianten. „80 bis 90 Prozent der Verstorbenen waren ungeimpft.“

Derweil wird in Karlsruhe das Impfangebot weiter ausgebaut. Im Osten der Stadt stehe man kurz vor einer Einigung für ein neues Angebot. Zudem arbeitet die Station im Ettlinger Tor ganztags und nicht mehr stundenweise.

Mit dem Vorliegen der Stiko-Empfehlung für Kinderimpfungen soll es darüber hinaus im Kammertheater spezielle Zeitfenster für die Altersklasse ab fünf Jahren geben. „Dort arbeiten dann Kinderärzte, die aufklären und impfen“, kündigt Mentrup an. Er sieht grundsätzlich jedoch eher die niedergelassenen Ärzte in der Pflicht.

Mentrup spricht von Fehleinschätzung in Corona-Krise

In mehreren Punkten kritisiert Mentrup das Land. Er verstehe nicht, warum Stuttgart an Schulen die Testung von geimpften oder genesenen Schülern nicht mehr unterstützen will. Überhaupt sei seit Sommer die Weitergabe des Virus durch Geimpfte viel zu wenig thematisiert worden. „Bezogen auf die Ausbreitung des Virus war das eine Fehleinschätzung.“

Mit Blick auf das Regelwirrwarr bezüglich von 2G plus spricht Mentrup von „chaotischen Zeitabläufen“. Bekanntlich kündigte das Land vor einer Woche zunächst eine zusätzliche Testpflicht für Geimpfte und Genesene etwa beim Restaurantbesuch an, nahm dann aber erst Geboosterte aus, später zudem alle, bei denen die Infektion oder Impfung nicht länger als sechs Monate zurückliegt. „Beim Booster erkenne ich noch einen pädagogischen Hintersinn“, so Mentrup. Den Sechs-Monats-Korridor verstehe er aus infektiologischer Sicht aber nicht.

„Verunglückte Situation“

Kritik übt Mentrup zudem an der Aufhebung der Präsenzpflicht an Schulen vor den Ferien. „Einige Eltern können ihre Kinder selbst betreuen, andere nicht. Somit bekommen wir eine Gute-Eltern/Schlechte-Eltern-Diskussion.“ Mentrup nennt das eine „verunglückte Situation“, die er den Familien gerne erspart hätte. Außerdem habe man zuletzt gesehen, dass Schulen kein gefährlicher Ort seien. „Die Ängstlichkeit einiger wurde gerade abgebaut, wird jetzt aber wieder geschürt.“ Das Verhalten der Landesregierung sei hier planlos.

Kurz vor Eröffnung des Tunnels unter der Kaiserstraße an diesem Samstag appelliert Mentrup an die Bürger, nicht unbedingt gleich zum Start um 14 Uhr in den Untergrund zu drängen. „Wir schließen die Stationen nicht um 14.30 Uhr wieder.“ Wenn man am Samstag etwas später oder erst am Sonntag zum Schauen komme, gehöre man immer noch zu den ersten Besuchern.

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