Migerra, gebürtige Bremerhavenerin, die seit einigen Jahren in Karlsruhe lebt, spricht im Interview mit Alexandra Gulzarova darüber, wie ihr die Musik geholfen hat zu sich selbst zu finden und wieso Frauen sehr wohl ins Rap Game gehören.
Migerra, Land oder Stadt?
MigerraAh … beides. Manchmal Land, manchmal Stadt.
Warum beides?
MigerraAuf dem Land hat man hat seine Ruhe. Ich habe mich aber für Stadt und Land entschieden, weil ich mal hier, mal dort war. Ich bin so oft umgezogen, das hat alles Vor- und Nachteile. In der Stadt geht eher die Action ab, wenn du mit Leuten unterwegs bist, und dort kannst du auch coole Dinge sehen. Ich find einfach beides gut. Je nachdem, worauf man gerade mehr Bock hat.
Du bist damals in einem Wohnblock aufgewachsen, gebürtige Karlsruherin bist du nicht.
MigerraNein, ich bin nicht aus Karlsruhe. Ich bin in Bremerhaven geboren und habe als Kind in vielen Ecken des Nordens gechillt. Irgendwann kam dann auch diese Phase, in der ich so oft umgezogen bin und ich als Kind mir so überlegt hab: „Weißt du was, wir sind jetzt umgezogen, ich lass meine Koffer hier, ich brauch die eh nicht auspacken, weil wir ziehen in ‘nem Jahr wieder um.“ Und dann kam es halt auch so. Und irgendwann führte der Weg nach Karlsruhe.
Hast du dich in die Stadt verliebt?
MigerraKarlsruhe ist Hammer! Hier ist sehr viel passiert. Aber ich liebe Karlsruhe – es geht eigentlich schon übers Verliebtsein hinaus.
Du hattest durch die vielen Umzüge keine richtige Heimat mehr. Wie bist du damit klargekommen?
MigerraAls Kind bin ich gar nicht damit klargekommen. Ich hab mich gefragt: „Wo ist meine Heimat wirklich?“ Und dann hatte ich nie so richtig eine Antwort. Als die Musik kam, hat sie diesen Platz von Sicherheit und Stabilität eingenommen. Diese Liebe hat’s mir einfach gegeben, weißt du? Dass ich mich halt wirklich wie zuhause fühle. Es hat mich sehr stark geprägt auf jeden Fall. Musik ist meine Heimat. Deswegen: Überall, wo ich jetzt bin, bin ich zuhause.
Welche Musik hast du damals gehört?
MigerraIch hab schon immer Hip-Hop gehört, weil das einfach so die Kreise waren, in denen ich unterwegs war. Deswegen bin ich schon mit Hip-Hop aufgewachsen, also richtig mit Oldschool-Klassikern. Ich hab anfangs vielleicht nicht alles von den Texten her verstanden. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich von der Message kapiert – und dann hab ich irgendwann gemerkt, die Botschaften geben mir Kraft.
Wenn du dir zwei, drei Leute raussuchen müsstest: Wer waren deine größten Vorbilder?
MigerraMhm … also die Oldschool-Szene allgemein find ich sehr stark. Ich hab sehr viel Wu-Tang Clan gefeiert, Cypress Hill, Sugarhill Gang, Pac und Biggie natürlich.
Du hast nur Männer genannt. Meinst du, Frauen gehören nicht ins Rap Game?
MigerraHäh, das ist ja voll widersprüchlich! Nee, also natürlich, ich find Frauen sind sehr wichtig im Rap Game. Warum hab ich nur Männer genannt? Weil es gefühlt mehr Männer gab in der Szene, ne? Aber wer hat eigentlich gesagt, dass Hip-Hop nur für Männer ist? Letztendlich ist doch die Sache: Dem Mikrofon, wo du deine Bars reinknallst, und der Stereoanlage, aus der dann die Musik rauskommt, denen ist doch komplett egal, ob das ein Mann oder ’ne Frau ist, solange was Gutes dabei rauskommt!
Wie ist es für dich als Frau in der Branche?
MigerraGut. Ich fühl mich gut! Also, ich mach einfach mein Ding, hab Spaß dabei und feier’ es. Ich mach das, was ich fühle. Ich fühl jetzt gerade immer noch Hip-Hop – und deswegen mache ich es. Man entwickelt sich aber immer weiter. Also, wer weiß, was die Zeit bringt.
Hinweis der Redaktion
Dieses Interview ist Teil einer Kooperation der BNN mit dem Landeszentrum Musikjournalismus und Musikinformatik Karlsruhe.