
Den üppigen Aufsteller hat Kerem Bayrak eigens anfertigen lassen. „Pressekonferenz“ steht darauf, außerdem sind auf dem Textil die Logos sämtlicher Geschäftsfelder versammelt, in denen die Familie des Immobilienunternehmers tätig ist oder war. Schon vor Beginn dieser öffentlichen Veranstaltung im Saal „Kandinsky 1“ des Durlacher Hotels „Der Blaue Reiter“ ist eines klar: Unseriös wirken will der junge Gastgeber auf keinen Fall.
Das Thema, das in der Öffentlichkeit mit seinem Namen verbunden ist, ist problematisch genug: ein mögliches Großbordell in der Ottostraße. Kommt der Puff, oder lässt er sich vielleicht noch abwenden? Diese Frage hat das gute Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörer hierher geführt. Platz wäre für ein fünf Mal so großes Publikum.
Befürchtungen nicht zerstreut
Kerem Bayrak führt die Geschäfte seiner Familie. Dazu gehört auch die Verwaltung jener Gewerbe-Immobilie, für die er eine Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt hatte und die prompt positiv beschieden wurde: Nicht nur als Bürokomplex oder als Hotel kann das Haus genutzt werden.
Auch gegen einen Bordellbetrieb ist formal nichts einzuwenden. Im Stadtteil betrachtet man diese Option zumeist mit Skepsis und Ablehnung. Längst hat sich eine Bürgerinitiative mit Namen „Durlach gegen Prostitution“ formiert. Und am Ende seiner öffentlichen Veranstaltung, die Kerem Bayrak Pressekonferenz nennt, sind ihre Befürchtungen nicht zerstreut.
Dabei präsentiert sich der 23-Jährige als verantwortungsbewusster Staatsbürger und Menschenfreund. Er schildert die Geschichte seiner türkischstämmigen Familie, spricht von deren Textilfabrik in der Türkei, von den Im- und Exportgeschäften des Vaters und dessen untadeligem Lebenswandel. Stets habe die Familie Bedürftige unterstützt, mit langem Atem habe man sich eine Existenz aufgebaut.
Puff-Option namens „Royal Jungle“
Dann kommt er auf die potenzielle Rotlicht-Immobilie zu sprechen, in der bis September 2019 eine Software-Firma ansässig war. Bayrak schildert seine Hotelpläne für das Haus, die allerdings die Bank durchkreuzt habe. Er berichtet von seinem Kontakt mit einem Bordell-Unternehmer und dessen Vorstellungen, ein Etablissement namens „Royal Jungle“ an die Ottostraße zu bringen.
Eine weitere Option für die Immobilie wäre die Einrichtung eines „Business Centers Durlach“. Arztpraxen, Büros, Anwälte könnten sich hier einmieten. Und als Ultima Ratio sei immer noch ein Verkauf denkbar. Für 4,5 Millionen Euro. „Ich hoffe und bete“, sagt Kerem Bayrak, „dass daraus ein Business Center wird“.

Ist also die Puff-Gefahr für Durlach gebannt? Es hat ein bisschen den Anschein. Erst recht, als Kerem Bayrak per Powerpoint ein angebliches Zitat seines Vaters Ahmet an die Leinwand wirft: „Als gläubiger Muslim und Freund aller Bürger aus Karlsruhe werde ich niemals erlauben, dass solch ein unsinniges Projekt auf meinem Gebäude entsteht.“
Dies habe ihm sein Vater mit Blick auf die erwogene Bordellnutzung mitgeteilt, versichert der Junior. Und er selbst, unterstreicht Kerem Bayrak, habe seinem Senior versprochen, von entsprechenden Gesprächen mit Rotlicht-Profis aus Hamburg und Amsterdam abzusehen.
„Das bereitet mir große Sorge“
Die Frage für die Zuhörer ist nun: Klappt das mit dem Business Center, auf das Bayrak hofft und für das er betet? Denn wenn nicht wird es wohl zum Verkauf kommen. Und dann? In diesem Fall werde er zumindest nicht auf Investoren zurückgreifen, bei denen klar sei, dass sie ein Bordell aus der Immobilie machen wollen. Aber: Eine mögliche Täuschung sei selbstredend nicht ausgeschlossen.
„Das bereitet mir große Sorge“, gibt darauf eine Anwohnerin zu Protokoll. Die Frau rät Bayrak im Falle eines Verkaufs zu einer notariellen Klausel, um Rotlicht auszuschließen. Der Angesprochene will sich über solche rechtlichen Details erst einmal kundig machen. Dann bedankt er sich bei allen und führt freundliche Einzelgespräche.