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Kommentar

Karlsruher Maskenspiele

Mal mit Maske, mal ohne, mal am Kinn, mal liegt die Nase frei: In der Karlsruher Innenstadt sind die unterschiedlichsten Konstellationen zu beobachten. Das Ergebnis eines politischen Narrenstücks, kommentiert Rupert Hustede.

Mundschutz liegt auf einem Tisch.
Mundschutz liegt auf einem Tisch. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Man trägt jetzt Maske, wo es sich gehört. Wer nicht auf Abstand halten kann oder wem distanzlose Mitmenschen auf die Pelle rücken, der verbirgt Mund und Nase. In Zeiten der Ungewissheit über die Macht und die Ansteckungswege des Coronavirus und damit dessen Gefahr für Gesundheit und Leben dürfte das Maskengebot für jedermann einsichtig sein.

Doch trotz der in der zweiten Welle verschärften Corona-Krise brechen gerade in der leidigen Maskenfrage in Karlsruhe die Widersprüche der Wirklichkeit und damit die Gräben in der Gesellschaft auf. Da gibt es die Verharmloser, die meinen selbst unangreifbar oder gar erleuchtet zu sein. Sie wittern das Ende der Freiheit und unken mit aberwitzigen Verschwörungstheorien. Damit demaskieren sie selbst ihre unreife Bedürftigkeit, die sie in die Flucht zu einfachen und damit falschen Lösungen treibt.

Und da gibt es die Paragraphenreiter, die mit weltfremden Verordnungen den Blick auf die Verhältnismäßigkeit verlieren. Wer meint Paare, die Bett und Tisch teilen, müssten sich draußen maskieren, wenn sie auch dort einander nahestehen, der schießt weit am Ziel vorbei. So stiftet Bürokratie Verwirrung und nimmt Vertrauen.

Einen Maskenball wird es wegen Corona so schnell nicht mehr geben. Aber das Karlsruher Maskenspiel auf offener Straße am letzten Samstag vor dem Lockdown war Ergebnis eines politischen Narrenstücks. Was ein Verwirrspiel, bei dem die Stadt in Abweichung vom Landkreis und in Übererfüllung der Landeslinie die versprochene Bürgernähe verlor. In Corona-Zeiten lassen neue Verordnungen notgedrungen nicht lange auf sich warten. Deshalb bleibt auch in dieser Hinsicht die Hoffnung auf Besserung.

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