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Nachhaltiges Projekt

Kleidertausch in Karlsruhe: Wo Pullover und Co. ein neues Zuhause finden

Man legt ein Kleidungsstück ab und darf sich dafür im Gegenzug ein anderes nehmen: In der Karlsruher Oststadt fand am Wochenende wieder ein Kleidertausch statt.

Gelebte Nachhaltigkeit: Zur Kleidertauschparty im Zukunftsraum in der Karlsruher Oststadt kamen viele Interessierte.
Gelebte Nachhaltigkeit: Zur Kleidertauschparty im Zukunftsraum in der Karlsruher Oststadt kamen viele Interessierte. Foto: Rake Hora /BNN

Es herrscht reger Betrieb an diesem Adventssonntag im „Zukunftsraum“ in der Rintheimer Straße 46 in Karlsruhe. Auf den Tischen liegen, schön sortiert, Pullover, T-Shirts, Röcke oder Hosen. An den Kleiderstangen hängen Blusen und in den Kisten befinden sich Accessoires oder Schuhe. Am Rand sitzen Frauen, unterhalten sich, trinken Café oder stöbern.

Die meisten kommen zum Kleidertausch, weil sie es wirklich sinnvoll und nachhaltig finden. Sie freuen sich, wenn eine andere Person die aussortierten Stücke noch trägt. Das System funktioniert ganz simpel: Jeder kann einfach vorbei schauen, seine gut erhaltene Kleidung auf dem entsprechenden Tisch ablegen und sich dafür etwas anderes nehmen. Dabei muss nicht eins zu eins getauscht werden, sondern nach Bedarf oder Geschmack.

Erster Kleidertausch in Karlsruhe nach Corona

Sarah Meyer-Soylu, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), organisiert seit vielen Jahren zwei Mal jährlich diesen Kleidertausch. Nun fand er erstmals nach der Pandemie wieder statt, zwar mit etwas weniger, aber dennoch gutem Zulauf.

Über das Quartier Zukunft soll mehr Nachhaltigkeit in die Stadt gebracht werden. Seit 2013 gibt es den Zukunftsraum in der Oststadt, ein Forschungsprojekt des KIT, an dem sich Interessierte gerne beteiligen können. Veranstaltungen werden im Schaufenster und auf der Website angekündigt. Neue Ideen sowie Kritik sind willkommen.

Wir haben eigentlich überwiegend positive Erfahrungen gemacht.
Sarah Meyer-Soylu, Organisatorin

Vieles sei in Bewegung, beobachtet Mara Bachmann. Die 18-Jährige macht gerade ein Praktikum am KIT und hat den Kleidertausch mit organisiert. „Zu meinem ersten Kleidertausch im Jugendwerk der AWO wurde ich von einer Freundin mitgeschleppt“, erinnert sich Mara Bachmann.

Kleidertausch statt Kleiderkauf als nachhaltiges Konzept

Was bei diesem Kleidertausch übrig bleibt, wird von der Caritas abgeholt und an deren Kleiderkammer gespendet. „Wir haben eigentlich überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Vereinzelt brachten manche ihren halben Keller hierher, das mussten wir ablehnen, aber in der Regel klappt alles unkompliziert. Jeder soll maximal zehn gut erhaltene Kleidungsstücke beisteuern“, meint Meyer-Soylu.

Ich versuche, so wenig wie möglich zu kaufen und finde den Kleidertausch super sinnvoll sowie nachhaltig.
Tanja Meißner, Besucherin

Eine Besucherin freut sich darüber, dass ihre Mütze so schnell weg war, es sei ein schönes Gefühl, wenn jemand anderes sich darüber freue. Mirjam Massury studiert am KIT Materialwissenschaften und wurde durch eine Freundin auf den Kleidertausch aufmerksam. Sie hat zwei Pullis und ein T-Shirt gebracht und eine coole Hose gefunden. Das Ambiente stimme und es sei sinnvoll, so Massury.

Daneben beobachtet Tanja Meißner gespannt, wer ihre Kleidungsstücke mitnimmt. Sie tauscht auch privat mit Freundinnen, doch da bleibe man immer in der gleichen Bubble, hier durchmische es sich mehr. „Ich versuche, so wenig wie möglich zu kaufen und finde den Kleidertausch super sinnvoll sowie nachhaltig“, erläutert die Fotografin. Einen Tausch habe sie verpasst, nun kam sie extra aus der Südstadt angeradelt, berichtet Isabel Leising, während sie auf den Tischen nach etwas passendem Ausschau hält. Wer möchte, kann im Nebenraum probieren.

Auch der in Freiburg studierende Dennis Erath bewertet diese Aktion, auf die ihn seine in Karlsruhe lebende Freundin aufmerksam machte, positiv: „Es sollte mehr davon geben und gerade auch für Männer.“ Kleidungsstücke würden zudem immer mehr gender-neutral. Die Ideen gehen den Mitwirkenden des Quartier Zukunft jedenfalls nicht aus, sei es Geräte- und Pflanzentausch, Leihgruppen oder Zettel an Briefkästen, auf denen Dienste angeboten werden, und vieles mehr.

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