Markus Lüpertz feierte am 25. April seinen 81. Geburtstag. Und passend dazu hat er sich selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht: Lüpertz hat sein Gesamtwerk „Genesis – Werke und Tage“ fertiggestellt. Zwei Tage vor seinem Geburtstag sei das letzte Relief der „Genesis“ in der Zeller Keramik Manufaktur bemalt worden, wie Anton Goll vom Verein „Karlsruhe Kunst erfahren“ mitteilte.
Damit ist der künstlerische Part für das Gesamtwerk abgeschlossen – nach rund 14 Monaten Arbeit und 20 Tonnen verarbeitetem Ton. Die „Genesis“ besteht aus 14 Keramik-Reliefs, jeweils vier mal zwei Meter groß, die in den Haltestellen der Karlsruher U-Strab installiert werden sollen. Das Werk wird über den Verein „Karlsruhe Kunst erfahren“ der Stadt für mindestens sechs Jahre zur Verfügung gestellt.
Lüpertz will gesamte Schöpfung gleichzeitig der Karlsruher Öffentlichkeit vorstellen
Die Installation in der U-Strab soll noch in diesem Jahr erfolgen, so Goll weiter. Vorher müssen in der Zeller Keramik Manufaktur im Schwarzwald die restlichen Glattbrände vollzogen und das Abrichten auf das endgültige Einbaumaß vorgenommen werden.
Im Anschluss daran könne mit der Auslieferung der ersten Kunstwerke begonnen werden. Die Werke könnten dann schrittweise in Nachtarbeit, wenn keine U-Bahnen fahren, installiert werden. Lüpertz will die gesamte Schöpfung gleichzeitig der Öffentlichkeit vorstellen. Weitere Informationen zur „Genesis“ sollen auch auf der Messe „art“ vom 7. bis 10. Juli der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Das Projekt – ein Leuchtturmprojekt, wie es in einer Pressemitteilung heißt – wurde durch Spenden finanziert. Für die Umsetzung wurde von Anton Goll, Initiator und seit sieben Jahren Organisator des gesamten Projektes, der gemeinnützige Verein „Karlsruhe Kunst Erfahren“ gegründet, der die Umsetzung der Finanzierung über Spender und Sponsoren ermöglicht hat. Nach eigenen Angaben sind mehr als 900.000 Euro auf diese Weise zusammengekommen.
„Sieben Stationen zählt die U-Bahn und Gott hat in sieben Tagen die Welt erschaffen“, sagt Markus Lüpertz. So auch der Titel der Arbeit „Genesis – Werke und Tage. Eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht.“ „In dieser Arbeit werden die Stationen künstlerischer Entwicklung sichtbar, um auf der einen Seite das Gegenständliche und auf der anderen das Abstrakte begreifbar zu machen. Die Reise kann in unterschiedlicher Vielfältigkeit interpretiert werden, dabei führt sie ins Dunkel und entlässt den Betrachter wieder in den Tag, ins Licht“, sagt der Künstler.
An die Keramik, sagt Lüpertz weiter, habe ihn sein Freund Eduardo Chillida bei Hans Spinner in Südfrankreich vor vielen Jahren herangeführt. Seither beschäftigte er sich mit der Idee einer großen und bedeutenden Arbeit mit diesem Werkstoff, den er hauptsächlich in öffentlichen Räumen wie zum Beispiel in der U-Bahn in New York gesehen hatte. Der Wunsch, diesen Arbeiten nachzueifern, bekam mit dem Bau der neuen U-Bahn in Karlsruhe eine aktuelle Realität.
Damit sah Lüpertz die Möglichkeit, „für den Werkstoff Keramik eine Lanze zu brechen und sie aus der Beschaulichkeit der frei gestalteten Vasen und abstrakten Farbglasuren herauszuführen, um ein großes Werk in ernsthafter und anspruchsvoller Weise zu realisieren.“
Das Lüpertz-Projekt war in Karlsruhe nie unumstritten. Unter anderem ZKM-Chef Peter Weibel rügte, dass ohne demokratische Legitimierung sowie ohne fachliche Bewertung und Beurteilung – deklariert als Geschenk, quasi durch die Hintertür – ein Privatprojekt im öffentlichen Raum umgesetzt werde. Mancher störte sich bei der „Genesis“ zudem an dem christlichen Motiv der Schöpfungsgeschichte.