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Meinung

von Martha Steinfeld

Resilienz im Elternleben

Was Eltern von ihren Kindern in der Corona-Pandemie lernen können

In der Regel weiß unsere Autorin immer genau, was sie schreiben will. Dieses Mal ist das nicht so. Zu anstrengend ist das gerade alles, in dieser Krise. Gut, dass daheim zwei Profis in Sachen Resilienz sitzen, von denen sie sich eine Scheibe abschneiden kann.

Kinder können sogar in der Krise lachen: Das sollten sich Eltern mal abschauen.
Kinder können sogar in der Krise lachen: Das sollten sich Eltern mal abschauen. Foto: Imago Images/Westend61

Mir fällt es meistens sehr leicht, ein Thema für diese Kolumne zu finden. Dieses Mal ist das nicht so. Seit Tagen denke ich darüber nach, welchen Aspekt des Elternlebens ich humorvoll beleuchten könnte.

Potenzial ist genug da: Die Teenager-Anwandlungen der Achtjährigen. Die Bügelperlen-Treppen-Katastrophe, die genau das ist, wonach sie klingt. Oder den Fakt, dass der Sechsjährige anstatt „Schrebergarten“ immer „Strebergarten“ sagt und wir ihn absichtlich nicht verbessern.

Keine Kindergeburtstage, kein Sportverein, nur Maßnahmen

Aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich andere Dinge erzählen. Davon, dass es fast keine Kindergeburtstage mehr gibt. Dass die beiden manche Freunde seit einem Jahr nicht gesehen haben. Dass der Sportverein nach drei Treffen den Betrieb wieder einstellen musste. Dass es schwer ist, zu erklären, warum Mama und Papa noch weniger Zeit haben, obwohl sie so viel zu Hause sind.

Ich möchte davon erzählen, wie weh es tut, wenn man den eigenen Kindern dabei zusieht, wie sie eine Maßnahme nach anderen mittragen, routiniert Masken überziehen und sich Desinfektionsmittel auf ihre kleinen Hände schmieren. Wie sie darauf vertrauen, dass alles, was ihnen gesagt wird, richtig ist, obwohl das niemand so richtig weiß.

Ein schöner Tag dank Graureiher

Es gibt ein Wort, das seit Monaten als magischer Schutzschild gegen den Corona-Blues ins Feld geführt wird: Resilienz. Die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen gut zu überstehen.

Gestern Abend machten wir einen Spaziergang entlang des Flusses, in dessen Nähe wir wohnen. Dort lebt auch ein Graureiher. Die Kinder lieben diesen Vogel. Eine Stunde lang beobachteten sie jede seiner Regungen, warteten gespannt mit ihm auf Beute und rannten den Fluss auf und ab, wenn er zu kurzen Flügen ansetzte.

Als wir nach Hause gingen, waren sie ganz aufgeregt und rot im Gesicht. Daheim angekommen, packte die Achtjährige sofort ihr Tierlexikon aus, während der Sechsjährige begann, krakelige Graureiher zu malen.

„Das war ein schöner Tag, oder?“, sagten sie, als wir sie ins Bett brachten. Und ich dachte bewundernd: Das ist Resilienz! Ich beschloss, mir ein Beispiel zu nehmen. „Ja, das war ein schöner Tag“, sagte ich.

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