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Abbruch für Aufbruch am KIT

Karlsruher Hörsaal mit besonderer Betonarchitektur verschwindet

Das KIT entwickelt den Campus Süd, das historische Universitätsgelände in der Karlsruher Innenstadt, weiter: Jetzt entstehen die Bauten für zwei ganz neue KIT-Einheiten des Forschens, der Lehre und der gesellschaftlichen Wirkung. Eine Attraktion aus Beton muss deshalb verschwinden.

Angezählt: Kurz vor dem endgültigen K.o. steht der 60 Jahre alte Nusselt-Hörsaal völlig nackt und auf wackligen Beinen an der Kaiserstraße.
Angezählt: Kurz vor dem endgültigen K.o. steht der 60 Jahre alte Nusselt-Hörsaal völlig nackt und auf wackligen Beinen an der Kaiserstraße. Foto: Jörg Donecker

Abbruch und Aufbruch beim KIT: Das Karlsruher Institut für Technologie baut für die Bewohner der Fächerstadt sichtbar an seiner Zukunft. An der Kaiserstraße wird der Nusselt-Hörsaal, die 60 Jahre alte Betonschachtel auf Stelzen neben dem Haus der Maschinenbauer, zertrümmert und abgefahren.

Am Adenauerring schauen schon acht Betonsäulen des „InformatiKOM“, das die Tschira Stiftung für das KIT baut, über den Bretterzaun neben der früheren Kinderklinik am Durlacher Tor.

Der Nusselt-Hörsaal, dessen kühne Beton-Architektur die Zeit stark angefressen hatte, macht Platz für das neue Lern- und Anwendungszentrum für Mechatronik (LAZ) des KIT.

Damit beginnt auch die Neugestaltung der KIT-Südfront neben dem historischen Hauptgebäude der Technischen Hochschule aus dem 19. Jahrhundert an der Kaiserstraße. Die Stadt und das KIT wollen städtebaulich die starre Südgrenze des Campus öffnen.

Krokodil beißt auf Beton

An ein Krokodilmaul mit entsprechendem Biss erinnernd, packt die Zange am langen Arm des Baggers den mürben Beton. Unter Schütteln und Ziehen birst die Decke des Nusselt-Hörsaals. Den aufwirbelnden Staub erstickt der Regen. Die Arbeiter sortieren im Matsch an der Kaiserstraße die Trümmer auf Haufen für Stahl oder Stein. Auch die Planung für den Nachfolgebau steht: „Mit dem Neubau für das LAZ wird 2021 begonnen“, erklärte KIT-Pressesprecherin Monika Landgraf bereits im Vorjahr.

Zunächst verschwindet mit dem Nusselt-Hörsaal in diesen Tagen ein besonderes Betongebäude. Klaus Arnold hat ihn 1960 gebaut. Generationen von Maschinenbauern haben dort den Dozenten zugehört.

Auf Stelzen hängt er förmlich wie eine gelandete Mondfähre über dem Campus. Diese Architekturkapsel hatte unter der Erdatmosphäre mächtig gelitten. Schon vor zwölf Jahren hatte das Bauordnungsamt der Stadt den Hörsaal mit 266 Sitzen und 26 Notsitzen ohne Schreibbrett wegen Baufälligkeit gesperrt.

Erst mal nur neben dem Palmenhaus

Als das Großprojekt am Adenauerring 2016 öffentlich wurde, sollte alles viel größer werden und schneller gehen, wie es sich heute abzeichnet. Erst hielt die Kritik der Bürger das Projekt auf, dann speckte der Investor, die Klaus Tschira Stiftung, selbst kräftig ab. Im November 2017 beschloss der Gemeinderat den Bebauungsplan. Der lässt fünf Baukörper zu.

Die Tschira Stiftung will aber nur noch zwei statt fünf Häuser bauen und sie dann dem Land und damit dem KIT zur Nutzung schenken. Nach dem Teilrückzug von Tschira sind weitere Bauten am Adenauerring und noch mehr das völlige Verschwinden des Botanischen Gartens mit Palmenhaus auf die lange Bank geschoben.

Hoher Anspruch beim „InformatiKOM“

Am Adenauerring wird das „InformatiKOM“ Informatik und Wissenschaftskommunikation vereinen. „Es entsteht ein Forum für den Austausch zwischen Universität und Gesellschaft“, erklärte KIT-Sprecherin Landgraf. Institute der Informatik seien dort mit Einrichtungen der Wissenschaftskommunikation und der Kulturwissenschaft zusammengeführt.

Das sechsgeschossige Hauptgebäude InformatiKOM 1 wird zum Pendant des Studierendenzentrums mit der Mensa und dem Bibliotheksturm beim KIT-Haupteingang auf der anderen Seite des Adenauerrings.

In Haus 1 ziehen ein: das Robot Design Atelier sowie Institute der Informatik, der Studiengang Wissenschaft-Medien-Kommunikation sowie das Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale. In das InformatiKOM2 kommt das Studienzentrum für Sehgeschädigte.

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