Was man einst aus der untergegangenen DDR kannte, dann im ersten Lockdown im Frühjahr auch in Karlsruhe wie im Rest der Republik wieder auftauchte, erfährt nun eine Wiederbelebung im Teil-Lockdown: Am Samstagnachmittag und am Abend bilden sich auch in der Karlsruher Innenstadt angesichts des Ansturms der Einkaufswilligen vor manchen Geschäften lange Warteschlangen. Auch am zweiten Advents-Shopping-Samstag ist die Innenstadt Ziel der Kunden aus der ganzen Region.
Ettlinger Tor ist das Auge des Einkauf-Sturms
Zunächst entsteht ab Nachmittag eine Schlange vor dem Haupteingang des Einkaufszentrums Ettlinger Tor, die sich bald um das Gebäude herum durch die Lammstraße zieht. Geduldig warten die Menschen auf Einlass, der bekanntlich aufgrund der verschärften Corona-Auflagen beschränkt ist. Auch vor dem Kaufhaus Karstadt bilden sich ab Nachmittag Warteschlangen, auch hier wird der Zugang begrenzt.
Und Schlangen gibt es außerdem vor allem bei den Filialen großer Ketten in der Kaiserstraße wie in der Postgalerie. Am späten Nachmittag ist das Einkaufszentrum Ettlinger Tor endgültig im Auge des Einkaufs-Sturms: An allen drei Eingängen gibt es zum Teil hundert Meter lange Schlangen, eingesetzte Security kanalisiert.
Wir ertragen das mit Gelassenheit.Familienvater über seine Position in der Warteschlange
Doch die Menschen warten geduldig, die allermeisten tragen Masken. Eine Familie aus Höxter hat sich mitsamt zwei Teenagertöchtern in die Schlange eingereiht. „Wir sind auf Verwandtenbesuch in Karlsruhe“, erzählt der Familienvater. Das Einkaufszentrum kenne man von anderen Besuchen. Weihnachtsshopping gehöre auch in Corona-Zeiten einfach dazu. „Wir ertragen das mit Gelassenheit,“ sagt der Familienvater mit Blick auf seine Position in der Schlange.
Die Kunden warten übrigens parallel zu den Autos, die Stoßstange an Stoßstange in der Erbprinzenstraße, am Rondellplatz und auf der Karl-Friedrich-Straße auf Zufahrt oder Abfahrt warten. Noch funktioniert die von der Stadt in der Vorweihnachtszeit eingerichtete Abfahrt über die Markgrafenstraße offenbar nicht richtig.
Kunden sprechen Gastronomen Mut zu
Und noch eine andere Beobachtung des Teil-Lockdowns: Kaum eine Sitzgelegenheit bleibt in den Mittags- oder Nachmittagsstunden ohne Menschen, die angesichts geschlossener Gaststätten im Freien essen, entweder aus Pappschachteln, aus Plastiktellern oder mit Hilfe einer Serviette. Entweder nehmen sie Essen von den einzelnen Weihnachtsständen mit – oder sie besorgen sich etwas zu Essen bei den Lokalen, die einen Straßenverkauf anbieten können.
Und so mancher Kunde spricht die Nöte an, in denen die Gastronomie steckt – und spricht Mut zu. Beim „Italy Italy“ am Kirchplatz St. Stephan beispielsweise entwickelt sich eine Unterhaltung. Mehrere Menschen bestellen Pizzen, ein Kunde fragt nach dem neben dem Eingang aufgestellten aber natürlich ungenutzten Zelt. „Wir hatten schon Heizpilze dafür gekauft“, erklärt der Kellner achselzuckend – „und konnten es nur wenige Tage benutzen“.
Der Kunde tröstet: „Hoffentlich dürfen Sie im Januar wieder aufmachen,“ und geht mit seiner Pizza auf den St.-Stephan-Kirchplatz, um sie dort zu essen. Gute Unterstützung für die Gastronomie, aber eine negative Folge des To-Go-Essens kann man förmlich mit Händen greifen: In der ganzen Stadt quellen am Samstag die Mülleimer über.