Skip to main content

Amtszeit vorzeitig beendet

Konflikt an Karlsruher Hochschule eskaliert: HfG-Rektor Jan Boelen abgewählt

Die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe kommt nicht zur Ruhe. Die seit längerem schwelenden internen Konflikte sind nun eskaliert: Rektor Jan Boelen wurde von einem Großteil der Professoren abgewählt.

Jan Boelen hat im Dezember 2019 sein Amt als Rektor der HfG Karlsruhe angetreten.
Jan Boelen kam im Dezember 2019 nach Karlsruhe und wurde nun auf Antrag der Professorenschaft im Senat aus dem Amt abgewählt. Foto: Werle Frissen

Der seit längerem schwelende Konflikt über die Zukunft der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) ist offenbar eskaliert. Wie die HfG am Dienstag mitteilte, wurde der seit Dezember 2019 amtierende Rektor Jan Boelen abgewählt.

Das Abwahlverfahren sei auf Antrag aus der Professorenschaft im Senat Ende März durchgeführt worden, gemäß § 18a des Landeshochschulgesetzes. Die für eine Abwahl erforderliche Zweidrittelmehrheit der Stimmen aus der Professorenschaft sei erreicht und die Amtszeit des Rektors damit vorzeitig zum 31. März beendet worden.

Es ist nicht der erste große Konflikt an der vergleichsweise kleinen Hochschule. Lange Zeit war sie von dem bedeutenden Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk geleitet worden, doch nach dem Ende von dessen Amtszeit 2015 war ein deutlicher Reformstau zutage getreten. Sein 2016 berufener Nachfolger Siegfried Zielinski hatte nach zwei Jahren das Handtuch geworfen und damals kundgetan, seine Entscheidung sei aufgrund des Widerstands interner Beharrungskräfte gefallen.

Mehr als eineinhalb Jahre war das Rektorat kommissarisch besetzt, bevor zum Dezember 2019 Jan Boelen ins Amt geholt wurde. Der Belgier war bis dahin als Kurator für Design, Architektur und zeitgenössische Kunst bekannt.

Wenige Monate vor Boelens Amtsantritt hatte der Landesrechnungshof einen Bericht über die HfG veröffentlicht, in dem der Hochschule ein vernichtendes Zeugnis aufgrund ausbleibender Reformen ausgestellt worden war. Unter anderem wurde angemahnt, die Strukturen neu aufzustellen. Andernfalls würde man dem Wissenschaftsministerium empfehlen, die HfG als eigenständige Hochschule aufzulösen und als weitere Fakultät in die Hochschule für angewandte Wissenschaften in Karlsruhe zu integrieren.

Bereits im März 2021 begann an der HfG Karlsruhe eine Mediation

Ein massiver Kritikpunkt war, dass ein lange überfälliger Struktur- und Entwicklungsplan fehlte. Im Februar 2021 war bekannt geworden, dass die internen Konflikte an der HfG keineswegs abgenommen hatten. Vielmehr hatten sie sich so zugespitzt, dass damals vom zuständigen Wissenschaftsministerium eine Mediation eingeleitet wurde. Mit der letzten Fristsetzung zum Sommer 2021 gelang dann die Verabschiedung eines neuen Plans.

Im Oktober 2021 hatte Boelen erstmals als Rektor eine Semestereröffnung als Präsenzveranstaltung leiten können. Zuvor war dies aufgrund der Corona-Pandemie nur virtuell möglich gewesen. Damals hatte er erklärt, es sei sein Ziel, „die Tür zwischen den Disziplinen weiter zu öffnen“. Nun ist klar: Es wird wohl seine einzige Veranstaltung dieser Art in Karlsruhe bleiben.

Das nächste Semester beginnt in wenigen Tagen, am 19. April. Die Hochschule betont, die Abwahl habe keine konkreten Auswirkungen auf Studium und Lehre. Die Leitung der Hochschule übernähmen übergangsweise wie im Landeshochschulgesetz vorgesehen die Rektoratsmitglieder, in diesem Fall der Kanzler Thomas Fröhlich sowie die Prorektorin Constanze Fischbeck.

Fröhlich wird in der Mitteilung der Hochschule zitiert, das Rektorat werde für die Studierenden und die Mitarbeiterschaft „Verlässlichkeit, Kontinuität und Transparenz gewährleisten“. Über das weitere Verfahren würden die zuständigen Gremien der Hochschule in Kürze entscheiden, so die Mitteilung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang