Die Anfrage war ungewöhnlich: Man entwickele ein Frühwarnsystem, um Elefanten auf Bahnstrecken in Bangladesch zu erkennen, ließ ein Münchner Ingenieursbüro wissen. Wegen der Corona-Pandemie und der geltenden Reisebeschränkungen sei es jedoch schwierig, die Sensoren vor Ort in Asien zu testen. Ob man dafür in den Karlsruher Zoo kommen könne?
„Natürlich haben wir sofort zugesagt“, sagt Zoo-Tierarzt Marco Roller. Für mehrere Tage installierte die Münchner Bernard Gruppe also die Sensoren in der Karlsruher Altersresidenz für Dickhäuter.
Das Ingenieurbüro testete mit Hilfe der beiden Karlsruher Elefantendamen Jenny und Saida, inwieweit die verschiedenen Sensoren und Kameras die Tiere tatsächlich erkennen können.
Unfälle zwischen Zügen und Elefanten sollen verhindert werden
„Zum Einsatz kamen optische und thermische Kameras, außerdem seismische und akustische Sensoren“, erklärt Zoo-Tierarzt Roller. Jenny und Saida hätten davon nichts mitbekommen.
Ziel des Warnsystems ist es, Kollisionen zwischen Zügen und Elefanten in Bangladesch zu verhindern, und somit Elefanten und Zugreisende zu schützen. Zum Einsatz kommen solle am Ende „das optimale System aus Kameras und Sensoren zur Überwachung der Zugstrecke“, teilt das Unternehmen mit.
Marco Roller ist froh, dass der Karlsruher Tiergarten einen Teil zum Artenschutz in dem südasiatischen Land beitragen kann. „In diesem dicht besiedelten Teil der Welt kommt es häufig zu Konflikten zwischen Mensch und Tier“, so der Veterinär. Als wissenschaftlich geleiteter Zoo freue man sich besonders, an einem solchen Projekt mitwirken zu können. Jenny und Saida hätten so den Elefanten in Bangladesch helfen können.
Karlsruher Elefanten halfen fleißig mit
Das Ingenieursbüro ist ebenfalls froh, dass die Karlsruher Elefantenkühe bei den Messungen mithalfen. Bereits im vergangenen Jahr habe man den Auftrag erhalten, ein solches Warnsystem für die neue Bahnstrecke in Bangladesch zu entwickeln. Wegen geltender Reisebeschränkungen im Zuge der Pandemie seien großangelegte Tests vor Ort nicht möglich gewesen, teilt das Unternehmen mit. Studien zeigten, dass es entlang dieser Strecke mehrere Überquerungsstellen von Elefanten gibt.
Mit der neuen Technologie sollen die Elefanten nicht nur identifiziert werden, es soll auch eine direkte Kommunikation mit dem Zug ermöglicht werden, so das Unternehmen. „Die Tests verliefen sehr gut, um die grundlegende Funktionalität zu testen“, so der Geschäftsführer des Ingenieursbüros, Stefan Schwarz. Er sei überzeugt, die Daten in Bangladesch nun weiter verfeinern zu können.