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Fest der Sinne

Tausende Karlsruher spazieren durch den neuen Karoline-Luise-Tunnel

Zu Fuß im Tunnel unter der Kriegsstraße: Anlässlich des „Fests der Sinne“ war das möglich.

Offene Röhre: Die Gelegenheit zum Flanieren durch den Karoline-Luise-Tunnel unterhalb der Kriegsstraße nutzten am Samstag Tausende Neugierige.
Die Gelegenheit zum Flanieren durch den Karoline-Luise-Tunnel nutzten am Samstag Tausende Neugierige. Foto: Jörg Donecker

Ist er das? Ja wirklich! Jutta Mühlhausen ist zwar nicht mehr die Allerjüngste. Dennoch ist sie aufgeregt „wie ein Backfisch“. Ihre Enkeltochter blickt mit Unverständnis. Backfisch? So nannte man einst junge Damen, die dem Tanzschulball entgegensahen, erklärt die Großmutter.

Heute hat ihre Aufregung einen anderen Grund. Es ist der Tunnel unter der Kriegsstraße. So viel hat sie in der Zeitung und im Internet gelesen über die Röhre. Dass sie ziemlich teuer geworden ist, dass Baumaterial fehlt, dass es nicht klappt mit der pünktlichen Tunnel-Eröffnung.

„Dass man heute aber hier durch spazieren kann, finde ich ganz großartig“, sagt die Seniorin.

Auf Höhe des Bundesgerichtshofs weisen ihr und allen anderen Besuchern freundliche Sicherheitskräfte in leuchtend gelben Westen den Weg in den Untergrund. Und Hunderte andere Menschen tun das Gleiche.

Im neuen Karoline-Luise-Tunnel ist es kühl

Unten angekommen, ist erst einmal ein 180-Grad-Schwenk angesagt, dann geht der schattige Marsch in Richtung Osten auf die lange Gerade. „Ich hätte ihn mir breiter vorgestellt“, sagt Jutta Mühlhausen über den Tunnel.

Es könnte eine optische Täuschung sein. Denn die Röhre in Gegenrichtung ist baulich abgetrennt und somit erst einmal überhaupt nicht zu erkennen. Und außerdem machen neonblau leuchtende und mit per Druckluft aufgerichtete Kegel im Tunnel-Inneren das Bauwerk optisch schmaler als es ist.

Kühl ist es hier unten, Familien mit Kinderwagen trotzen den Temperaturen. Und selbst bei einem Grüppchen junger Männer in Shorts und T-Shirt ist die Neugier auf das unterirdische Bauwerk größer als das Frösteln.

Wie bei einer Polonaise defilieren alle vorbei an Pascale Feiertag und Benjamin Binder. Die beiden Musiker konzertieren im Tunnel mit Saxofon und Keyboard, und die Festgäste wissen ihre Musik zu schätzen. Easy Listening haben sie im Angebot, wie der Keyboarder sagt.

„Bleibt ihr auch in den nächsten Jahren hier und spielt?“ Die Frage von Tilman aus der Gruppe der jungen Männer bleibt ohne Antwort. Pascale Feiertag braucht ihre Puste fürs Spielen. Und Benjamin Binder greift längst wieder in die Tasten.

Verzögerung: Bis im Karoline-Luise-Tunnel unterhalb der Kriegsstraße endlich der Autoverkehr brandet, werden entgegen dem bisherigen Zeitplan weitere Wochen ins Land gehen.
Nur der Verkehr muss noch warten: Bis im Karoline-Luise-Tunnel endlich Autos fahren, werden noch einge Wochen vergehen. Foto: Jörg Donecker

Beim Fest der Sinne in Karlsruhe spazieren Tausende zum Tunnel

Wer anlässlich des Fests der Sinne zu Fuß hier unten den Spaziergang im Karoline-Luise-Tunnel absolviert, hat meist kein Problem damit, dass die Freigabe für den Autoverkehr entgegen den einstigen Plänen noch immer nicht erfolgt ist. Ende des Monats soll es soweit sein.

„Wenn hier jetzt schon die Autos wären, könnten wir hier ja nicht spazieren gehen“, sagt Oskar Stanossek. Der Senior war einst Bauingenieur, weshalb er die Röhre mit professionellem Interesse mustert.

Die technischen Eckdaten sind ihm geläufig: 1.400 Meter Gesamtlänge, 380 Kilometer verbaute Kabel, 36 Lüfter, 23 Notruf-Nischen, 18 Fluchttüren und 89 Kameras – dass das hier ein anspruchsvolles Bauwerk ist, muss ihm niemand sagen.

KME-Chef Martin Wacker hat schon nach einer Stunde 350 Tunnel-Besucher gezählt

Jetzt ist er an der unterirdischen Zufahrt zur Parkgarage des ECE-Centers angelangt, die heute erst einmal nur ein unterirdischer Zugang für Fußgänger ist. Der Marsch geht auf der Rampe bergauf, dann gilt es die Fahrspur zu queren, über die die Autos oberirdisch von der Kriegsstraße ins ECE-Center fahren. Über mehrere Gänge geht es ins Innere des Einkaufszentrums.

Schon in der ersten Stunden nach Öffnung für Spaziergänger haben laut KME-Chef Martin Wacker rund 350 Menschen den Tunnel flanierend frequentiert, Tausende folgten. Die Leute interessieren sich für den Raumeindruck, die Meisten finden es klasse, dass oben eine neue Fahrrad-Schnellverbindung von Ost nach West entstanden ist.

„Ich freue mich, dass auch die Südstadt und die Südweststadt jetzt näher an die City heranrücken“, sagt Jutta Mühlhausen. „Und hast du gesehen“, sagt sie zu ihrer Enkeltochter, „dass oben alles schon viel grüner geworden ist?“

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