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Hilfe vom Zoodirektor

Karlsruher Verein WiTAS päppelt Eichhörnchen auf und wildert diese sanft aus

Die Eichhörnchen Holly und Gustav wurden von Tierfreunden des Karlsruher Vereins WiTAS aufgepäppelt und haben sich in einer neu gestalteten Voliere im Oberwald erholt. Jetzt durften sie wieder zurück in die Freiheit.

Blick in die Freiheit: Zwei Eichhörnchen wurden jetzt im Oberwald ausgewildert, nachdem sie zuvor von Tierfreunden des Vereins WiTAS aufgepäppelt worden waren.
Blick in die Freiheit: Zwei Eichhörnchen wurden jetzt im Oberwald ausgewildert, nachdem sie zuvor von Tierfreunden des Vereins WiTAS aufgepäppelt worden waren. Foto: Rake Hora/BNN

Gustav und Holly gefällt es ziemlich gut in ihrer vorübergehenden Wohnung. Gerade hat Matthias Reinschmidt vorsichtig die beiden Türen der Voliere geöffnet, die hinter dem Wirtschaftsgebäude im Tierpark Oberwald steht und seit wenigen Tagen das Domizil der beiden Eichhörnchen ist.

Doch die zierlichen Pelztiere mit den buschigen Schwänzen zieht es erst einmal nicht nach draußen. Eines der Hörnchen klettert aufgeregt die Gitter entlang, das andere verschanzt sich in seinem Bau. Macht nichts.

Denn ohnehin ist eine sanfte Auswilderung vorgesehen. „Soft Release“ nennen das auf Englisch die Tier-Experten auf der ganzen Welt.

WiTAS aus Karlsruhe kümmert sich um Wildtiere

Gustav und Holly hatten Pech, aber auch Glück in ihrem Leben. Denn nachdem Holly immer wieder von einer Katze gescheucht worden war, fanden sich Tierfreunde und kümmerten sich um das Eichhörnchen. So kam Holly zu WiTAS. Die Buchstabenkombination steht für den Karlsruher Verein Wildtierauffangstation.

20.06.2021 Auswilderung Eichhörnchen im Oberwald
Schüchtern: Eichhörnchen müssen sich erst an die neue Umgebung gewöhnen. Foto: Rake Hora

Ihn gibt es seit 2018, und er versteht sich als zentrale Anlaufstelle, wenn es um verletzte Wildtiere und verwaiste Findlinge geht. Auch Gustav landete bei WiTAS, nachdem man ihn andernorts mitten auf der Straße sitzend gefunden hatte.

Zoodirektor Reinschmidt ermöglicht Voliere

Der Verein greift für seine Arbeit auf erfahrene Mitglieder zurück, die die Tiere aufpäppeln; eine zentrale Station für die Arbeit gibt es noch nicht. Sie ist aber das Ziel. Was es zumindest seit Kurzem gibt, ist die Voliere an geschützter Stelle im Oberwald, die Zoodirektor Matthias Reinschmidt für die Eichhörnchen eingerichtet hat.

Die Voliere beherbergte einst Zoovögel, jetzt wurde sie zur Heimstatt für die Eichhörnchen fortentwickelt und im Oberwald etabliert. Die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe engagiert sich beim Verein WiTAS. Erfahrene Pelztier-Päppler sind Daniel Caillat und Marina Bissinger. Sie haben sich um die Eichhörnchen gekümmert, die als erste ihrer Art in der Voliere Station machten und jetzt wieder ihre ersten Schritte in Freiheit tun können.

Nicht alle Vögel brauchen Hilfe

Meistens sind es Vögel, wegen derer der Verein WiTAS kontaktiert wird, gefolgt von Igeln und Pelztieren wie eben den Eichhörnchen. Mit rund 180 Igeln hatten es die Mitglieder allein im vergangenen Jahr zu tun. Die Stacheltiere werden dann sorgsam aufgepäppelt und schließlich wieder in die Freiheit entlassen.

Nicht immer nötig sind solche Hilfeleistungen aber bei den Vögeln, berichten die WiTAS-Urgesteine Ursula Obst und Rosemarie Schröder: Viele der gefiederten Freunde seien nur scheinbar auf sich gestellt, wenn Laien meinten, sie in Obhut nehmen zu müssen.

Tatsächlich aber werden solche Vögel auch dann noch oft von ihren Elterntieren versorgt, wenn sie sich nicht mehr im Nest aufhalten – und demzufolge auf Nicht-Fachleute einen hilflosen Eindruck machen. Wenn es um Igel geht, erreichten die WiTAS zuletzt Anfragen selbst aus Italien und Kroatien.

Neue Heimat im Oberwald

Die Eichhörnchen Holly und Gustav haben im Oberwald für eine Zukunft in Freiheit alles, was sie brauchen, ist Zoodirektor Matthias Reinschmidt überzeugt. Hier sind sie auf einer größeren Fläche vom Autoverkehr geschützt, hier gibt es Nahrungsmöglichkeiten für die flinken Tiere und viele Gelegenheiten, sich ein Nest einzurichten, das in der Fachsprache „Kobel“ heißt.

20.06.2021 Auswilderung Eichhörnchen im Oberwald
Experte: Zoochef Matthias Reinschmidt koordiniert die Auswilderung von Eichhörnchen im Oberwald Foto: Rake Hora

Im Übrigen haben Holly und Gustav weiterhin die Option, immer wieder zurück zur Voliere zu kommen, die sie nun für rund eine Woche bewohnt haben. Dort finden sie Nahrung und Wasser. Zoochef und Biologe Reinschmidt hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich die (nicht verwandten) Tiere zur Paarung zusammenfinden. Sie könnten dann einen neuen Clan begründen.

Was umso schöner wäre, als es nach den Worten des Zoochefs und seiner dortigen Mitarbeiter im Oberwald gegenwärtig keine nennenswerte Eichhörnchen-Population gibt.

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