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Erste von fünf Aktionen im August

Karlsruher Karlstraße bekam für einige Stunden einen Pop-Up-Radweg

Ein erster Pop-Up Radweg entstand am Samstag in der Karlstrasse zwischen Europaplatz und Stephanienstraße.
Ein erster Pop-Up Radweg entstand am Samstag in der Karlstrasse zwischen Europaplatz und Stephanienstraße. Foto: jodo-foto / Jörg Donecker

Von Jürgen Hotz

„Mehr Platz fürs Fahrrad“ fordert der Hashtag auf dem gemalten Pappschild an den Satteltaschen. Fröhlich klingelnd radeln Christa Walter und Klaus Jochims („tolle Aktion, Daumen hoch!“) von Critical Mass mit Masken und Warnwesten den vorübergehend eingerichteten Radweg entlang. Nach Pop-up-Stores nun der Pop-up-Radweg, initiiert von einem Bündnis aus sechs Gruppierungen, das am Samstagvormittag um Aufmerksamkeit für fehlende innerstädtische Radwege wirbt.

Zum Auftakt – vier weitere Aktionen im August sollen folgen – wird vom Stadtbauamt mit rot-weißen Leitkegeln und einem temporären Schild „Fahrradstraße“ die rechte Fahrspur der nördlichen Karlstraße zwischen Europaplatz und Münze umgewidmet, denn eine Radspur existiert dort nicht.

Die Situation, wenn am Europaplatz die Ampel auf Grün springt, dürften viele kennen: Motoren heulen auf und es beginnt über die zwei Autofahrspuren im Einbahnbetrieb teils eine Art Beschleunigungsrennen, das erst kurz vor der Münze endet.

Viele Beschwerden über Verkehr in der Karlstraße

Anwohner und Geschäftsinhaber beschwerten sich über den Verkehr, so Mitorganisator Pawel Bechthold von Fridays For Future: „Die Stadt plant hier und da etwas, aber es ist kein übergreifendes Radweg-Konzept ersichtlich.“ Zwar sei mit dem Radschnellweg zwischen Karlsruhe und Ettlingen, Baubeginn 2025, ein Anfang gemacht, doch das innerstädtische Wegesystem für Radler weist gravierende Lücken auf.

Es fehle die Netzvorstellung bei den Tiefbauämtern, sagte Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim kürzlich im Interview mit einer großen Wochenzeitung. Zur Verbesserung der Lage müssten Netze von Fahrradstraßen her.

Eva Schaarschmidt von Greenpeace sieht ebenfalls „sehr viel Bedarf an zusammenhängenden Radwegen“ und erlebt es selbst bei ihrem Weg zur Arbeit. Zudem habe sie als Notärztin oft verunfallte Radler zu versorgen.

Sie wünscht sich „Fahrradpolizisten, die die Sichtweise der Radler einnehmen“, weil sie den Eindruck habe, dass Verstöße von Autofahrern gegen Radler kaum geahndet würden. Ihr Mitstreiter Karsten Kilian ergänzt: „Radwege sind die kostengünstigste Maßnahme, die CO2-Ziele zu erreichen.“

Auch in Fahrradstraßen gilt Rechts-vor-Links

Stadtrat Lukas Bimmerle von Die Linke ist in seiner Fraktion für Mobilitätspolitik zuständig. Er verweist auf Umfragen in Social-Media-Kanälen. Auch sei ein Fachausschuss bereits mit dem Radweg-Thema befasst. Eine baden-württembergische Musterbaulösung für Radwege läge zwar vor, doch „damit es etwas bringt, müsste in Fahrradstraßen auch die Rechts-vor-links-Regelung aufgehoben werden.“

Joachim Weiß, Vertreter des Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), ist sich sicher, „im Dialog mit dem Ordnungsamt und dem gegenseitigen Austarieren der Ansprüche finden wir eine schöne Lösung”. Auch Uwe Haack vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht „Aufgeschlossenheit bei der Stadt“.

Die Organisatoren des Pop-up-Radwegs erfahren am Samstag viel Zustimmung, ausgenommen einen Autofahrer, der den Weg vorsätzlich befährt. „Grandios!“ finden Christine Tisch und Joachim Metzger die Aktion. Sie schauen mit ihrem siebenjährigen Sohn vorbei. Der Verkehr habe zugenommen, die Autos seien größer geworden, „gerade mit Kindern, die zu groß fürs Gehwegfahren, aber noch zu unsicher für die Straße sind“, täten Radspuren Not.

Service

Der nächste Pop-up-Radweg entsteht am Samstag, 8. August, ab 11 Uhr in der südlichen Fritz-Erler-Straße.

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