Es hat ein bisschen die Atmosphäre einer Familienfeier – mit viel stark ergrauter Verwandtschaft und einigen jungen Einsprengseln. Rund 60 Personen aus dem Unterstützerlager von Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), mehr erlaubten die Corona-Regeln nicht, begehen am Freitagabend den offiziellen Wahlkampfauftakt des gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen.
Die Umstände erlauben keine rauschende Fete, bei der sich die Unterstützer und Unterstützerinnen des sozialdemokratischen Stadtoberhaupts feiernd in den Armen liegen können. So mancher schwelgt in Erinnerungen, wie es damals 2012 war, als Frank Mentrup mit Unterstützung eines breiten Bündnisses von Parteien ins Rennen ging und große Feste im Tollhaus begangen wurden.
Grüne betonen Übereinstimmung
Doch natürlich macht auch das Substage-Café was her, sorgt für fast heimelige Lounge-Atmosphäre, eine Band spielt zur Einstimmung. Auf den Tischen liegen die Wahlkampfbroschüren, es gibt einen Blick auf die Wahlplakate. Und Frank Mentrup bekennt auf die Nachfrage von Moderatorin Meike Beth, „dass ich furchtbar aufgeregt bin – aus dem Alltag heraus muss ich mich nun auf einen Wahlkampf einlassen“. Denn den Wahlkampf 2020 betreibt er aus einer anderen Perspektive. „Als Amtsinhaber ist das für mich was Neues.“
Doch dann hat erst mal der Unterstützerkreis das Wort, in einem generationenübergreifenden Duo. Es spricht der einstige Klinikums-Geschäftsführer Dieter Daub, der bereits 2012 für Mentrup trommelte, es folgt aus dem Unterstützerkreis Sophie Ebel, Stupfericher Ortschaftsrätin der Grünen. Sarah Dußler vom Kreisvorstand der Grünen schildert die Genese auf dem Weg zum gemeinsamen Kandidaten.
„Es gibt zwischen uns deutlich mehr Gemeinsames statt Trennendes,“ betont Dußler, verweist auf einen klaren Fokus auf den Klimaschutz, die soziale und autofreie Stadt. Und launig in die Richtung der eigenen Partei: „Auch die kritischsten Grünen-Stimmen haben sich schließlich überzeugen lassen.“ Man habe „personalpolitische Eitelkeiten“ hinten angestellt.
SPD-Kreisvorsitzender Parsa Marvi erinnert an den „Enthusiasmus 2012“, lobt die Arbeit des OB. „Person und Programm passen zusammen, das wird unser Stadt weiter gut tun.“ Nun hat der Kandidat und OB selbst ausführlicher das Wort. Er verweist auf die Projekte der vergangenen acht Jahre , die „in einem großen Konsens mit einem großen Teil der Bürgerschaft und des Gemeinderats“ entstanden seien. Er habe immer versucht, alle mitzunehmen. „Das möchte ich auch weiter machen.“ Er habe noch viele Ideen, die es gelte „gemeinsam zu entwickeln“.
Künftig wolle er beispielsweise einen noch stärkeren Fokus auf die internationale Positionierung Karlsruhes setzen, den Klimaschutz ausbauen und die Offenheit Karlsruhes für Zuzug aus unterschiedlichen Kulturen betonen. „Es muss ein Grundgefühl in der Stadtgesellschaft geben, sich auf etwas Neues einlassen zu wollen.“ Seitenhiebe gegen die Konkurrenz unterbleiben fast völlig, mit einer Ausnahme. „Großstadt muss man nicht nur kennen, sondern auch können,“ so Mentrup. Er verwies auf seine kommunalpolitische Vergangenheit im Stadtrat von Mannheim, die im sehr bei seiner ersten Amtszeit geholfen habe.