Offiziell trägt die Majolika noch den Beinamen Staatliche Manufaktur. Nun muss die Karlsruher Kommunalpolitik entscheiden, ob der Betrieb im Hardtwald auf Dauer eine Städtische Manufaktur sein soll: Weil weder aus Stuttgart Geld fließt noch ein Gewinn erwirtschaftet wird, hängt das Traditionsunternehmen seit Jahren finanziell am städtischen Tropf.
Mehr als 300.000 Euro pro Jahr flossen zuletzt an Steuergeld. Das soll deutlich weniger werden, lautete das Credo im Gemeinderat. Und der muss an diesem Dienstag entscheiden, was er bereit ist, im Haushaltsjahr 2021 bereitzustellen. BNN-Informationen zufolge geht es um einen Betrag von etwa 150.000 Euro.
Eine Summe, mit der absehbar nur ein Betrieb auf kleiner Flamme möglich ist. Oberbürgermeister Frank Mentrup nannte zuletzt eher einen Förderbedarf in Höhe von 500.000 Euro.
Doch es gibt eine Alternative, für die unter anderem Kulturbürgermeister Albert Käuflein wirbt: Investor Ralf Müller, der die Zeller Keramik Manufaktur und die Glashütte in Wolfach führt, möchte im Hardtwald einsteigen. Er will unter anderem mit offenen Werkstätten und Mitmach-Angeboten mehr Besucher anlocken – was zuletzt die Grünen abschreckte. Zu viel Trubel wollen sie nicht. Also was tun? Kann die Majolika allein in die Zukunft gehen? Offenbar glaubt dies Majolika-Geschäftsführer Klaus Gutowski.
Mentrup zeigte sich skeptisch
Er soll ein Konzept erarbeitet haben - das öffentlich jedoch nicht vorliegt. Mentrup zeigte sich bei der Debatte um im Majolika bei der Gemeinderatssitzung im Juli skeptisch. Er warf der Majolika-Stiftung gar vor, auf Zeit zu spielen. Möglicherweise gibt der Gemeinderat ihr tatsächlich zusätzliche Zeit, wenn einmal mehr ein Zuschuss genehmigt und damit die Entscheidung faktisch vertagt wird.
Vor der Ratssitzung positionierten sich nun die Majolika-Mitarbeiter. „Diese Irrwege der Vergangenheit aufzuarbeiten und die traditionsreiche Manufaktur in Einklang mit konzeptioneller Entwicklung zu erhalten und neu zu beleben, ist nun die Kernaufgabe unseres neuen Geschäftsführers Klaus Gutowski.
Sein Konzept wird in dieser von der Coronakrise und Kurzarbeit geprägten, für uns besonders schwierigen Zeit bereits umgesetzt und realisiert sich stetig weiter”, heißt es in einem Schreiben aus der Belegschaft, das den BNN vorliegt.
Und weiter: „Mit einem Verkauf der Majolika in der aktuell im Raum stehenden Form ist ihr nicht gedient, in eigenständiger, unabhängiger Form erhalten zu bleiben.“ Gemeint ist damit der diskutierte Einstieg des Zeller Keramikmanufaktur in Karlsruhe.
Mitarbeiter positionieren sich hinter neuem Geschäftsführer
Damit positionieren sich die Mitarbeiter hinter dem neuen Geschäftsführers Klaus Gutowski. Zu dessen Konzept gehört es offenbar, dass alle verbliebenen Abteilungen der Majolika in das Erdgeschoss ziehen und frei werdende Flächen vermarktet werden. Künstler, Designer und Keramiker sollen in einsehbaren Bereichen arbeiten.
Der Schrumpfkurs hätte aber Folgen: Verbleiben würde eher eine Kunsttöpferei. Größere Projekte für Kunst am Bau wären damit nicht mehr machbar. Offenbar hat Gutowski, ein Keramikkünstler, der lange in Australien gewirkt hat, verschiedentlich deutlich gemacht, dass sein Engagement bei der Majolika ende, wenn die Zeller Keramikmanufaktur einsteigt. Gutowski war am Montag nicht zu erreichen.
Doch was bedeuten die Pläne Gutowskis, der die Unterstützung der von Claus Lindemann geführten Majolika-Stiftung hat, für das Projekt von Markus Lüpertz? Jener hat bereits mit der Fertigung der ersten Reliefs für die 14 Kunstwerke für die U-Strab begonnen. Aus den Reihen des Fördervereins für die Lüpertz-Kunst werden erste Zweifel laut, ob die Majolika noch in der Lage ist, den anspruchsvollen Auftrag fortzuführen und zu beenden.
Auch finanziell sind sich die beiden Partner nicht mehr grün: Nach Informationen der BNN hat die Majolika gegenüber dem Trägerverein finanzielle Nachforderungen gestellt. Hintergrund ist offenbar, dass es bei der Herstellung des ersten Reliefs zu Problemen kam, sprich aufwendig nachgearbeitet werden musste.