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Klima-Camp

Vom Schloss zum Marktplatz: Klima-Aktivisten tragen Protest vor das Karlsruher Rathaus

Mehr Konsequenz und Tempo fordern Karlsruher Klima-Aktivisten von der Stadt. Seit einem Monat steht das Klima-Camp vor dem Schloss, am Montag trugen die jungen Menschen den Protest direkt vor das Rathaus – auch mit einer umwerfend-drastischen Aktionsform.

Starre Warnung: Aktivisten des Karlsruher Klima-Camps haben am Montag vor dem Rathaus ihre Forderungen in Sachen kommunaler Klimapolitik auch mit einem „Die-in“ Nachdruck verliehen.
Starre Warnung: Aktivisten des Karlsruher Klima-Camps haben am Montag vor dem Rathaus ihre Forderungen in Sachen kommunaler Klimapolitik auch mit einem „Die-in“ Nachdruck verliehen. Foto: Rake Hora

Seit einem Monat steht das Klima-Camp am Schlossplatz, am Montag haben die Aktivisten ihren Protest temporär ein paar Meter weiter und direkt vors Rathaus getragen. „Unsere Aufgaben sehen wir ja auch darin, Druck aufzubauen“, sagt Mitorganisator Simon Völker zu der Aktion, die am späten Nachmittag auch als „Die-in“ die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zog.

„Beim Bekämpfen der Klimakrise geht es um Leben und Tod“, sagte Völker zu der Aktionsform, bei der sich die Klimaschützer wie tot auf den Marktplatz legten. An die Rathaus-Spitze formulierten die Camp-Bewohner klare Forderungen.

Ein Kern ihres dringlichen Anliegens ist es, dass sich die Stadt ein CO2-Budget setzt, das dem 1,5-Grad-Ziel gerecht wird, betont Völker in einem Gespräch mit den BNN.

Klimaneutral bis 2050? Viel zu spät, bemängeln die Aktivisten

„Was die Stadt derzeit in dieser Hinsicht macht, ist nicht ausreichend“, sagt der junge Camp-Mitorganisator. Das Ziel einer CO2-Neutralität bis 2050 sei „viel zu spät“. Dies müsse bis 2030 gelingen. Als einen ersten Schritt solle die Stadt als „Mindestmaßgabe“ transparent machen, wie hoch jährliche Emissionen sind und wo beziehungsweise wie der Ausstoß reduziert werden soll.

„Hitzetod“, „Ertrunken“: Mit einem „Die-in“ haben Karlsruher Klimaaktivisten vor dem Rathaus auf die drastischen Folgen des Klimawandels aufmerksam gemacht.
„Hitzetod“, „Ertrunken“: Mit einem „Die-in“ haben Karlsruher Klimaaktivisten vor dem Rathaus auf die drastischen Folgen des Klimawandels aufmerksam gemacht. Foto: Rake Horwa

Nach Daten des Landesstatistikamtes lag der CO2-Ausstoß im Stadtkreis Karlsruhe im Jahr 2017 bei fast acht Millionen Tonnen. Zu Grunde gelegt sind so genannte quellenbezogene CO2-Emissionen, die die Gesamtmenge des emittierten Kohlendioxids darstellt. Der reine verursacherbezogene Ausstoß lag 2017 im Stadtkreis bei 5,4 Millionen Tonnen.

Eine weiter Punkt auf der Forderungs-Listen der Klimaaktivisten ist die Umgestaltung der Stadt in eine „lebenswerte und klimafreundliche“ City durch einen nachhaltigen Strukturwandel, zum Beispiel mittels einer Verkehrs- und Energiewende. „Es gibt dazu gute Ansätze der Stadt“, betonte Völker. Die Schritte seien aber nicht konsequent und schnell genug.

Teurere KVV-Tickets das „völlig falsche Signal“

Die Stadt müsse attraktiver werden für Menschen, die zu Fuß mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Die Erhöhung der Fahrkartenpreise beim KVV, die ab August greifen, sei das „völlig falsche Signal“, stellen die Aktivisten klar. Auch die Stadtbegrünung sei ein wichtiges Thema.

Ein Anliegen ist den Camp-Mitgliedern auch, dass der Klimaschutz transparent, sozial gerecht und mit Beteiligung der Bürger umgesetzt wird. „Wir sind dabei, für Karlsruhe einen Bürger-Rat zu imitieren“, berichtet Völker, „wir denken dass dadurch neue Wege gegangen werden können.“

Der Rat solle ein Querschnitt der Gesellschaft sein und kein Experten-Gremium. Die Camp- und Klima-Aktivisten sehen sich für ein solches Instrument als „Anstoßpunkt“.

Camp soll bis in Herbst bestehen bleiben

Das bisherige Feedback von Passanten auf das Camp vor dem Schloss sei „sehr positiv“, sagt Völker, „wir erfahren viel Unterstützung“.

Das-Camp-Leben ist im Schichtbetrieb organisiert. Es gibt tägliche Plenum-Sitzungen, Arbeitsgruppen und Vorträge zu unterschiedliche Themen. Solarpanels liefern Energie, W-Lan gibt es auch. Zehn bis 15 Aktivisten übernachten jeweils auch in der kleinen Zeltstadt. Bis Ende Oktober soll das Camp mindestens bestehen bleiben, so ist der Plan. An diesem Dienstag gibt es dazu Gespräche mit dem Ordnungsamt.

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