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Aggressive Grundstimmung

Bis zu 1.000 Menschen am Feiern: Polizei räumt den Karlsruher Schlossgarten

Weil rund 1.000 Menschen am Samstagabend ausschweifend am Karlsruher Schloss feierten, hat die Polizei den Schlossgarten geräumt. Sie spricht von zahlreichen Verstößen gegen die Corona-Regeln, viel Alkohol und aggressiver Stimmung. Restriktive Maßnahmen hält der Karlsruher Ordnungsamtschef mit Blick auf die nächsten Wochenenden aber für verfrüht.

Der KOD fährt durch den Schlossgarten
Schlossgarten im Blick: Der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei überprüfen den Schlossgarten regelmäßig. Am Samstagabend wurde das Areal geräumt. (Symbolfoto) Foto: Jörg Donecker

Am Samstag kurz nach 22 Uhr hat die Polizei den Karlsruher Schlossgarten geräumt. Das teilt sie am Montag mit. Zuvor hatten sich vor und hinter dem Schloss bis zu 1.000 vorwiegend junge Menschen aufgehalten.

Laut Einsatzbericht floss viel Alkohol, die Grundstimmung sei aggressiv gewesen. Mehrfach seien Beamte beleidigt worden, ein Polizeifahrzeug wurde mit nicht näher benannten Gegenständen beworfen.

Es gab zahlreiche Verstöße gegen die Abstands- und Hygieneregeln. Schon gegen 19 Uhr hatte die Polizei registriert, dass viele Menschen auf dem Weg in Richtung Schloss sind, teilweise beladen mit Getränken.

Karlsruher Ordnungsamtschef gegen neue Beschränkungen

Er habe nicht das Gefühl, dass man nun restriktiv handeln müsse, sagt der Karlsruher Ordnungsamtschef Maximilian Lipp im Gespräch mit den BNN. Man wolle die Situation weder runterspielen noch aufblasen.

„Es war klar, dass nach Corona die langersehnten Freiheiten über Gebühr ausgenutzt werden“, so Lipp. „Das müssen wir bis zu einem gewissen Punkt auch ertragen.“ Direkt mit Beschränkungen zu reagieren, sei falsch.

In den nächsten Tagen möchte das Ordnungsamt die Lage mit der Einsatzleitung aufarbeiten. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) war nicht vor Ort. Es gehe beispielsweise darum, wie die Polizei die „kritische Masse“ einschätze. „Allein an der Zahl lässt sich nichts festmachen.“

Polizei beschützt im Karlsruher Schlossgarten Besatzung eines Rettungswagens

„Das war hauptsächlich dem Wetter geschuldet“, sagt Pressesprecherin Heike Umminger. Der laue Sommerabend habe zahlreiche Gruppen in die Grünanlagen vor und hinter dem Schloss gelockt. „Das war ja außerdem die ganze Zeit verboten.“

Zunächst schaute sich die Polizei das Treiben an. Doch offenbar kippte die Stimmung mit zunehmendem Alkoholgenuss und fortschreitender Zeit – so der Eindruck der Beamten. Sie erfasste zwei sexuelle Belästigungen zum Nachteil junger Frauen sowie eine damit im Zusammenhang stehende gefährliche Körperverletzung.

Aufgefallen seien auch zahlreiche Verstöße gegen die Corona-Auflagen, so Umminger. Aufgrund der unübersichtlichen Lage seien die aber nicht erfasst oder sanktioniert worden. Ein Streifenwagen wurde mit Gegenständen beworfen, aber nicht beschädigt. Zudem mussten Polizisten offenbar die Besatzung eines Rettungswagens schützen.

Schlossgarten in Karlsruhe zum ersten Mal in diesem Jahr auffällig

Die Polizei zog schließlich 35 bis 40 Einsatzkräfte am Schloss zusammen. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang begann sie, den Schlossgarten zu räumen, „um eine weitere Eskalation zu vermeiden“. Die meisten folgten den Anweisungen und verließen die Grünanlage ohne Widerspruch. „Es war keine Gewalt notwendig, man hat sich getrollt“, bilanziert Umminger.

Der Polizeieinsatz war damit aber längst noch nicht beendet. Damit sich das Geschehen nicht auf zentrale Plätze in der Innenstadt wie den ohnehin gut gefüllten Ludwigsplatz, den Markt- oder den Europaplatz verlagert, kontrollierte die Polizei verstärkt in diesem Bereich. Der Einsatz war gegen 3 Uhr in der Nacht auf Sonntag beendet.

So massive Probleme sind aus den vergangenen Jahren nicht bekannt.
Heike Umminger, Polizeisprecherin

„Der Schlossgarten war zum ersten Mal in diesem Jahr auffällig“, sagt Umminger. „So massive Probleme sind aus den vergangenen Jahren nicht bekannt.“ Im Lauf der Woche werde man sich mit der Stadt austauschen, wie sich solche Situationen an den nächsten Wochenenden verhindern lassen.

Auf jeden Fall werde man Präsenz zeigen, kündigt Ordnungsamtschef Lipp an. „Aber dass wir auf den großen Plätzen wieder eine Vielzahl von Menschen haben, ist klar“, sagt er. „Im Kern ist das auch richtig.“ Immerhin seien die Menschen auch am Samstag ansprechbar gewesen und man habe sie dazu bewegen können, die Regeln einzuhalten.

Gezielte Kontrolle der Polizei am Turmberg

In den vergangenen Monaten waren eher die Günther-Klotz-Anlage, einige Bolzplätze und Skaterparks sowie die Turmbergterrasse Sorgenkinder der Ordnungshüter. Am Karlsruher Hausberg waren Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) zeitgleich zum Geschehen im Schlossgarten mit einer gezielten Aktion gegen die dort verstärkt auftretende Autoposer-Szene vorgegangen.

Auf den Zufahrtsstraßen kontrollierten die Behörden Fahrzeuge und Fahrer. Fünf waren zu schnell unterwegs, acht ohne Sicherheitsgurt und drei hatten gar Kinder ohne richtige Sicherung im Auto. Zwei Fahrzeuge wurden aufgrund technischer Veränderungen stillgelegt. Dazu kamen 20 Verwarnungen wegen widerrechtlichen Parkens und drei wegen weggeworfenen Mülls.

Auf der Terrasse selbst blieb die Lage hingegen ruhig. Die Corona-Regeln seien eingehalten worden, nach der Schließung um 21 Uhr verließen die Menschen den Aussichtspunkt.

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