Skip to main content

Ersatz für Eislauffläche

Kehrt die Rollschuhbahn schon im Sommer vors Karlsruher Schloss zurück?

Aus Energiespar-Gründen verzichtete die Stadt Karlsruhe auf eine Eisbahn vor dem Schloss und setzte auf Rollschuhe. Kurz vor dem letzten Öffnungstag ist der Betreiber der Bahn zufrieden – und würde gerne im Sommer zurückkehren.

Große Nachfrage: Wie Jan Dwornik und seine Familienangehörigen haben viele Menschen die Bahnen für das Stockschießen genutzt. So auch Besucherin Robina Weber.
Große Nachfrage: Wie Jan Dwornik und seine Familienangehörigen haben viele Menschen die Bahnen für das Stockschießen genutzt. So auch Besucherin Robina Weber. Foto: Peter Sandbiller

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht steht die elfjährige Mia am Mittag des Dreikönigstags auf weiß-blauen Kacheln. Zusammen mit ihren Eltern Carolin und Oliver Faißt wird sie die Rollschuhbahn vor dem Karlsruher Schloss ausgiebig testen.

Los geht es auf Bahn eins. Stockschießen ist angesagt. Später am Tag kommen noch Rollen unter die Füße. „Wir sind gespannt“, sagt Mutter Carolin. „Es ist sicher eine tolle Alternative zur Eisfläche.“

Solche Sätze hört Thomas Hein gerne – und in den vergangenen Wochen häufiger. „Ich hatte vor Beginn in Karlsruhe große Bauchschmerzen“, gibt der Geschäftsführer der Firma Interevent zu. Wegen der Energiekrise musste er im Sommer sein Geschäftsmodell komplett über den Haufen werfen. Wie Karlsruhe sagten zahlreiche Städte die bei ihm für den Winter gebuchten Eisflächen ab. Hein und die Karlsruhe Marketing und Event GmbH setzten stattdessen auf Rollschuhe. Doch wie das ankommt, wusste keiner.

Rollschuhbahn vor dem Karlsruher Schloss: Den einen gefällt’s, den anderen nicht

Verena Ackermann und Michael Kosten jedenfalls gefällt es. Das Paar aus Heidelberg dreht am 6. Januar Hand in Hand seine Runden – auf ausgeliehenen Rollschuhen. „Inliner haben wir zu Hause, aber das wollten wir ausprobieren“, erklären beide. Auf Kufen und Eis war das Duo schon häufiger unterwegs, auf einer Rollschuhbahn vorher noch nicht. „Es ist anstrengender als man denkt“, sagt Kosten und nimmt wieder Schwung auf.

Simone Flocke hat es sich derweil auf einer Bank am Rand gemütlich gemacht. Die Leih-Rollschuhe hat sie noch an, schaut aber lieber ihrer Tochter zu, die auf den eigenen Inlinern kreiselt. „Es ist nicht das gleiche wie auf einer Eisbahn“, sagt die Pfinztalerin. „Inliner fahren können wir auch auf der Straße. Ich würde nicht nochmal kommen.“

Viele tasten sich langsam ran

Schon zum zweiten Mal ist hingegen Anja Ilhan aus Neureut mit ihrer Familie da. Ein wenig wackelig gestalten sich ihre ersten Roll-Versuche. „Vor Weihnachten habe ich nur zugeschaut, das war eigentlich auch der Plan für heute“, sagt sie lachend. Auf Rollschuhen sei sie zuletzt in ihrer Kindheit gestanden. Deutlich sicherer sind Ilhans junge Begleiter unterwegs, wenn auch nicht so recht vom Not-Konzept überzeugt. „Auf Eis ist es einfach schöner“, sind sich die beiden Jungs einig.

Viele auf der Bahn tasten sich am Freitagmittag vorsichtig an Rollwerk und Untergrund ran. Ein Vater hält seine kleine Tochter an beiden Händen fest. Daneben steuert eine junge Frau gekonnt rückwärts auf ihren Rollschuhen um das Karl-Friedrich-Denkmal, während ihr Begleiter zum Bremsen in die Bande rollt.

Betreiber spricht von Wetterglück und ist zufrieden

Dass es nicht so voll ist, darüber sind Selda Sorg und ihr Mann Volker gar nicht so unglücklich. Sie sind mit ihren beiden kleinen Kindern da. „Für die ist mehr Platz gut“, erklären die Eltern in einer kurzen Langos-Pause. Der Ausflug zur Eisbahn gehört zur Familientradition. „Auf der Rollschuhbahn ist der Spaßfaktor eigentlich gleich“, lautet ihre Bilanz nach den ersten Minuten.

Er sei zufrieden, sagt Interevent-Chef Thomas Hein drei Tage vor dem Ende der winterlichen Karlsruher Rollschuhzeit am 8. Januar. Die Bauchschmerzen seien nach den ersten drei Wochen verflogen – auch weil man großes Wetterglück hatte. Wäre Schnee gefallen, hätte sein Team den Betrieb aus Sicherheitsgründen einstellen müssen.

Rollschuhbahn im Sommer?

Unter dem Strich liege die Besucherzahl um 40 Prozent unter der der Eisbahn im vorherigen Winter. „Aber die Fläche war mit ,nur’ 1.000 Quadratmetern ja auch in ähnlichem Maßstab kleiner.“ Zudem ist die Rollschuhbahn deutlich pflegeleichter als die empfindliche Eisbahn mit ihrem großen Strombedarf. Im nächsten Winter würde Hein trotzdem gerne wieder auf Kufenspaß setzen.

Geht es nach dem Interevent-Chef, besucht sein Team Karlsruhe unabhängig davon schon im Sommer wieder. Seit er ein Plakat für die geplante 80er-Jahre-Ausstellung im Landesmuseum gesehen hat, träumt er von einer Rückkehr vors Schloss im Warmen. „Das würde doch passen. Außerdem ist eine Rollschuhbahn eben mehr ein Sommergeschäft.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang