Rund 1,2 Millionen Menschen vereint die Evangelische Landeskirche Baden. An diesem Wochenende feiern die badischen Protestanten den 200. Geburtstag ihrer Kirche. Beim Festakt war aufgrund der Corona-Vorschriften am Freitagabend jedoch nur jede zweite Reihe in der Karlsruher Stadtkirche besetzt.
Geladene Gäste konnten ihn vor Ort erleben. Zur Feier nach Karlsruhe kam Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Er erinnerte in seinem Grußwort an „die Geburtsstunde einer bis heute überaus lebendigen und gesellschaftlich engagierten Landeskirche“.
Der gläubige Katholik Kretschmann lobte in seiner Ansprache die badische Kirchenunion. Sie sei eine ökumenische Bewegung der lutherischen und reformierten Gläubigen selbst, erinnerte der Ministerpräsident. „Unser Land braucht solche sinnstiftenden Gemeinschaften“, sagte Kretschmann. Applaus erntete sein persönlicher Wunsch, dass die katholischen und evangelischen Kirchen künftig näher zusammenrücken sollten.
Bei seiner Eröffnungsrede für die Veranstaltung blickte der Badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh auf die geglückte Kirchenunion zurück. Mit dieser Erfahrung im Rücken engagiere sich die Landeskirche weiter für Verständigung und suche „den Dialog mit Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft“.
Als Vertreter der Katholischen Kirche betonte Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg den „gemeinsamen Auftrag“, den die Kirchen inne hätte. „Nämlich, dass wir weiterhin Brücken bauen können“, sagte Burger. Weitere Grußworte sprachen unter anderem der württembergische Landesbischof Frank Otfried July und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup.
Großes Chorfest in Karlsruhe ist auf 2022 verschoben
Ihren runden Geburtstag wollte die badische Landeskirche am ersten Juli-Wochenende eigentlich mit einem „rauschenden Chorfest“ feiern. Die Stadt Karlsruhe, wo auch der evangelische Landesbischof seinen Sitz hat, sollte von Gesang erfüllt sein.
Wegen Corona mussten die Planer umdisponieren. Das große Chorfest wurde auf 2022 verschoben. Statt einem Chorfest auf der großen Bühne gab es nun die Feier in der Stadtkirche. Übertragen wurde das Programm aus der Stadtkirche für die Öffentlichkeit online im Livestream. Im Anschluss sangen zwölf Chöre an fünf Karlsruher Kirchen.
Auf die historischen Daten von der Gründung im Jahr 1821 und dem Jubiläumsjahr gehen auch die ungewöhnlich krummen Anfangszeiten mehrerer Festveranstaltungen zurück. Ab 18.21 Uhr und 20.21 Uhr gab es Musik und Chorgesang in den Karlsruher Kirchen.
„Unisono. Vielstimmig eins“ – so lautet das Motto der 200-Jahr-Feier und des Chorfestes, weil auch die Lutherischen und die Reformierten, die sich im Jahre 1821 zur neuen Badischen Landeskirche zusammenschlossen, gelernt haben, trotz ihrer Meinungsunterschiede zusammenzufinden. Laut der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg verteilen sich die Protestanten der Landeskirche in Baden auf mehr als 670 Kirchen- und Pfarrgemeinden.
Gäste hören Auftragskomposition in der Karlsruher Stadtkirche
Pünktlich um 18.21 Uhr schlugen die Kirchenglocken für jedes Jubiläumsjahr einen Ton. In der Stadtkirche hörten Kretschmann und die anderen Festgäste zudem als Erste die Auftragskomposition zum Kirchenjubiläum.
Verfasst hat das Werk „Eins und frei“ der junge Karlsruher Komponist Leon Tscholl. Das Stück ist für Bläser- und Vokalensemble, Knabensopran, zwei Orgeln und ein Jazztrio samt Sängerin komponiert. Der Text aus Bibelversen und Auszügen aus der Unionsurkunde, mit der vor 200 Jahren Lutheraner und Reformierte eine Landeskirche schufen, stammt von Hans-Georg Ulrichs.
Nach dem Auftakt findet am Samstag, 3. Juli, um 18.21 und 20.21 Uhr ein Online-Singen statt. Für Sonntag, 4. Juli, ist ein Festgottesdienst um 10.30 Uhr in der Stadtkirche Karlsruhe geplant.