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Ehrenamt im Sport

Kassenwart der LG Region Karlsruhe: „Die Arbeit hält geistig jung, weil man immer wieder gefordert wird“

Ein Leben lang Bankangestellter: Das prädestiniert förmlich für das Amt des Kassenwarts, auch wenn Geldgeschäfte nicht das primäre Betätigungsfeld sind. Volker Diessl war bei der Sparkasse im EDV-Bereich tätig, doch bei der LG Region Karlsruhe kümmert er sich seit einem Vierteljahrhundert um die Finanzen.

Volker Diessl
Lange Laufbahn: Volker Diessl stellt sich seit mehr als 50 Jahren in den Dienst der Leichtathletik - als Kampfrichter, Sportabzeichenprüfer und Kassenwart. Foto: Volker Diessl

Rund 50.000 Ehrenamtliche helfen in nordbadischen Clubs dabei, ein Sportangebot für knapp 790.000 Menschen auf die Beine zu stellen und am Leben zu halten.

Wie der Badische Sportbund Nord (BSB) in seiner Studie „Sozialrendite des Vereinssports“ beziffert, leisten die Ehrenamtlichen 8,5 Millionen Arbeitsstunden im Jahr, was einer Wertschöpfung zirka 130 Millionen Euro entspreche.

An dieser Stelle würdigen die Badischen Neuesten Nachrichten jeden Freitag die Leistung von Menschen, die mit ihrem Engagement mit für eine lebendige und vielfältige Sportlandschaft sorgen. Wir fragen nach, warum sie ihre Freizeit opfern, was sie ärgert und was für sie der Lohn ist

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An diesem Freitag: Volker Diessl (82) von der LG Region Karlsruhe. Der Multifunktionär bringt sich seit Jahren in Sachen Sportabzeichen ein, ist seit 50 Jahren verlässlicher Helfer bei Leichtathletik-Veranstaltungen und verantwortet seit einem Vierteljahrhundert die Finanzen der LGR.

Wie die ehrenamtliche Karriere begonnen hat:

In jungen Jahren war ich Fußballer beim KSC und bei kleineren Vereinen, aber mein erster Funktionärsjob war bei der 1981 gegründeten Betriebssportgruppe der Sparkasse, bei der ich 50 Jahre lang angestellt war. Ich war Gründungsmitglied und auch gleich Vorsitzender und später auch Beisitzer im daraus hervorgegangenen Verein S-Fit Karlsruhe e.V. Viel früher, also schon 1967, bin ich zur Leichtathletik gekommen, nämlich über das Sportabzeichen-Projekt des KSC „Zweiter Weg“. Diese Abteilung heißt mittlerweile Fitnesssport und da bin ich seit 1981 Abteilungsleiter. Und damit war dann auch der Weg bereitet für meine Laufbahn als Kampfrichter, denn Anfang der 1970er Jahre sind wir vom Kampfrichterwart des BLV angesprochen worden, ob wir nicht bei Wettkämpfen mithelfen könnten. Das mache ich nun schon seit 50 Jahren und ich mache es immer noch sehr gerne. Seit 2012 bin ich auch Sportabzeichen-Obmann beim Sportkreis Karlsruhe. Und wie das so ist: Als erst der BLV Kreis Karlsruhe einen Kassier gesucht hat und 1996 auch die LGR, fiel dann schnell der Name des Sparkassenangestellten Diessl. Dabei war ich ja gar kein typischer Bänker, sondern habe mich früh mit EDV befasst. Als ich ins Amt bei der LGR kam, gab es noch ein Kassenbuch. Ich habe dann aber gleich alles auf Excel umgestellt.

Warum ich das alles immer noch mache:

Es macht Spaß und die ehrenamtliche Arbeit hält geistig jung, weil man immer wieder gefordert wird. Als ich bei der LGR angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich mich auch einmal wegen Vereinssteuern mit einem Steuerberater austauschen müsste.

Warum sich die Arbeit lohnt:

Weil man viele Menschen kennenlernt, zu denen man teils auch eine engere Beziehung aufbaut. Der soziale Aspekt ist ganz wesentlich. Wenn ich alles ganz allein machen müsste, wäre das nichts für mich. Ein Netzwerk ist viel wert.

Mein schönster Moment:

Das ist weniger ein Moment als ein ganzer Sommer. Die Sportabzeichen-Abnahme 2015 hinterm Schloss anlässlich der 300-Jahr-Feier der Stadt Karlsruhe war richtig anspruchsvoll. Ich musste das Ganze in Eigenregie und mit kreativen Ideen umsetzen. Dafür bin ich dann auch von der Stadt ausgezeichnet worden.

Womit ich hadere:

Mit der Situation des Fitnesssports beim KSC. Wir waren mal eine starke Abteilung mit einem harten Kern. Aber die Gruppe wird immer kleiner, die Mitglieder sterben weg und Nachwuchs ist kaum in Sicht. Und unzufrieden bin ich auch mit der Einreihung der Sportarten in Karlsruhe, was die Unterstützung anbelangt. Da hat die Leichtathletik doch nicht den Stellenwert, der ihr zusteht. Als Ersatz für den Wegfall der Europahalle als Trainingsstätte stellt die Stadt bisher nichts Adäquates zur Verfügung. Die große Frage ist deshalb, wie es in Karlsruhe mit der Leichtathletik weitergeht.

Wie hoch der Zeitaufwand ist:

Da kommen im Schnitt bestimmt gut 20 Stunden pro Woche zusammen. Da ist die Verwaltungsarbeit für die LGR und für den BLV Kreis Karlsruhe, hinzu kommen dann aber noch die Einsätze als Kampfrichter, die Zeiten für die Abnahme des Sportabzeichens sowie als Sportabzeichen-Obmann.

Wie lange ich mich noch engagieren will:

In Sachen Schlossparklauf habe ich die Organisation schon abgegeben beziehungsweise er findet seit 2019 insbesondere wegen des Stadionneubaus nicht mehr statt. Auch bei der LGR beschäftigt mich schon einige Zeit der Gedanke, kürzer zu treten. Aber es hat sich bislang kein Nachfolger gefunden, obwohl die Geschäftsstelle bereits einige Arbeiten übernommen hat und damit der Kassenwart entlastet wird. Am liebsten wäre mir, dass sich jemand findet, dem ich aus der zweiten Reihe zuarbeiten kann.

Protokoll: Reinhard Sogl

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