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Gefahr durch Mähdrescher

Karlsruher Jäger: Neue Drohnenpiloten sollen Rehkitze retten

Seit zwei Jahren setzt die Karlsruher Jägervereinigung Drohnen ein, um Rehkitze aufzuspüren. Jetzt stellt sich die Gruppe neu auf.

Rehkitz liegt im Gras
Bambi in Not: Mehr 20 Rehkitze hat die Jägervereinigung im vergangenen Jahr im hohen Gras vor dem Mähdrescher gerettet. Foto: Jägervereinigung Karlsruhe

„Es ist jedes Mal ein Gefühl der Freude, ein rührender Moment“, sagt Susanne Kraft. Gemeinsam mit Aktiven der Jägervereinigung Karlsruhe engagiert sie sich in der Kitzrettung.

Im Mai oder Juni suchen Jäger die Wiesen in der Region Karlsruhe systematisch nach Rehkitzen ab, die sich im hohen Gras verstecken, bevor diese von einem Mähdrescher verletzt oder gar getötet werden. Mehr als 20-mal gelang dies im vergangenen Jahr, 2020 gar rund 50-mal.

Direkt nach der Geburt werden die Rehkitze von der Mutter zum Schutz im dichten Gras abgelegt. Insbesondere Wiesen in Waldnähe wählen sie als Kinderstube aus. „Das Muttertier sucht das Kitz nur zum Säugen und Reinigen auf, die restliche Zeit liegt es gut versteckt in der Wiese. In den ersten beiden Lebenswochen haben die Kitze keinen Fluchtinstinkt, sondern drücken sich bei Gefahr flach auf den Boden“, berichtet Susanne Kraft.

Karlsruher Jäger durchforsten Wiesen nach Rehkitzen

Und just in jenen ersten Lebenswochen starten auch die Mähdrescher ihre Arbeit. Wenn ein Kitz von der Rettungsgruppe gefunden wird, legen es die Helfer in einem Jutesack am Rand der Wiese ab. „Das Kitz macht sich dann mit Geräuschen für die Mutter bemerkbar“, weiß die erfahrene Jägerin. Etliche Helfer werden benötigt, um große Wiesen zu durchforsten, die oft viele Hektar groß sind.

Kraft kann sich noch gut daran erinnern, wie aufwendig die Tätigkeit vor dem Drohnenzeitalter war. Seit gut zwei Jahren wird bei der Jägervereinigung Karlsruhe, deren Gebiet neben dem Stadtgebiet den südlichen und Teile des nördlichen Karlsruher Landkreises umfasst, mittels Drohne und Wärmebildkamera nach den ebenso possierlichen wie schutzlosen Tieren gefahndet. Der Personaleinsatz sei durch die neue Technik etwas geringer geworden, zudem könne man zielorientierter arbeiten.

Aktuell wird die Drohnengruppe neu aufgestellt. Die bisherigen Piloten Roman Rossel und Christian Kappler verabschieden sich. „Neue Piloten werden aktuell geschult, die dann die Nachfolge für die Einsätze im Mai und Juni übernehmen“, erklärt Hans-Dieter Staub, Pressesprecher der Jägervereinigung. Geleitet wird die Gruppe neben Susanne Kraft von Patricia Brandbeck. Das weibliche Duo übernimmt zudem weitere organisatorische Aufgaben.

Junge Rehe müssen mit Handschuhen angefasst werden

Ein kleines Reh sei im Übrigen in den ersten Wochen seines Lebens „geruchsneutral“. Ein Fuchs, selbst wenn er nicht allzu weit entfernt sei, könne das Tier nicht riechen. „Wichtig ist auch, dass wir, wenn wir ein Kitz gefunden haben, mit Handschuhen und Grasbüscheln arbeiten. Das Tier darf keinesfalls menschlichen Geruch annehmen“, berichtet Kraft.

Für die Frau aus Marxzell und ihre Kollegen ist die aufwendige Fahndung angewandter Natur- und Tierschutz. „Ein vermähtes Tier ist jedes Mal ein furchtbarer Anblick“, berichtet sie aus langjähriger Erfahrung. Damit dies nicht geschieht, engagiere man sich „mit Herzblut“ für die Rettungsaktionen. Im Übrigen: Nicht nur Kitze werden gerettet. Selten, aber immer wieder entkamen so auch Fasane, Bodenbrüter oder gar kleine Füchse dem todbringenden Mähwerk.

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