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Impfung beim Hausarzt

Bisher sind nur wenige Dosen lieferbar: Karlsruher Hausärzte hoffen auf mehr Impfstoff

Seit dieser Woche dürfen Hausärzte in ihren Praxen gegen Corona impfen. Und alle Karlsruher Praxen packen bei den Impfungen mit an. Die ersten wenigen Impfdosen sind bereits verplant.

Die Schauspielerin Eva Christian wird zum Start der Corona-Impfungen in bayerischen Hausarztpraxen im Behandlungszimmer von ihrem Arzt, Wolfgang Ritter über ihren Impfstoff von Astrazeneca informiert.
Hausärzte legen los: Ab Dienstag dürfen Hausärzte in den Praxen impfen. Zum Start wird der Impfstoff von Binotech/Pfizer geimpft. Viele Karlsruher Praxen starten ab Mittwoch mit dem Impfen. Foto: Peter Kneffel/dpa

36 Impfdosen bekommt Ulf Lenk am Dienstagnachmittag in seine Hausarztpraxis in der Südstadt geliefert. Eigentlich wollte er diese Woche Urlaub machen. „Wir haben uns aber entschlossen, für die Impfungen aufzumachen“, berichtet der Allgemeinmediziner. Geimpft wird ab Mittwoch. „Der Andrang ist enorm.“

Seit bekannt wurde, dass Hausärzte impfen dürfen, erreichen Lenk fast täglich Anfragen. „Mindestens 100 Patienten haben bisher angerufen“, erzählt er. Die ersten Impfdosen sind bereits reserviert, die Praxis führt eine Warteliste. Geimpft wird in den Karlsruher Praxen streng nach Priorisierung.

Bestellt hatte der Arzt für diese Woche 150 Dosen. So viel Impfstoff war zum Start der Impfung bei Hausärzten allerdings nicht verfügbar. Bis zu 200 Impfungen könnte die Praxis in einer Woche stemmen. „Es läuft sehr schleppend an“, sagt Lenk.

Wir müssen uns überraschen lassen, wie viel Impfstoff wir nächste Woche bekommen.
Susanna Colopi Glage, Hausärtzin

Zwölf Impfdosen sollten bis Mittwoch in das Hausarztzentrum am Albtalbahnhof geliefert werden. Bestellt waren 50 Stück. „Bisher ist aber noch nichts da“, sagt Susanna Colopi Glage, eine der Ärztinnen der Praxis. Über 200 Patienten stehen auf der Impf-Warteliste der Praxis. „Wir müssen uns überraschen lassen, wie viel Impfstoff wir nächste Woche bekommen“, sagt Colopi Glage.

Maximal 80 Patienten könnte die Praxis pro Woche impfen. Wann und ob das klappt, ist unklar. „Die Patienten wissen, dass wir eventuell wieder absagen müssen“, erzählt sie. Marianne Difflipp-Eppele von der Praxis am Schloss in Durlach bekommt am Mittwoch 18 Impfdosen. Auch sie sind alle vorgemerkt. Als Pilot-Praxis impft Difflipp-Eppele aber bereits seit drei Wochen. „Ich bin inzwischen routiniert. Es läuft alles rund“, berichtet die Ärztin. Im Pilotprojekt starten nun bereits die Zweitimpfungen.

Corona-Impfungen: Aufwand für Hausärzte in Karlsruhe ist enorm

Difflipp-Eppele weiß, wie groß der Aufwand beim Impfen ist. „Das muss alles gut strukturiert sein“, sagt sie. In den Praxen muss genügend Platz sein, da Patienten nach der Impfung noch 15 Minuten zur Beobachtung bleiben müssen. „Es ist nicht schlecht, dass die Kollegen erst mal wenige Dosen bekommen.“

So können die Praxen besser planen, schätzt Difflipp-Eppele, die im Landesvorstand des Hausärzteverbandes sitzt. „Es ist ein enormer Aufwand“, schildert Ulf Lenk. Nicht nur für die Praxis. Vor der Impfung müssen sich Impfwillige sechs Seiten mit Informationen durchlesen. „Die meisten Patienten wollen gar nicht mehr darüber reden. Sondern einfach nur geimpft werden“, sagt er.

Dank des Pilotprojekts ist der Großteil der Risikopatienten von Marianne Difflipp-Eppele bereits geimpft. Im Fokus standen Menschen über 70 und mit Vorerkrankungen. Die Praxis ist aktiv auf die Patienten zugegangen. Das Konzept funktioniert, so Difflipp-Eppele. Anfragen erreichen sie aber weiterhin.

Viele sagen, sie lassen sich viel lieber von mir impfen als von einem Fremden im Impfzentrum.
Marianne Difflipp-Eppele, Hausärtzin

Auch von Menschen, die die Ärztin gar nicht kennt. „Ich impfe nur meine eigenen Patienten“, stellt sie klar. Darüber freuen sich die Patienten. „Viele sagen, sie lassen sich viel lieber von mir impfen als von einem Fremden im Impfzentrum“, sagt Difflipp-Eppele. „Das Vertrauen ist ein wichtiger Punkt.“

Hausärzte bekommen 20 Euro pro Corona-Impfung

Zum Start erhalten die Hausärzte das Präparat von Biontech/Pfizer. Ab dem 19. April soll auch Astrazeneca an die Praxen gehen, danach zudem der Impfstoff von Johnson&Johnson. Welcher Impfstoff wöchentlich an die Praxis geliefert wird, wissen die Hausärzte nicht.

Lenk sieht das kritisch: „Ich bin nicht sicher, ob ich bereit bin, Astrazeneca zu impfen.“ Ab kommender Woche läuft in seiner Praxis der Normalbetrieb an. Geimpft wird weiter – so viel, wie möglich. „Es hängt immer davon ab, wie viel Impfstoff kommt“, sagt Lenk. Und: „Es darf nicht zu Lasten der Grundversorgung gehen“, betont Colopi Glage.

Pro Impfung erhalten die Hausärzte 20 Euro. Zu wenig, stellt Difflipp-Eppele klar: „Das bildet den Aufwand nicht ab.“ Allein die Vorbereitung des Biontech-Impfstoffs sei aufwendig und zeitintensiv. „Das haben viele Kollegen moniert“, weiß sie als Mitglied des Hausärzteverbands. Dennoch würden alle Karlsruher Hausarztpraxen die Impfung anbieten. „Wir machen das gerne für unsere Patienten“, sagt sie.

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