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Tropische Temperaturen

Karlsruher Rettungsdienste verzeichnen deutlich mehr Notrufe während der Hitzewelle

Kreislaufprobleme, allergische Reaktionen auf Insektenstiche: Während der Hitzewelle in den vergangenen Tagen hatten die Rettungsdienste alle Hände voll zu tun. Und Entspannung ist noch nicht in SIcht.

Ein Rettungswagen fährt abends mit Blaulicht über die beleuchtete Straße.
Ein Rettungswagen fährt abends mit Blaulicht über die beleuchtete Straße. Foto: Carsten Rehder/dpa/Symbolbild

Im voller Montur zu einem Rettungseinsatz zu fahren, ist bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad Celsius eine anstrengende Angelegenheit. Als bei einem Einsatzwagen des Rettungsdienstleisters Pro Medic Mitte der Woche auch noch die Klimaanlage ausfiel, rann Scott Gilmore der Schweiß aus allen Poren. „Das war für uns die Krönung einer heftigen Hitzewoche“; sagt der stellvertretende Rettungsdienstleister.

In den vergangenen Tagen hatten die Mitarbeiter von Pro Medic alle Hände voll zu tun. Notfälle wegen Herz-Kreislauf-Problemen und Hitzschlägen standen bei Pro Medic ebenso auf der Tagesordnung wie regelmäßige Einsätze am Epplesee in Rheinstetten. „Zum Glück hat die Polizei dort die Besucherzahlen reglementiert. Sonst wäre womöglich noch mehr passiert“, sagt Gilmore. Über mangelnde Arbeit konnten sich Gilmore und seine Kollegen aber auch vor Hoch Detlef nicht beklagen.

„Während des Lockdowns war es zwar deutlich ruhiger üblich. Mittlerweile bewegen wir uns bei der Zahl der Einsätze aber schon wieder auf dem Niveau der Vorjahre“, betont der Rettungssanitäter. Ein „Sommerloch“ erwartet Gilmore in diesem Jahr nicht. Der Grund: Viele Leute würden ihren Corona-Urlaub zuhause verbringen und deshalb sei Karlsruhe auch im August ein belebtes Pflaster.

Bis zu 517 Notrufe an einem Tag

Die Einschätzungen von Gilmore decken sich mit den Zahlen der Integrierten Leitstelle zur Koordination der Rettungseinsätze im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. „Die Hitze der vergangenen Tage hat an manchen Tagen für einen deutlichen Anstieg der Einsatzzahlen gesorgt“; sagt der stellvertretende Leitstellenleiter Michael Schindel. Am 31. Juli gingen in der Leitstelle 517 Notrufe ein, das sind knapp 150 mehr als an einem durchschnittlichen Tag.

Die „Klassiker“ während der Hitzewelle waren anaphylaktische Reaktionen nach Insektenstichen oder nach einem allzu ausgedehnten Sonnenbad. Außerdem seien viele Menschen bei tropischen Temperaturen besonders anfällig für Kreislaufzusammenbrüche. Dass es in diesem Jahr keine großen Festivals wie „Das Fest“ oder Großveranstaltungen wie die Schlosslichtspiele gebe, hat sich dagegen lang noch nicht nennenswert auf die Einsatzzahlen ausgewirkt. „Die Leute gehen ja trotzdem nach draußen. Und irgendwann passiert immer etwas“; sagt Schindel.

Vom „ganz normalen Sommerwahnsinn“ spricht Michael Wahl, Rettungsdienstleiter beim Arbeiter- und Samariterbund Karlsruhe. Auch ohne Großveranstaltungen würden sich nicht alle Leute bei steigenden Temperaturen vernünftig verhalten. „Das Wichtigste bei großer Hitze ist, dass man sich nicht übernimmt und viel trinkt“, sagt Wahl. „Aber natürlich nur die richtigen Sachen. Also Wasser und bloß nicht zu viel Alkohol.“

Tipps gegen den Hitze-Kollaps

Mehr als sonst trinken und Alkohol meiden sind auch Tipps von Harald Joachim Proske. Außerdem rät der Leiter der Zentralen Notaufnahme am Städtischen Klinikum Karlsruhe, sich nicht der prallen Sonne auszusetzen, ungewohnte körperliche Anstrengung zu vermeiden, sich in kühlen Räumen aufzuhalten, luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung zu tragen sowie leichte Kost wie Gemüse, Fisch und Obst zu essen. „In den zurückliegenden Tagen hatten wir in der Notaufnahme alle Hände voll zu tun“, sagt Proske. Zahlreiche ältere Menschen mit Hitzeerschöpfung oder Hitzekollaps wären von den Rettungsdiensten gebracht worden und hätten stationär aufgenommen werden müssen.

Den Mitarbeitern und Patienten des Klinikums machen extrem hohe Temperaturen ebenfalls zu schaffen, betont Proske. Dazu tragen die Schutzmasken noch ihren Teil zum Unwohlbefinden bei. Entwarnung möchte Proske für dieses Jahr trotz eines leichten Temperaturrückgangs nicht geben. „Schenkt man den Wetterprognosen Glauben, ist die Hitzeperiode noch nicht ganz überstanden.“

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