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Drogenabhängiger klaut seit 15 Jahren Autos

Karlsruher Autodieb muss für mehrere Jahre hinter Gitter

Ein 32-jähriger Drogenabhängiger steht in Karlsruhe vor Gericht, weil er seit 15 Jahren immer wieder Autos klaut, um nachts einen Schlafplatz zu haben. Am Dienstag wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt - und äußerte vor Gericht einen Wunsch.

ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Autotür wird mit Hilfe eines Schraubenziehers am 26.08.2005 in Frankfurt am Main geöffnet. Brandenburger können künftig helfen, Autodieben das kriminelle Treiben zu erschweren. Möglich macht es eine «künstliche DNA». Foto: Heiko Wolfraum dpa/lbn (zu lbn 0955 vom 13.04.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Diebstahl für Obdach: Am Dienstag wurde der Fall eines 32-Jährigen vor dem Amtsgericht Karlsruhe verhandelt, der jahrelang Autos gestohlen, ohne Führerschein gefahren und diese als Schlafplatz genutzt haben soll. Foto: Heiko Wolfraum/dpa

Um nachts ein Dach über dem Kopf zu haben, klaut ein 32-Jähriger seit Jahren Autos. Für verschiedene Vergehen wurde er am Dienstag vom Amtsgericht Karlsruhe zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Seit 15 Jahren gerät er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Nun gibt der drogenabhängige Vater eines vierjährigen Sohns an, sein Leben verändern zu wollen und sieht eine Therapie als seine letzte Chance.

Die Lebensgeschichte des Angeklagten könnte schöner sein: Als er ein Jahr alt ist, trennen sich die arbeitslosen Eltern. Nach einer kurzen Zeit im Kinderheim wächst er bei seiner Oma auf. Er beginnt damit, wieder Kontakt zu seinen Eltern aufzunehmen.

Angeklagter wurde mit 12 Jahren drogenabhängig

Als er gerade elf ist, stirbt erst der Vater, ein halbes Jahr später wird seine Mutter von seinem Stiefvater ermordet. Weil die Oma mehrere Herzinfarkte hat, kommt er wieder in das Kinderheim. Seit er zwölf ist, greift er regelmäßig zu Drogen. Trotzdem schafft er es, sowohl die Hauptschule als auch eine Ausbildung zum Koch abzuschließen.

2016 beginnt er eine Therapie. Weil sich die Mutter seines neugeborenen Kindes von ihm trennt, bricht er die Behandlung nach drei Monaten ab, betäubt sich wieder regelmäßig mit Rauschmitteln und landet auf der Straße. Seit seinem 17. Lebensjahr begeht er immer wieder Straftaten.

Er klaut Autos, um nachts einen Schlafplatz zu haben. Immer wieder muss er deshalb hinter Gitter, teilweise jahrelang. Bei der Verhandlung am Dienstag wurde der 32-Jährige nun wegen Fahrens ohne gültige Fahrerlaubnis in sieben Fällen angeklagt, in vier Fällen in Tateinheit mit schwerem Diebstahl.

Dreimal soll er Autos von den Parkplätzen eines Autohauses entwendet haben, einmal von einem Stellplatz vor einem Privathaus. Die Taten spielten sich zwischen August 2019 bis Juni 2020 ab. Der Täter startete seine Touren im Stadtgebiet Karlsruhe und dem Pfinztal.

Ein Auto wurde später in Pforzheim gefunden, mit einem anderen wurde er in Eppingen geblitzt. Laut Angeklagtem hätten sich die Schlüssel bei drei Fällen im Fahrzeug befunden, einmal musste er den Briefkasten eines Autohauses aufbrechen, um an diesen zu gelangen.

Polizisten finden ihn schlafend in geklautem Fahrzeug

Im Juni dieses Jahres fanden die Diebestouren des Angeklagten ein jähes Ende. Bei einer nächtlichen Streife fanden ihn zwei Polizisten schlafend in einem geklauten Transportfahrzeug. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Seit dem 30. Juli verbüßt er zudem eine Ersatzfreiheitsstrafe. Das Amtsgericht Mannheim verhängte einen Strafbefehl gegen ihn, weil er gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen hatte.

Der geständige Angeklagte, der laut eigener Aussage bei den Diebstählen unter Drogeneinfluss stand, äußerte vor Gericht nur einen Wunsch: Er möchte eine Therapie in einer Einrichtung in Bochum beginnen – weit weg von seinen Dealern und seinem Drogenumfeld. Richter Constantin Hofmann und die Staatsanwältin hielten seine Aussagen für glaubwürdig.

Aufgrund der Vielzahl seiner Vorstrafen wurde der 32-Jährige dennoch zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Weil zwei der insgesamt sieben Straftaten noch vor dem Strafbefehl des Amtsgerichts Mannheim verübt wurden, musste der Richter das Urteil in zwei Teile separieren: Unterm Strich muss der Angeklagte nun für weitere drei Jahre und fünf Monate hinter Gitter. Die Hoffnung auf die Therapie in Bochum besteht für ihn jedoch weiterhin.

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