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2.650 Teilnehmer

Karlsruher Schüler schwänzen Unterricht für globalen Klimastreik

Beim Globalen Klimastreik zieht die Fridays-for-Future-Bewegung durch gesperrte Straßen. Wer nimmt an der Demonstration teil und welche Themen interessieren die Karlsruher wirklich?

Vom Citypark geht es in Richtung Innenstadt: Schüler, Eltern und viele weitere Karlsruher ziehen am Freitag durch die Straßen. Der Globale Klimastreik ist von Fridays for Future organisiert.
Vom Citypark geht es in Richtung Innenstadt: Schüler, Eltern und viele weitere Karlsruher ziehen am Freitag durch die Straßen. Der Globale Klimastreik ist von Fridays for Future organisiert. Foto: Joerg Donecker

Zwei kleine Mädchen stehen mit selbst gebastelten Schildern am Zaun der Kindertagesstätte im Citypark. Sie rufen: „Weniger Müll, weniger Müll.“ Und beweisen dabei mehr Ausdauer als einige der erwachsenen Demonstranten. Die scheinen vor allem bei den Reden zu Beginn des globalen Klimastreiks im Citypark teilweise abzuschalten. Die Jugendlichen in den hinteren Reihen sitzen im Gras und genießen die Herbstsonne. Sie quatschen und zeigen sich Bilder auf ihrem Handy.

Die Sprecher kritisieren die Politiker. Der Bundeskanzler würde sich seit dem Wahlkampf nicht mehr zu Klimathemen äußern, und Finanzminister Christian Lindner (FDP) wird gleich in mehreren Reden und Liedern angegangen. Der hatte zuletzt den vergünstigten Nahverkehr mit einer „Gratismentalität“ in Verbindung gebracht.

„Es gibt keinen grünen Kapitalismus“, sagt Mike vom antikapitalistischen Klimatreffen. Und Musiker Michael Krebs singt: „Jetzt ist Schluss. Es ist vorbei. Wir wollen nicht, dass es so bleibt, wie es war.“

Motto #PeoplenotProfit

Der Globale Klimastreik steht unter dem Motto #PeoplenotProfit, zu deutsch „Menschen statt Profit“. International fordert die Bewegung eine klare Priorisierung von Menschenrechten und Ökosystemen über Konzerninteressen. Von der deutschen Regierung werden unter anderem entschlossene Maßnahmen zur Emissionsreduktion erwartet.

Insgesamt 2.650 Menschen sind diesmal in Karlsruhe auf die Straße gegangen, teilt die Polizei mit. 2019 haben die Klimaaktivisten mit Schulstreiks vor allem Schüler auf die Straße gebracht. Beim jetzigen globalen Klimastreik waren Karlsruher jedes Alters vertreten.

„Muss man wirklich noch erklären, dass der Klimawandel in vollem Gange ist?“, fragt Rudi Seeger. Der 67-Jährige ist pünktlich für die Protestreden um 11.30 Uhr im Citypark angekommen. Auch seine Tochter ist dabei. An einem Rad haben sie ein Schild befestigt mit der Aufschrift: „Saubere Luft, sauberes Wasser, zu viel verlangt?“ Für Seeger ist die Klimakrise nach wie vor das größte Problem: „Der Krieg wird enden, der Klimawandel begleitet uns.“

Schüler schwänzen Unterricht

Der neunjährige Jan Leopold ist mit seiner Mutter beim Streik. Natürlich sei er für die Sache da, das Schuleschwänzen tut ihm aber auch nicht weh. Sie wolle für ihren Sohn eine lebenswerte Zukunft, erklärt Sarah Bauer, die Mutter des Viertklässlers.

Ein Zeichen möchte auch die 17-jährige Marie setzen. Die Schülerin will ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. Um auf der Demo zu sein, schwänzt die Schülerin gerade Biologie. Ihre Lehrerin würde dazu nichts sagen, schätzt sie. Sie betont jedoch, dass sie nicht nur dabei sein möchte, sondern auch tatsächlich den Reden lauscht, um sich zu informieren.

Spätestens als sich der Streikzug in Bewegung setzt, ist jeder lautstark dabei. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so viele werden“, sagt Paula Kanzleiter. Die Organisatorin läuft am Rande der Gruppe und schaut, dass keine Lücken entstehen. Es habe sich gezeigt, dass die Klimakrise nicht in den Hintergrund geraten ist. Die Organisatorin erklärt, dass es keine großen Zwischenfälle gab.

Polizei spricht von reibungslosem Ablauf

Das bestätigt auch ein Sprecher der Polizei. Auch die Straßensperrungen haben zu keinen großen Zwischenfällen geführt. Am rade der Demonstration waren Autofahrer zu beobachten, die wegen der Sperrungen wenden mussten. Ein Lkw-Fahrer lies den Motor seines Fahrzeugs laufen, während er die Polizei nach der Umleitung fragt und ein Foto der Demonstranten macht.

Als die Menschenmenge das Ettlinger Tor erreicht, wird es nochmal richtig laut. Die Demonstranten rufen: „Hoch mit dem Klimaschutz – runter mit der Kohle“.

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