Gleich einer Prozession muss es am Wochenende am Briefkasten des Rathauses zugegangen sein. Vier Kandidatinnen und Kandidaten warfen angesichts des Beginns der Bewerbungsfrist bereits ihre Bewerbungen für die Oberbürgermeisterwahl am 6. Dezember ein. Als erste taten dies noch in der Nacht auf Samstag OB Frank Mentrup (Kandidat von SPD und Grünen) sowie Vanessa Schulz (Die Partei), am Samstag folgten tagsüber Petra Lorenz (Freie Wähler/Für Karlsruhe) und Sven Weigt (CDU und FDP).
Für eine Überraschung sorgte am Wochenende die AfD. Die Partei nominierte kurzfristig ihren Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, den promovierten Physiker Paul Schmidt und teilte dies am Sonntag mit. Der zweifache Familienvater, der seit 2014 dem Gemeinderat angehört, ist damit der fünfte offiziell bekannte Kandidat. Die AfD gibt Schmidts Begründung für seine Kandidatur in einer Erklärung wie folgt wieder: „Die AfD habe für die sogenannte Energiewende, die sogenannte Klimawende, die sogenannte Verkehrswende und die Aufnahme sogenannter Geflüchteter alternative Lösungsvorschläge, die die städtischen Kassen entlasteten. Darüber müssten die Bürger informiert werden.“
Bewerbungen bis 9. November möglich
Wie viele Bewerbungen genau am Wochenende im Rathaus eingingen, wird allerdings erst am Montag bekannt. Denn am Montagmorgen schauen die Mitarbeiter des städtischen Wahlamts zum ersten Mal in den Briefkasten. Bis 9. November können noch Bewerbungen abgegeben werden. Die vier bisher seit Wochen bekannten Kandidaten und Kandidatinnen haben in ihrem Wahlkampf bereits einen Gang höher geschaltet. Die Wahlkampfteams vor allem bei Frank Mentrup und Sven Weigt, Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard, haben sich formiert, erkennbar an verstärkten Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, aber auch in der Präsenz.
Petra Lorenz hat schon mehrere Gespräche vor allem mit Vertretern der lokalen Wirtschaft geführt, bei der Organisation ihres Wahlkampfs ist der neue FW-Vorsitzende Marc Ephraim aktiv. Vanessa Schulz (Die Partei) wirbelt ebenfalls, war bei der Menschenkette von Fridays for Future präsent und radelte bei der Critical Mass mit. Am Sonntag stand bei ihr ein Termin für Wahlkampffotos an. Sie will demnächst ihre Arbeitszeit für den Wahlkampf reduzieren. Organisatorisch steht ihr unter anderem Stadtrat Max Braun zur Seite.
Bei Frank Mentrup halten SPD-Stadtrat Michael Zeh, Sarah Dußler (Grüne) sowie die Fraktionsvorsitzenden Parsa Marvi (SPD) und Aljoscha Löffler (Grüne) die Fäden in der Hand. Bei Sven Weigt ist Tobias Bunk Wahlkampfleiter, der ansonsten die CDU-Kreisgeschäftsstelle leitet sowie der FDP-Kreisvorsitzende Hendrik Dörr.
Sven Weigt führt Gespräche
Szenenwechsel: Wer sich in den Wahlkampf stürzt, darf schlechtes Wetter nicht scheuen. Beim Rheinhafenbecken an der Hansastraße trifft am Samstag Sven Weigt ein. „Ich will ein Gefühl für diese Stadt bekommen“, sagt er, als er bei den Baden-Württembergischen Schüler- und Jugendmeisterschaften im Kanusport vorbeischaut, die von den Rheinbrüdern ausgerichtet werden. Nach dem bisherigen Stand der Dinge ist er (noch) der einzige Bewerber von außerhalb, er muss sich bekannt machen in der Stadt.
Weigt kommt soeben von der katholischen Kirche in Daxlanden, wo er eine Essensausgabe für Bedürftige besucht und Gespräche geführt hat. Der Wind pfeift, es regnet, die Stimmung bei Kanuten wie Weigt ist dennoch gut. Organisator Detlef Hofmann zeigt Weigt das Leistungszentrum Kanusport, dieser fragt nach Trainingsbedingungen, nach der Mitarbeit der Eltern oder der gesunden Ernährung für die Nachwuchssportler. „Ich höre zu und mache mir ein Bild“, sagt Weigt. Am Sonntag stand noch ein Besuch beim Durlacher Kultursommer auf dem Programm.
Mentrup hat viele Anfragen
OB Mentrup will noch einige Tage warten, bis er sich direkt in den Wahlkampf stürzt, etwa bei Wochenmarktbesuchen oder ähnlichem. „Mich und das Team erreichen aber schon zahlreiche Anfragen,“ sagt er am Freitagabend am Rand seines offiziellen Wahlkampfauftakts den BNN. Vor allzu überschäumenden Wahlkampfaktivitäten in Coronazeiten hat bei dieser Gelegenheit Dieter Daub vom Unterstützerkreis für Mentrup die eigenen Anhänger gewarnt. „Wenn wir so machen, als wäre nichts passiert, bekommt es Frank aufs Brot geschmiert.“ Die Corona-Realitäten und die eingeschränkten Möglichkeiten haben auch die anderen Kandidaten und deren Mitstreiter im Blick.