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Rankpflanzen mit Vorteilen

Karlsruhe legt beim „Gartenträume Wettbewerb“ den Fokus auf Dach- und Wandbepflanzung

Die Straße ist asphaltiert, im Hinterhof kein Platz für einen Garten – trotzdem gibt es eine Möglichkeit Pflanzen Raum zu geben. Die Stadt Karlsruhe möchte mit einem neuem Wettbewerb auf Dach- und Wandbepflanzung aufmerksam machen.

Informieren sich vor Ort: Paul Kuhnert,  Bettina Lisbach, Doris Fath und Britta Velhagen
Informieren sich vor Ort: Paul Kuhnert, Bettina Lisbach, Doris Fath und Britta Velhagen (von rechts) am Alten Schlachthof. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Auf dem Alten Schlachthof in Karlsruhe staut sich im Sommer die Hitze. Der Boden ist asphaltiert und kaum ein Grashalm bahnt sich den Weg durch die Steine. Das sei auch nicht gewollt, erklärt Paul Kuhnert vom Gartenbauamt: „Der Boden ist vorbelastet.“ Regenwasser soll nicht durch die Erde absickern und möglicherweise durch Altlasten der vorherigen Nutzungen des Geländes verschmutzt werden.

Auch in anderen Teilen der Stadt können Straßen, Wege und Flächen aus unterschiedlichen Gründen nicht bepflanzt werden. In der Innenstadt bietet es sich wegen der neuen U-Bahn beispielsweise nicht an Bäume zusetzen, nennt Bürgermeisterin Bettina Lisbach (Grüne) ein Beispiel.

Trotzdem soll in der Stadt möglichst viel Grün wachsen. Die Bürgermeisterin kennt dafür gleich drei Gründe: Pflanzen verschönern das Stadtbild, helfen bei der Klimaanpassung und fördern die Biodiversität.

Blüten locken Insekten: Die Ranken auf dem Alten Schlachthof blühen bereits.
Blüten locken Insekten: Die Ranken auf dem Alten Schlachthof blühen bereits. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Deswegen widmet sich der diesjährige „Gartenträume Wettbewerb“ dem Thema Dach- und Vertikalbegrünungen. Es werden also Bewerber gekürt, die ihr Dach besonders schön und sinnvoll bepflanzt haben und solche Bewerber, die Kletterpflanzen oder Ähnliches an ihren Hauswänden, Pergolen und Carports haben. Teilnehmen können Privatpersonen, Schulen oder Firmen – die Anlagen dürfen sich nur nicht auf Grundstücken befinden, die in städtischer Pflege sind.

Der Wettbewerb richtet sich vor allem an Karlsruher, die bereits ihre Wänden oder Dächer bepflanzt haben. Von den Ergebnissen können sich dann andere inspirieren lassen, heißt es von Lisbach. Sie sagt: „Gerade beim Thema Vertikalbegrünung kann in Karlsruhe noch viel verbessert werden.“

Wer selbst über eine Vertikalbegrünung nachdenkt, kann sich beispielsweise auf dem Alten Schlachthof Ideen holen. Dort ist Dachbegrünung im Bauplan vorgeschrieben. Auch an den Wänden finden sich einige Ranken. Sowohl solche, die ohne Stütze die Wand hochklettern, als auch Pflanzen, die an Metalldrähten in die Höhe klettern.

„Ich empfehle Interessierten auf jeden Fall eine gute Beratung vorab“, sagt Doris Fath. Die Leiterin des Gartenbauamts weiß, dass Kletterpflanzen auch Nachteile haben können. Drähte an der Hauswand zu installieren kostet Geld. Außerdem müssen die Pflanzen gedüngt und gegossen werden. Mit guter Vorbereitung halte sich der Aufwand aber in Grenzen, meint Fath.

Rankpflanzen sind für Tiere interessant

Von dem zusätzlichen Grün sollen sowohl Mensch als auch Tier profitieren. „Efeu beispielsweise ist eine große Bienenweide“, sagt Fath. Ihr Kollege Kuhnert ergänzt, dass die meisten Rankpflanzen für Insekten interessant sind. Die Pflanzen stammen aus dem Wald, deswegen müssen sie sich spezialisieren, um Insekten anzulocken, – beispielsweise mit ihren Blüten.

„In dem Grün wohnen zudem oft Käfer, die als Nahrung für Vögel dienen“, sagt Kuhnert weiter. Er will außerdem mit einem Vorurteil aufräumen. Er betont, dass Rankpflanzen die Hauswände nicht beschädigen. Ganz im Gegenteil: „Die Pflanzen schützen die Fassaden vor Wind und Kälte.“

Auf dem Alten Schlachthof sollen die Pflanzen auf den Dächern und an den Wänden vor allem einen Zweck erfüllen: Abhilfe gegen die Hitze schaffen. „Klimastudien deuten darauf hin, dass es immer mehr Hitzewellen geben wird“, sagt Kuhnert. Auch in Karlsruhe machte sich der Klimawandel in den vergangenen Jahren schon bemerkbar. Die Bürgermeisterin Bettina Lisbach spricht also aus Erfahrung, wenn sie betont, dass man sich bei Hitze lieber zwischen Pflanzen aufhält als zwischen Betonwänden: „Das steigert den Wohlfühlcharakter.“

Karlsruher Gartenbauamt: Pflanzen bringen Abkühlung

In einem gewissen Maße sei der subjektiv empfundene Kühlungseffekt auch messbar, sagt Kuhnert. Er erklärt, dass sich eine dunkle Hauswand bei einer Temperatur von um die 35 Grad auf 50 Grad aufheizt. Eine begrünte Wand erreiche lediglich Temperaturen von um die 28 Grad. Außerdem sondern die Pflanzen verdunstetes Wasser ab, auch diese Abkühlung könne der Mensch wahrnehmen.

Bis die Besucher des Schlachthofs allerdings im vollen Umfang von den Ranken an den Hauswänden profitieren können, dauert es noch eine Weile. Zwar wachsen die Pflanzen an manchen Hauswänden schon seit ein paar Jahren. Bis eine ganze Wand dicht begrünt ist, kann es aber bis zu zehn Jahre dauern.

Die Verantwortlichen des Gartenbauamts denken aber bereits darüber nach, den Wettbewerb Gartenträume in ein paar Jahren mit einem ähnlichen Motto zu wiederholen, falls nun jemand auf dem Geschmack gekommen ist.

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