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Dritte Welle rollt an

Karlsruher Kliniken stehen vor neuer Belastungsprobe in der Corona-Pandemie

Die Karlsruher Krankenhauschefs rechnen mit einem schweren April. Sie sehen die neue Welle der Pandemie in die Kliniken schwappen. Was macht sie zuversichtlich, dass die Lage beherrschbar bleibt? Und was erwarten sie jetzt von jedem Einzelnen?

Eine Pflegekraft betreut auf einer Intensivstation einen Covid-19-Patienten.
Eine Pflegekraft betreut auf einer Intensivstation einen Covid-19-Patienten. In der möglichen dritten Welle der Corona-Pandemie werden die Kliniken erneut besonders gefordert sein. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Besorgt sehen Karlsruhes Klinikchefs, wie die dritte Welle der Pandemie anrollt. Die Mediziner sind sich jetzt sicher, dass die wieder hoch schnellenden Infektionszahlen die Krankenhäuser im April erneut an den Rand der Überlastung bringen werden.

Die Kombination aus den Virus-Mutationen und den Lockdown-Lockerungen bewirkt diese düstere Perspektive. Doch die Experten versprühen auch Zuversicht: Sie meinen, dass auch bei einem im April länger anhaltenden Inzidenzwert von über 200 Ansteckungen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen in Karlsruhe die Versorgung der Covid-Patienten nicht zusammenbricht.

Schlimmer als in der zweiten Welle um Weihnachten soll es nicht werden, denken Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums, und Martin Bentz, der Klinikdirektor der Covid-Stationen.

Verhaltener Optimismus in den Karlsruher Kliniken

Sie haben gemischte Gefühle und hegen die Hoffnung, dass sich ab Mai, wenn der Impffortschritt die Pandemiegefahr deutlich abschwächt, das Leben der Karlsruher und der Betrieb im Krankenhaus normalisiert. „Ich sehe Licht im Tunnel“, bekennt Geißler. Karl-Jürgen Lehmann, Chef der ViDia Kliniken Karlsruhe, hat „eine Resthoffnung, dass die dritte Welle noch etwas ausgebremst wird“.

„Wir haben uns leider von unseren Zielen entfernt“, bedauert Geißler. Statt eines Absinkens auf den Wert 35, steige der Inzidenzwert in Karlsruhe jetzt sehr schnell Richtung 100 und mehr. „Das ist überhaupt nicht gut, als Maximalversorger merken wir das bereits“, erklärt er.

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Am Freitag hatte das Städtische 23 Patienten auf Covid-Normalstation, vor einer Woche waren es 16. Auf der Covid-Intensivstation lagen fünf Personen, vor einer Woche vier. Deshalb habe das Städtische die vor einer Woche beabsichtigte Alarmreduzierung auf Pandemiestufe eins für die Normalstation gar nicht umsetzen können, erklärt Bentz.

Das ist deprimierend, es geht wieder in die andere Richtung.
Martin Bentz, Klinikdirektor Covid-Stationen

„Das ist deprimierend, es geht wieder in die andere Richtung“, gesteht er. Weiter betreibe man aus diesem Grund nur 14 von 20 OP-Sälen, erläutert Geißler. „Damit sind wir weit entfernt von dem, was wir wollen.“

Stabilität bei den ViDia Kliniken

Bei den ViDia Kliniken herrschen dagegen bei den Covid-Zahlen ganz „stabile Verhältnisse“, berichtet Vorstand Lehmann: Aktuell neun Covid-Patienten sind auf Normalstation, vier liegen auf der Intensiv. Man könne also „weitgehend Normalbetrieb fahren“, sei aber bereit, „notfalls schnell den Covid-Betrieb hochzufahren“.

Bentz beklagt auch aktuelle Fälle, in denen Krebspatienten, die aus Angst vor Corona drei Monate zu spät ins Krankenhaus kamen. Jetzt ist ihr Tumor schon sehr weit gewachsen. „Das sieht man in der Onkologie sonst sehr selten“, sagt Bentz. Dabei würden die Krebspatienten ohne Abstriche versorgt und vor einer Corona-Infektion im Klinikum geschützt, versichert er.

„Es ist meine größte Sorge, dass wir wegen des Corona-Betriebs weiter eine Bugwelle von Patienten mit unbehandelten Leiden vor uns her schieben“, sagt Bentz. Der Klinikdirektor bestätigt, dass die Zahl der höchst gefährdeten Covid-Patienten im Alter von über über 80 Jahren dank des Impfens klar abnehme. Dadurch sinke die Sterbeziffer. Auch der Erkenntnisgewinn bei der Behandlung seit der ersten Welle vor einem Jahr wirke sich positiv aus.

Warnung vor Sorglosigkeit bei Lockerungen

„Wenn die Menschen jetzt wieder in die Kaufhäuser rennen, wenn sie etwa beim Parfum-Test ohne Maske dicht nebeneinander Geruchsproben schnüffeln, dann ist die Ansteckungsgefahr groß“, macht Geißler klar. Bei allem Verständnis für den Lebensdrang und die Corona-Müdigkeit unter den Bürgern, fordert er die Menschen auf: „Abstand halten und Masken tragen“. Dann sei es immer noch möglich, dass die neue Welle nicht ganz so schlimm werde.

„Die Menschen müssen bei steigender Inzidenz wieder stärker auf sich aufpassen“, bekräftigt Lehmann. Jede Sorglosigkeit, jede fehlende Distanz könne gerade bei der inzwischen vorherrschenden Virus-Mutation verheerende Folgen haben. Die Maske müsse weiter diszipliniert getragen werden, sonst drohe auch für viele Kontaktpersonen die sofortige Verbannung in 14 Tage Quarantäne.

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