
Der katholische Stadtdekan Hubert Streckert stellt eine Motivation besonders in den Mittelpunkt für seine Entscheidung. „Mir ist es wichtig, dass Menschen, die ihre Gottesdienste brauchen, diese auch erleben können“, betont der Dekan. Deshalb finden in der Seelsorgeeinheit Allerheiligen, zu der auch die Stadtkirche St. Stephan gehört, die Gottesdienste an Ostern auch in Präsenz statt. „Mit den Hygienekonzepten und in bewährter Form“, so Streckert.
Die Situation unterscheide sich auch von der im ersten Lockdown vor einem Jahr, als die Gottesdienste untersagt waren. „Damals waren wir Kirchen absolut unvorbereitet.“ Mit dem Blick auf die anderen Pfarreien im Dekanat sagt der Dekan: In der Regel finden die Gottesdienste statt. Streckert verweist auch auf die am Donnerstag verbreitete Position des Erzbistums, das Präsenzgottesdienste ermöglicht.
Mir ist es wichtig, dass Menschen, die ihre Gottesdienste brauchen, diese auch erleben können.Hubert Streckert, Dekan der Katholischen Kirche in Karlsruhe
In einem Schreiben hat der Freiburger Erzbischof Stefan Burger die Gläubigen aufgefordert, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen und selbst zu entscheiden, welche der möglichen Feierformen ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt am besten entspricht. Für diesen Freitag hatten die Kirchen in Karlsruhe ihre Entscheidung angekündigt.
Freikirchen feiern wie geplant
Die meisten Freikirchen feiern an Karfreitag und Ostern ihre Gottesdienste wie geplant, sagt Steffen Beck, Sprecher des Forums Karlsruher Freikirchen auf BNN-Nachfrage. In dem Bündnis sind 15 Freikirchen der Stadt zusammengeschlossen.
„Manche bieten ihren Mitarbeitern ab April auch kostenlose Selbsttests an, um das Infektionsrisiko noch mehr zu verringern.“ Man habe aber grundsätzlich in der Ökumene die Haltung, dass man die teilweise unterschiedlichen Entscheidungen gegenseitig respektiere und achte. Was macht beispielsweise die große Freikirche ICF, bei der Beck Leiter und Pastor ist? An Ostern feiert ICF wie geplant zwei Gottesdienste, die auch online verfolgt werden können. Und an Karfreitag gibt es nachmittags zwei Präsenzveranstaltungen, informiert Beck.
Verschiedene Gottesdienstformen
Im evangelischen Stadtdekanat haben ebenfalls die Gremien in dieser Sache getagt, noch am Freitagnachmittag der Vorstand des Stadtkirchenrates. Dieser fungiert als eine Art „Krisenteam“. Laut Dekan Thomas Schalla sind die Ältestenkreise der Pfarreien in dieser Sache autonom. „Die allermeisten Pfarreien werden in Präsenz Ostern und Karfreitag feiern“, so Schalla gegenüber den BNN.
Einige wenige Gemeinden feiern nur digital, andere übertragen Feiern in den Kirchen per Livestream. Weitere Pfarrgemeinden feiern ihre Gottesdienste im Freien, wie etwa die Laurentiusgemeinde in Hagsfeld oder die Karl-Friedrich-Gedächtniskirche in Mühlburg. Eine Inzidenzzahl von 200 in Karlsruhe wäre allerdings eine rote Linie, jenseits der keine Präsenzgottesdienste stattfinden würden. „Notfalls wird tagesaktuell entschieden“, sagt der Dekan.
Wie auch sein katholischer Amtskollege Streckert lobt Schalla die Kurskorrektur von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Einen Fehler einzugestehen hat Größe“.