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Event-Gastronomie in der Krise

Keine Feiern, kein Umsatz: So geht es der Karlsruher Event-Branche in der Corona-Krise

Keine Hochzeiten, keine Firmenfeiern, kein Umsatz: Die Event-Branche ist von den Corona-Maßnahmen besonders betroffen. Manche betreiben kreatives Krisenmanagement, andere hoffen auf ein Ende der Verbote.

Peter Joas baut einen neuen Strandbereich für das Event-Lokal „HubRaum”.
Peter Joas baut einen neuen Strandbereich für das Event-Lokal „HubRaum”. Foto: Joerg Donecker

Baggerfahrer war noch nicht einmal als Kind der Traumberuf von Peter Joas. Gastwirt ebenfalls nicht. Trotzdem sitzt der Betreiber der Event-Location „HubRaum“ seit Anfang Juli täglich im Führerstand eines Schaufelbaggers und bereitet den Untergrund für eine neue Beach-Bar vor.

„In der Krise muss man selbst Hand anlegen und auch ungewohnte Maßnahmen ergreifen“, sagt der 51-jährige Unternehmer mit einem Schmunzeln. Mit dem neuen Strand-Bereich will Joas seine Gastwirtschaft für die Sommerferien noch einmal kräftig aufhübschen.

„Pandemie kommt einem Berufsverbot gleich”

Eigentlich wollte Peter Joas die ehemalige Vereinsgaststätte der Turnerschaft Durlach nur noch für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeiern bewirtschaften. In den vergangenen Jahren hat er deshalb viel Geld in den Umbau der Anlage investiert, für den Sommer eine gemütliche Lounge eingerichtet und für den Winter eine urige Almhütte mit Platz für bis zu 200 Leute angemietet.

Der Erfolg gab ihm Recht, denn der „HubRaum“ war an den Wochenenden über Monate ausgebucht. Doch dann kam Corona.

„Für Veranstalter kommt die Pandemie einem Berufsverbot gleich“, sagt Joas. Die Hände in den Schoß legen oder Jammern kam für den umtriebigen Unternehmer aber nicht in Frage. Deshalb hat der „HubRaum“ ebenso wie das „HubRäumle“ am Durlacher Marktplatz nach über drei Jahren wieder an sechs Tagen in der Woche für Tagesgäste geöffnet.

Bisher habe er fast ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten. „Die Leute freuen sich, wenn sie wieder ausgehen dürfen“, sagt Joas. „Und dafür will ich ihnen auch etwas Besonderes bieten.“

Pizza backen als Krisenmanagement

Kreatives Krisenmanagement ist auch in der Fettschmelze auf dem Gelände des Kreativparks Alter Schlachthof oberstes Gebot. „Obwohl für das komplette Jahr bereits Buchungen vorlagen, standen wir von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit da“, sagt Geschäftsführerin Romy Marquart.

Selbst nach den ersten Lockerungen wurden bereits gebuchte Veranstaltungen kurzfristig abgesagt oder verschoben. „Eine größere Feier will zur Zeit niemand organisieren“, sagt Marquart. Deshalb haben die Fettschmelze-Macher aus der Not eine Tugend gemacht und im Juli die Pizzaöfen angeworfen. Von Donnerstag bis Samstagabend können Pizzen online bestellt und im Hof vor dem Veranstaltungsraums abgeholt werden.

„Die Öfen waren schon vorhanden. Aber die Online-Bestellung mussten wir in wenigen Tagen programmieren“, sagt Marquart. Über mangelnde Nachfrage können sich Marquart und ihre Mitstreiter nicht beklagen. Bei schönem Wetter herrscht im Süden des ehemaligen Schlachthofgeländes reger Betrieb, und schon mehr als einmal wurden 240 Pizzen an einem Abend verkauft. Die Kapazitäten höher fahren, sei allerdings nicht möglich, so Marquart. „Dann müssten wir wieder mehr Mitarbeiter einstellen.“

Zu Taufen kommen nur noch 20 Leute

Keine Hochzeiten, keine Vereinsfeste, keine Firmenjubiläen: Für den Partyservice Schmid kommt die Corona-Krise ebenfalls einem Berufsverbot gleich. „Das Catering von Messen und Tagungen ist weggebrochen“, sagt Geschäftsführerin Gabi Thiele. Besserung sei noch nicht in Sicht, denn nach den ersten Lockerungen sei die Feierlaune in der Bevölkerung offenbar noch nicht zurückgekehrt.

„Es gab zwar einige Taufen und Geburtstage. Aber da kommen dann zehn oder 20 Leute und nicht mehr 50 oder 100“, sagt Thiele. Geld verdienen könne sie im Krisenmodus deshalb nicht. Und der Verkauf von Konserven der Eigenmarke „Opa Karl“ mit badischen Spezialitäten wie regionalem Sauerbraten, Hochzeitsessen oder Wildgulasch sei allenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Fliegender Barmann sitzt auf dem Trockenen

Komplett auf dem Trockenen sitzt seit vier Monaten Gregor Vogel. Der Geschäftsführer der fahrenden Cocktail-Mixerei „Flying Barman“ ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie zur Untätigkeit verdammt.

Die weißen Lieferwägen mit dem markanten Firmenlogo stehen abgemeldet in der Garage, die mobilen Cocktailbars wurden in den ersten Wochen des Lockdowns auf Vordermann gebracht. „Härter als uns kann die Krise eigentlich niemanden treffen“, sagt Vogel. Denn während selbst Messeveranstalter langsam aber sicher wieder mit der Arbeit beginnen dürften, seien Firmenveranstaltungen oder Weihnachtsfeiern mit einem Cocktail-Stand immer noch nicht in Sicht.

Eine Cocktailbar lebe schließlich vom Miteinander von vielen Menschen auf engem Raum und gerade das sei derzeit nicht erlaubt. Zur Überbrückung der Krise gibt es im Hause Vogel übrigens eine neue Rollenverteilung: Die Mutter geht wieder ins Büro, der Vater kümmerte sich ums Homeschooling der vier gemeinsamen Kinder..

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