Die Freigabe des Kriegsstraßen-Autotunnels für den Verkehr verzögert sich nach der Verschiebung von März auf April erneut. Wann das Bauwerk als letzter Teil der Kombilösung tatsächlich in Betrieb gehen kann, steht derzeit noch in den Sternen.
„Ich äußere mich zu Terminen nicht mehr“, sagte Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin.
Am Samstag 7. und Sonntag, 8. Mai wird mit einem Bürgerfest das Ende der Kombi-Bauarbeiten gefeiert. Dass zu diesem Zeitpunkt auch der Karoline-Luise-Tunnel für den Verkehr freigegeben werden kann, ist mittlerweile ausgeschlossen.
Neuer möglicher Tunnel-Eröffnungstermin: Mai oder Juni
Fest steht, dass das städtische Tiefbauamt nach Übergabe des Tunnels von der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) mehrere Wochen benötigt, um sich mit der komplexen Technik des Bauwerks vertraut zu machen. Dies werde mindestens zwei Wochen in Anspruch nehmen, realistischer seien drei bis vier Wochen, sagte OB Mentrup.
Ob der Ost-West-Verkehr noch im Mai unterirdisch rollen kann, ist damit fraglich. Realistischer scheint der Monat Juni. Als Gründe für die Verzögerungen gibt die Kasig Corona sowie Lieferengpässe bei technischen Komponenten an.
Ursprünglich wollten die Verantwortlichen den Kriegsstraßentunnel zeitgleich mit der Bahnröhre unterhalb der Kaiserstraße in Betrieb nehmen. Dieser Fahrplan erwies sich jedoch bereits früh als nicht haltbar.
Man setzte auf das Bürgerfest am Wochenende des 7. und 8. Mai, um das Ende der Kombi-Bauarbeiten zu zelebrieren – in der Hoffnung, mit diesem zeitlichen Puffer allen denkbaren weiteren Verzögerungen gerecht zu werden. Jetzt wird zwar gefeiert, und die Bevölkerung kann bei dieser Gelegenheit einen Teil der Röhre spazierend durchmessen. Doch mit der vielfach ersehnten Freigabe für den Autoverkehr wird es selbst zu diesem Termin noch nichts.
22 Termine für Übungen, Tests und Abnahmen stehen noch aus
OB Mentrup, Kasig-Chef Frank Nenninger und der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Martin Kissel, verwiesen auf die Komplexität der noch anstehenden Übungen, Tests und Abnahmen, die nach der Übergabe des Karoline-Luise-Tunnels von der Kasig an das Tiefbauamt erforderlich sind. Allein 22 Termine stünden hier noch aus – bis hin zur Unterweisung von Feuerwehr und Polizei in die baulichen und technischen Gegebenheiten. Die konnte immerhin im März schon den Ernstfall üben.
Anders als beim Stadtbahntunnel ließen sich die Abläufe hier nicht ohne Weiteres durch Fahrtests im Vorfeld simulieren. Es geht um das Zusammenspiel von 36 Lüftungseinheiten, 23 Notrufnischen, 70 Lautsprechern und 90 Kameras. Im Tunnel verbaut sind 220 Schaltschränke und 300 Kilometer Kabel, alle 150 Meter ist eine Notrufstation eingebaut.
Die Systeme interagieren untereinander, in der Leitwarte laufen sämtliche Informationen zusammen, wie der dort noch tätige Programmierer Johannes Seefluth erläutert. Auch an den Computern im Tiefbauamt können die Verantwortlichen für das Tiefbauwerk zwischen Mendelssohnplatz und dem westlichen Ende jenseits des Karlstors sämtliche Informationen in Zukunft abrufen. Sicherheit sei oberstes Gebot, betonen die Verantwortlichen.
Bis zu 6.000 Fehlermeldungen möglich
Bis zu 6.000 Fehlermeldungen können im Tunnelbetrieb theoretisch auftauchen; wie sie zu bewerten sind und wie mit ihnen im Ernstfall umzugehen ist, müssen die Fachleute des Tiefbauamts nun trainieren. Der Übergabe-Prozess zwischen Kasig und Tiefbauamt sei immens wichtig, betonte Frank Nenninger.
Tiefbauamtsleiter Martin Kissel bekräftigte, die Besitz-Übergabe müsse akkurat und sauber ablaufen. Dies unter Zeitdruck zu erledigen, komme nicht infrage.
Kasig-Sprecher Achim Winkel bezeichnete den Tunnel mit Blick auf dessen High-Tech-Ausstattung als gigantischen Computer. Die neuerliche Verzögerung sei auch auf coronabedingte Terminprobleme von unabhängigen Fachleuten zurückzuführen, die für die technische Abnahme der Systeme zuständig sind.