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Kommt die Gelbe Tonne?

Karlsruhe will die Wertstofftonne loswerden

Seit mehreren Jahren verhandelt Karlsruhe mit den Betreibern Dualer Systeme über die Zukunft der Wertstoffsammlung. Am Dienstag trifft der Gemeinderat eine Entscheidung.

Wertstofftonnen beim Amt für Abfallwirtschaft in der Ottostraße
Bald ein Auslaufmodell? Wertstofftonnen beim Amt für Abfallwirtschaft in der Ottostraße Foto: Jörg Donecker

Gibt es in Karlsruhe weiterhin eine graue Wertstofftonne mit rotem Deckel? Oder werden im kommenden Jahr neue Tonnen mit gelben Deckeln eingeführt? Die Deckelfarbe ist dabei nicht der einzige Unterschied. Denn in der Wertstofftonne dürften wie bisher zahlreiche unterschiedliche Kunststoffarten entsorgt werden.

In der Gelben Tonne wäre nur noch Platz für die sogenannten Leichtverpackungen, Plastikspielzeug oder alte Bratpfannen müssten separat entsorgt werden. Die Entscheidung über die Zukunft der Wertstoffsammlung in der Stadt trifft am Dienstag der Gemeinderat.

Das bedeutet aller Voraussicht nach auch das Ende eines mehrjährigen Verhandlungsmarathons zwischen der Stadt und den Betreibern Dualer Systeme (BDS). Ein wesentlicher Faktor bei den Verhandlungen waren dabei immer die Kosten. Laut der Beschlussvorlage für den Gemeinderat kostet die Wertstofftonne in der bisherigen Form nach den aktuellen Berechnungen jährlich drei Millionen Euro mehr als eine Gelbe Tonne in der Zuständigkeit der BDS.

Karlsruhe will drei Millionen Euro sparen

„Aufgrund der Haushaltssituation mit strengen Einsparvorgaben für alle Dienststellen empfiehlt die Verwaltung die Einführung einer Gelben Tonne“, schreibt die Stadt in der Beschlussvorlage. Allerdings haben sich die prognostizierten Mehrkosten für die Wertstofftonne seit den ersten Berechnungen um 1,3 Millionen Euro verringert. Grund ist eine positive Entwicklung der Fehlwürfe.

2022 landete deutlich weniger Kartonage oder Papier in den Wertstofftonnen als 2016. Allerdings werden nach Einschätzung der Stadt immer noch zu viel Restmüll und Bioabfälle in der Wertstofftonne entsorgt, deshalb lag der Fehlwurfanteil im vergangenen Jahr noch bei über 56 Prozent.

Über die Gründe für die mangelhafte Mülltrenn-Moral wurde seit dem Beginn der Verhandlungen mit den BDS viel spekuliert. Probleme mit der Mülltrennung gibt es oft in großen Wohnanlagen, wo einige Container schnell gefüllt und der Müll dann einfach anderweitig verteilt wird.

Keine Kompromisse bei Tonnengröße

Keine Kompromisse will die Stadt bei der Tonnengröße eingehen. Bundesweit sehen die BDS laut der Beschlussvorlage lediglich Behältergrößen ab 240 Litern vor. Das Aus für kleinere Behälter ist für die Stadt nach eigenen Angaben allerdings nicht akzeptabel, deshalb ist die Beibehaltung von 120-Liter-Tonnen eine Bedingung für beide Varianten.

Kritisiert wurde bei vergangenen Debatten über die Zukunft der Wertstoffsammlung, dass die sogenannten Stoffgleichen Nichtverpackungen (SNVP), etwa Plastikspielzeug, Bratpfannen oder Kunststoffkleiderbügel, nicht mehr über eine Tonne vor der Haustür entsorgt werden können und extra zum Wertstoffhof gebracht werden müssen. Damit solche Wertstoffe nicht im Restmüll landen, will die Stadt bei einem Votum für die Gelbe Tonne ein Pilotprojekt für eine Alternativsammlung der SNVP, möglicherweise im Rahmen des Projekts „Sperrmüll auf Abruf“, auf den Weg bringen.

Bürgervereine wollen Wertstofftonne behalten

Für den Erhalt der Wertstofftonne, zumindest für weitere drei Jahre, plädiert auf jeden Fall die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine (AKB). „Die Beibehaltung ist unseres Erachtens kostenneutral möglich, indem die Kalkulation vervollständigt und gegebenenfalls eine leichte Gebührenanpassung vorgenommen wird“, schreibt die AKB ein einer Stellungnahme an die Stadt, die auch dieser Redaktion vorliegt.

Nach Einschätzung der AKB sind drei Millionen Euro Mehrkosten für den Erhalt der bisherigen Wertstofftonne nämlich deutlich zu hoch gegriffen. Die Kosten für die Abfallberatung bleiben laut der Stellungnahme schließlich weiter bei der Stadt hängen. „Hinzu kommen SNVP-Fehlwürfe in der Restmülltonne, weil Teile der Bürgerschaft nicht eine weitere Abfallfraktion sammeln will, die bei der Wertstoffstation oder über den Sperrmüll entsorgt werden soll“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Zahlen werfen Fragen auf

Fraglich ist für die AKB auch die Menge der „sonstigen Fehlwürfe“, die sich laut der Beschlussvorlage von 7.447 Tonnen im Jahr 2016 auf 7.447,57 Tonnen im Jahr 2022 nur im Nachkommabereich verändert hat. „Hat man den Anteil etwa gar nicht neu untersucht und nur den Wert von 2016 übernommen?“, heißt es in der Stellungnahme.

Außerdem geht die AKB nicht davon aus, dass die Recycling-Quote alleine mit der Einführung einer Gelben Tonne erhöht werden kann. Die Mehrzahl der Fehlwürde passierten nicht aus Unkenntnis, sondern aus Bequemlichkeit, argumentiert die AKB. An diesem Verhalten könne auch eine optisch stark unterschiedliche Tonne nichts ändern.

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