
Angefangen hat alles mit dem Bewusstsein, dass es Umweltprobleme gibt, die es zu lösen gilt. Felix Hörner, Michel Weber und Felix Makartsev, damals Achtklässler am Lessing-Gymnasium, lernten sich vor fünf Jahren in einer Technik-AG kennen und machten sich Gedanken darüber, was man Sinnvolles bauen könnte.
„Wir haben eine Wetterstation an unserer Schule, die jedoch keine Feinstaubbelastung misst“, sagt Hörner. „Wir haben dann etwas nachgeforscht und festgestellt, dass es in Karlsruhe nur drei stationäre Feinstaubmessstellen gibt“, fügt Makartsev hinzu. „Damit kann man unmöglich die Situation im gesamten Stadtgebiet abbilden“, meint er.
Die drei Schüler überlegten also, wie man mithilfe von Technik dieses Problem angehen könnte. Die Lösung war ein kleines mobiles System, welches an Fahrrädern, E-Scootern oder Straßenbahnen befestigt werden kann, um Daten zu sammeln. Für diese Entwicklung wurden die drei jungen Forscher nun, fünf Jahre nach den ersten Überlegungen, beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ mit dem ersten Platz in der Kategorie „Geo- und Raumwissenschaften“ ausgezeichnet.
Schüler vom Lessing-Gymnasium setzen Einzelteile zu mobiler Messstation zusammen
„Den Sensor und die anderen Einzelteile unserer mobilen Messstation haben wir nicht selbst erfunden, sondern vorhandene Teile einfach neu kombiniert“, erklärt Hörner. Weber weist darauf hin, dass die kleinen Kästchen sogar in der Lage seien, mit entsprechender Ausstattung Ozon und Stickoxide zu messen.
Bei ersten Feldversuchen sind die drei selbst mit ihren Fahrrädern durch die Stadt gefahren, um Daten zu sammeln. Auffallend sei unter anderem gewesen, dass in der Günther-Klotz-Anlage die Feinstaubbelastung relativ hoch gewesen sei. „Kommt wohl von der Südtangente“, vermuten die Schüler.
Die besondere Leistung sehen die drei nicht darin, die Technikteile zusammengebaut zu haben: „Wir mussten eine Software entwickeln, um die gesammelten Daten auch richtig auswerten zu können“, sagt Hörner und fügt hinzu, dass sie sich das Programmieren selbst beigebracht haben. „Internet-Tutorials waren da recht hilfreich“, versichert Hörner.
Dennoch wäre es ohne die Unterstützung der Schule nicht gegangen, sind die drei Jungs, die inzwischen 17 und 18 Jahre alt sind, überzeugt. Alles hat in der AG „Tüfteln und Forschen“ angefangen. Die Schüler bezeichnen vor allem die beiden AG-Leiter, Daniel Roth und Michael Schnaus, als große Unterstützer ihres Projekts.
Wir arbeiten an einer Verbesserung unserer Messstation.Felix Hörner, Gymnasiast aus Karlsruhe
„Offiziell lief die AG immer freitags zwischen 14 und 15.30 Uhr, aber die Lehrer sind mit uns auch oft bis 18 Uhr in der Schule geblieben, damit wir die Ausstattung dort nutzen konnten“, meint Makartsev. „Ohne den 3D-Drucker, die Lötkolben oder die Laptops hätten wir es kaum hinbekommen“, fügt Hörner hinzu. Dankbar sind die Schüler auch für die 1.800 Euro, die sie über „mikro makro mint“ von der Baden-Württemberg-Stiftung bekommen haben.
Junge Tüftler wollen Stadtplanung in Karlsruhe verändern
Und wie geht es nun weiter mit den drei jungen Forschern? Nach den mündlichen Abiturprüfungen, die ab Ende Juni auf dem Programm stehen, trennen sich die Wege erst einmal: Felix Hörner wird in Karlsruhe ein Studium im naturwissenschaftlichen Bereich beginnen, Michel Weber hat sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr entschieden und will danach ebenfalls studieren, während Felix Makartsev erst einmal für ein Jahr nach Japan geht. Nach dem Work & Travel-Aufenthalt wird auch er studieren.
„Aktuell arbeiten wir aber immer noch an der Verbesserung unserer mobilen Messstation“, sagt Hörner. Hilfreich ist dabei nicht nur das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro, sondern auch eine finanzielle Unterstützung durch die CK Holding in Pforzheim. Inzwischen hat auch das Stadtmarketing von Pforzheim Kontakt zu den drei jungen Erfindern aufgenommen und Interesse am Projekt bekundet.
Mitte Juli steht zudem ein Treffen mit Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) auf dem Programm. Die Schüler hoffen, dass ihre Erfindung vielleicht helfen kann, die Stadtplanung so zu gestalten, dass die Belastungen für die Bewohner so gering wie möglich ausfallen.
Weber weist darauf hin, dass es durchaus auch noch weitere Erfindungen geben könnte, denn „schon während der Arbeit hatten wir noch etliche andere Ideen“. Die mussten jedoch erst einmal zurückgestellt werden, um das Projekt für den Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ abschließen zu können.