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Termine für 3. Impfung

Karlsruher Klinikchefs begrüßen Abkehr vom Corona-Inzidenzwert und rechnen mit mehr schwerst Erkrankten

Karlsruher Ärzte und Klinikchefs rechnen mit weiter steigenden Corona-Infektionszahlen. Der geplanten Abkehr vom Inzidenzwert als alleinigem Kriterium stehen die Experten positiv gegenüber.

Geimpft, getestet, genesen:  Der Inzidenzwert als alleiniges Kriterium für mögliche Einschränkungen tritt zugunsten eines umfassenderen Blicks auf die Pandemielage zurück.
Geimpft, getestet, genesen: Der Inzidenzwert als alleiniges Kriterium für mögliche Einschränkungen tritt zugunsten eines umfassenderen Blicks auf die Pandemielage zurück. Foto: Marius Becker/dpa

Die von der Bundespolitik angestrebte Abkehr von der Inzidenz als alleinigem Gradmesser zur Beurteilung der Corona-Lage ist nach überwiegender Auffassung auch Karlsruher Mediziner ein Schritt in die richtige Richtung. Angesichts der Impffortschritte müsse der Inzidenzwert in seiner Bedeutung relativiert werden, so der Tenor unter den stichprobenartig befragten Allgemeinärzten.

Damit schließen sich viele Karlsruher Mediziner der Position des Hausärzteverbandes an. Deren Chef, Ulrich Weigeldt, hatte neben anderem gefordert, zur Bewertung des Infektionsgeschehens noch weitere Aspekte heranzuziehen. Die Belastung des Gesundheitswesens müsse besser abgebildet werden. Positiv äußerte sich auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD).

Bislang schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung des Wertes von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Geht es nach der Bundespolitik, sollen sich mögliche Einschränkungen vor allem auch an der Zahl der in den Krankenhäusern behandelten Corona-Fälle orientieren.

Die aktuellen Zahlen sind derzeit noch gering. So meldet das Städtische Klinikum Karlsruhe derzeit neun Covid-19-Patienten auf der Allgemeinstation sowie zwei auf der Intensivstation. Lediglich einer der beiden Intensiv-Patienten benötigt eine künstliche Beatmung. Weitere zwei Covid-19-Patienten sind jugendlichen Alters und liegen auf der pädiatrischen Abteilung.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat das Klinikum 739 Covid-Patientinnen und -Patienten nach Genesung entlassen, 129 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung verstorben.

Klinikchef appelliert an Ungeimpfte

Für Martin Bentz, dem Direktor der Medizinischen Klinik III, ändert sich in der Beurteilung der Pandemie-Situation zunächst auch dann nicht viel, wenn die 50er-Inzidenz als Maßstab zurücktritt.

Man habe sich bei der Lage-Einschätzung immer an verschiedenen Parametern orientiert, sagt der Medizin-Professor. Dazu zählten neben den lokalen, regionalen und bundesweiten Inzidenzwerten auch die Reproduktionsrate des Virus, die Auslastung der Corona-Stationen, die Situation in Karlsruhe sowie die Erkenntnisse aus den Prognose-Modellen.

Bentz geht davon aus, dass die Anzahl stationär zu behandelnder Covid-19-Patientinnen und -Patienten in den kommenden Tagen und Wochen steigen wird. Angesichts der wachsenden Impfquote setzt der ärztliche Direktor darauf, dass schwere Krankheitsverläufe in dieser Gruppe deutlich seltener sein werden als bei Ungeimpften. Bentz appelliert an alle, die noch nicht geimpft sind, dies nachzuholen.

Konflikt in der Kapazität zwischen Covid-Erkrankten und sonstigen Patienten möglich

Ähnlich äußert sich sein Kollege Karl-Jürgen Lehmann von den ViDia Kliniken. Für eine Klinik sei es zunächst unbedeutend, ob die gesetzlichen Vorgaben von der Inzidenz oder eher der sogenannten Hospitalisierungsrate abhängig gemacht werden. Mittlerweile sei aber unbestritten, „dass die Inzidenzrate allein keine solide Korrelation mit der Belastung der Kliniken durch schwerstkranke Covid-Patienten mehr liefert“. Grund ist die wachsende Zahl der Geimpften und Genesenen.

Hohe Zahlen an Covid-Patienten werden letztlich auch zu höheren Zahlen an schwerst Erkrankten führen.
Karl-Jürgen Lehmann, ViDia Kliniken

Für das wahrscheinlichste Szenario in nächster Zeit hält der Professor steigende Infektionszahlen – vor allem bei Reise-Rückkehrern und unter Nicht-Geimpften. „Hohe Zahlen an Covid-Patienten werden letztlich auch zu höheren Zahlen an schwerst Erkrankten führen“, betont Lehmann.

Er erwartet aber nicht, dass die Zahl dieser Patienten die grundsätzliche Kapazität der Kliniken in der Region übersteigt. Mit Blick auf das knappe Personal in den Kliniken könne es aber sehr wohl zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen Covid-Erkrankten und sonstigen Patienten kommen.

Termine für Auffrischungs-Impfungen in Karlsruhe

OB Frank Mentrup appelliert unterdessen an die noch nicht immunisierten Karlsruherinnen und Karlsruher, sich impfen zu lassen. Ansonsten gehe man ein großes Risiko ein, sich angesichts der wieder steigenden Zahlen zu infizieren.

Einen weiteren Appell richtet der OB an Rückkehrer aus dem Urlaub. Auch wenn deren Testung anlässlich ihrer Wiedereinreise negativ ausgefallen sei, empfehle sich fünf bis sechs Tage später eine neuerliche Testung. Vielfach seien solche Tests dann positiv.

Schon heute sollten im Übrigen Menschen von mehr als 80 Jahren und jene mit besonderen Begleit-Erkrankungen, deren Zweitimpfung mehr als sechs Monate zurückliegt einen Termin für ab September möglichen Auffrischungs-Impfungen („Booster“) vereinbaren.

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