
Zwischen Breuninger und Thalia hüpft ein Gorilla über die Kaiserstraße, wenig später biegt ein Nilpferd ums Eck: Es ist tierisch was los beim Karlsruher Stadtfest. Stelzenmänner in Giraffengestalt sind unterwegs, andere Artisten sind in Papageienkostüme geschlüpft. Am Samstag und Sonntag zücken Besucher Handys, filmen und fotografieren diese Walking Acts.
Marcus Guldner verfolgt, wie an der Station zwischen Pro Optik und der Telekom der italienische Künstler Otto il Bassotto in einem riesigen Luftballon verschwindet. „Ich habe neun Jahre in Karlsruhe gewohnt“, erzählt Guldner. Inzwischen lebt er im Saarland, ist am Sonntag aber extra zum Stadtfest angereist. In den Parkhäusern sind auch Nummernschilder aus der Pfalz und dem Elsass zu sehen.
Vor allem am Sonntag ist die City gut besucht. Einige tragen Einkaufstüten. Die Masse tut es nicht. „Wir genießen hier einfach das Programm“, sagt eine Passantin. Sie zieht es zum Kronenplatz, auf dem ein Flohmarkt stattfindet.
Stadtfest auf mehrere Plätze verteilt
Kinderprogramm auf dem Friedrichsplatz, Streetfood und Musik auf dem Marktplatz und hinter der Postgalerie – das Programm variiert auf den verschiedenen Arealen. Und auch viele Händler laden vor ihren Geschäften zu Spiel-, Gewinn- oder Verkostungsaktionen ein. Doch nicht alle Läden sind offen. Globetrotter, Schirm Weinig, Läderach, der Optiker Smykker und der Juwelier Pletzsch zum Beispiel sind zu.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht der Händler, die sich hier engagieren“, sagt Citymanager Frank Theurer. Martin Wacker meint: „Wir legen den Ball auf den Elfmeterpunkt. Verwandeln muss ihn der Handel selbst.“ Wacker ist Chef der Karlsruhe Marketing und Event GmbH (KME), die das Stadtfest organisiert.
Die Südliche Waldstraße und die Karlstraße sind gut besucht. Im anderen Teil der Waldstraße sind die Rollläden von Wilkendorf’s Teehaus und der Goldschmiede Cifci heruntergelassen. Gabriele Schwebe lässt dort auch ihr Feinkost- und Spirituosengeschäft El Corazon zu. „Der Fokus liegt auf diesem Wochenende auf dem Amusement, es werden vor allem die Hauptwege und Plätze bespielt“, erklärt die Unternehmerin. Zu ihr verirre sich somit kaum ein Kunde.

Auch ein Händler in der Kaiserstraße zeigt sich kritisch: „Es kommen Leute. Aber es sind nicht viele, die höherpreisig kaufen können oder wollen.“ Weil das nicht gerne gehört werde in der Stadt, will er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Andere Händler sind zufrieden: „Die Kunden sind kauffreudig“, heißt es bei Thalia in der Kaiserstraße. „Dank toller Aktionen und passendem Herbstwetter war der verkaufsoffene Sonntag ein voller Erfolg in der Herrenstraße“, bilanziert Marc Krimmel von Tommy Jeans. „Wir sind zufrieden“, erklärt Annette Wahl von Hut Nagel.
Das Stadtfest war die perfekte Krönung eines fantastischen Karlsruher Sommers.Martin Wacker
KME-Chef
Der bei der KME für das Citymarketing zuständige Dennis Fischer sagt: „Wir haben keinen Einfluss auf das Kaufverhalten.“ Man sorge aber dafür, dass die Menschen in die Stadt kommen. „Das gelingt.“ Nach diversen Veranstaltungen von „Das Fest“ bis zu den Schlosslichtspielen sagt Wacker: „Das Karlsruher Stadtfest war die perfekte Krönung eines fantastischen Karlsruher Sommers.“
Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) meint: „Die Menschen aus Stadt und Region kommen in Karlsruhe zusammen und bringen dabei ihre ganze Vielfalt mit und ein. Es ist ein großes Statement des friedlichen Miteinanders und des Zusammenhalts unserer Gesellschaft in Stadt und Region – und ein optimistisch stimmendes Erlebnis.“
Auf dem Friedrichsplatz ist es voll, Kinder hüpfen auf dem Trampolin, drehen an großen Klanginstrumenten. Auf dem Marktplatz läuft Musik. Die Besucher gehen um die Baustellen herum, machen Fotos von den letzten Resten von Peek&Cloppenburg. Nebenan ist moderne Zirkuskunst zu erleben, dargeboten von der niederländischen Gruppe Nieuw Zicht – auf einem Rollgerüst.

Andreas Preißler berät am Eck gegenüber in seinem Geschäft Unikat Kunden. Es werden Mützen und Pullover probiert. „Der Samstag war wie ein normaler Samstag früher“, erzählt der Unternehmer. Auch am Sonntag hat er gut zu tun.
Ich würde mir mehr kleinere Aktionen das Jahr über wünschen.Andreas Preißler
Geschäftsmann
„Es ist megagut, dass die Stadt etwas macht“, sagt Preißler. „Aber wir haben kein grandioses Umsatzplus.“ Am Ende verteile sich das Geschäft eher. „Ich würde mir mehr kleinere Aktionen das Jahr über wünschen.“