Man habe „eine absolute Traumbesetzung“ gefunden, erklärte Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup.
Nun ist klar: Ab dem 1. April 2023 wird das Haus von dem Briten Alistair Hudson geleitet. Die Wahl durch den Stiftungsrat sei einstimmig erfolgt, sagte Mentrup. Der Vertrag mit dem Kurator und Museumsleiter Hudson läuft zunächst über fünf Jahre.
Ganzheitlicher Ansatz gab den Ausschlag
Hudson ist seit 2018 Chef zweiter Museen in seiner Heimatstadt Manchester, und zwar der städtischen Manchester Art Gallery und des universitären Museums The Whitworth.
Nach Karlsruhe geholt wird er aber vor allem, weil er mit seinem „ganzheitlichen Ansatz die richtige Person ist, um das ZKM mit verstärkter sozialer Interaktion und Teilhabe in die Zukunft zu führen“, wie Kunststaatssekretärin Petra Olschowski sagte.
Alistair Hudson wird die Mauern zur Gesellschaft niederreißen.Frank Mentrup, Vorsitzender des ZKM-Stiftungsrates
OB Mentrup, der als Vorsitzender des ZKM-Stiftungsrates auch die Findungskommission geleitet hat, sieht in Hudsons Arbeitsansatz den nächsten Schritt für das ZKM: Peter Weibel habe Kultur, Technik und Wissenschaft verbunden und hierbei „die Mauern zwischen den Disziplinen niedergerissen“. Alistair Hudson werde nun „die letzten Mauern zur Gesellschaft niederreißen“.
Das ZKM könne eine wichtige Rolle spielen bei der Suche nach Lösungen in einer Gesellschaft aus immer weiter auseinander driftenden Gruppen. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft müssten Kunst und Kultur „eine wichtige Rolle spielen“, so Mentrup. „Nicht nur als Diskussionsgrundlage – wir wollen Lösungen mitentwickeln und vielleicht sogar an der Spitze der Lösungsfindung stehen.“
OB blickt selbstkritisch auf den Standort Karlsruhe
Mentrup ließ bei der Pressekonferenz auch anklingen, es bei der Nachfolgesuche „nicht leicht gewesen, international bedeutende Persönlichkeiten vom Standort Karlsruhe zu überzeugen“.
Damit müsse man sich auseinandersetzen und „bei aller Begeisterung für uns selbst einen realistischen Blick auf Karlsruhe werfen“.
Dass Hudson der richtige Mann für Dialoge in Zeiten der starken Polarisierung sei, habe die Kontroverse um das Werk „Cloud Studies“ im Whitworth Manchester gezeigt. Diese ursprünglich für die ZKM-Ausstellung „Critical Zones“ entstandene und derzeit in Berlin ausgestellte Installation der Gruppe „Forensic Architecture“ widmet sich den Auswirkungen staatlicher Gewalt auf ökologische Systeme weltweit – auch in Standorten wie Palästina oder Beirut.
Auch hitzige Debatte in Manchester wurde bewertet
Gegen die Präsentation in Manchester hatte im Spätsommer 2021 die Organisation U.K. Lawyers for Israel protestiert, was eine hitzige Debatte ausgelöst hatte.
Mentrup erklärte, man habe diesen Vorgang in der Findungskommission beobachtet und bewertet: „Es hat uns sehr überzeugt“, sagte Mentrup, „dass Alistair Hudson den Dialog mit allen Seiten gesucht, kritische Äußerungen aufgenommen und den Diskurs öffentlich gemacht hat.“