Das Kind ist krank. „Bauchweh“, sagt das Kind. Das Vokabular ist noch nicht so ausgeprägt. Die Fähigkeit zur Selbstdiagnose auch nicht. Es kann auch Halsweh sein. Wahrscheinlich ist es das. Es ist ja die Jahreszeit der Atemwegsinfektionen, eine jagt die nächste. Vor allem bei kleinen Kindern ist das so, denn die üben Krank- und Gesundsein noch.
Dieses Jahr fing das Elend leider schon im Sommer an. Wegen der ganzen Lockdowns hatten die Kinder zu wenig Kontakt zueinander – und zu den Infektionen. Das Immunsystem ist nicht trainiert genug.
Ich leide mit, wenn die Kleine mit ihren zweieinhalb Jahren einen Husten hat, der nach Raucherlunge klingt. Und ich leide, weil ich mit krankem Kind noch mehr Organisationsprobleme habe als sonst eh schon. Das Rabenmuttergefühl ist vorprogrammiert.
Kann das Kind in die Kita, damit Mama arbeiten kann?
Wie krank ist das Kind? Kann es in die Kita? Anders gefragt: Kann ich arbeiten oder muss ich mich kinderkrank melden? Kinderkrank sein ist großer Mist.
Weil man seinen Job nicht machen kann, aber doch Abgabetermine hat. Und weil man für einen Kinderkrankenschein mit dem fiebernden oder spuckenden, dem ganz furchtbar armen kleinen Geschöpf sofort zum Kinderarzt muss, statt es sich in Ruhe auskurieren zu lassen. Wer hat sich diesen Quatsch ausgedacht?
Ist das Kind so richtig krank, will ich nicht arbeiten, sondern mein Kind halten. Und das Kind will das auch: „Mama, Arm.“ Aber kann das Kind mit ’nem Husten in die Kita? Ist das zumutbar? Für mein Kind und die anderen?
Eltern, die ihre Kinder nicht testen, gefährden mein Kind
Gegen die Corona-Angst testen wir fleißig an. Das machen nicht alle. Für Kitakinder gibt es in Karlsruhe keine Testpflicht. Das nehme ich der Politik übel. Gelinde gesagt. Und den Eltern, die ihre Kinder nicht testen, auch. Sie gefährden mein Kind.
Ich lasse mein Kind daheim. Es hat eine beginnende Bronchitis. Darin sind wir Experten. Das hatten seine Bronchitis-Brüder jahrelang quasi ohne Unterbrechung. Immer noch Laie bin ich in der Bekämpfung der Panik, die aufsteigt, sobald ich merke: Ein Kind ist krank. Ich frage mich: Was mache ich jetzt? Und sage mir: Sei dankbar, dass es nur „Bauchweh“ ist.