In Karlsruhe wurden im vergangenen Jahr nur unwesentlich weniger Straftaten erfasst als zuvor – trotz der Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Pandemie. Das geht aus dem Kriminalitätsbericht hervor, den Polizeipräsidentin Caren Denner am Dienstag im Hauptausschuss der Stadt vorgestellt hat.
Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten lag 2020 bei 27.133 Fällen und damit nur 1,3 Prozent unter dem Niveau von 2019 mit 27.488 Straftaten. Langfristig betrachtet geht die Kriminalität deutlicher zurück: Noch im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 waren mehr als 30.000 Straftaten pro Jahr in Karlsruhe registriert worden, besonders viele dabei im Jahr 2015 mit 33.323 gemeldeten Fällen.
Unter den acht baden-württembergischen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern liegt Karlsruhe weiterhin unverändert im Mittelfeld. Im Landesvergleich rangierte die Stadt 2020 mit einem Wert von 8.695 Straftaten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner zwar hinter Stuttgart (7.978), aber vor Mannheim (9.177), Freiburg (9.136) und Heidelberg (8.445). In diesen Großstädten fiel der Rückgang der Straftaten stärker aus als in Karlsruhe.
Corona-Pandemie verändert Art der Straftaten in Karlsruhe
Auch wenn die Gesamtzahl der Straftaten fast konstant geblieben ist, sind bei den Arten von Delikten deutliche Einflüsse der Corona-Pandemie spürbar. So ging die Zahl der Diebstähle, insbesondere der Taschendiebstähle, spürbar zurück – was angesichts eines eingeschränkten öffentlichen Lebens und zeitweise geschlossener Clubs und Geschäfte nicht verwundert.
Polizeipräsidentin Caren Denner sprach bei der Vorstellung der Zahlen von „verringerten Tatmöglichkeiten“. Die Zahl der Diebstähle ist allerdings schon seit mehreren Jahren rückläufig. Hingegen wurden im öffentlichen Nahverkehr mehr Schwarzfahrer erwischt, weil für die Durchsetzung der Maskenpflicht verstärkte Kontrollen stattfanden.
Wohnungseinbrüche gab es im Corona-Jahr 2020 trotz Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen nicht weniger, sondern sogar mehr. Ihre Zahl stieg zwischen 2019 und 2020 von 211 auf 283 angezeigte Fälle und damit um 34,1 Prozent. Es handele sich in vielen Fällen um Einbrüche in Kellerräume, erklärte Denner. Laut ihrem Ausblick auf die noch unvollständigen Zahlen für 2021 ging der Wert im neuen Jahr aber wieder leicht zurück.
Wir bemerken die Tendenz, dass sich die Kriminalität ins Internet verlagert.Caren Denner, Polizeipräsidentin in Karlsruhe
Den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre erreichten 2020 die Beleidigungen. Rund 1.000 Stück wurden zur Anzeige gebracht und damit 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Der städtische Kriminalitätsbericht spricht von einem „offensichtlich gestiegenen und in der Öffentlichkeit zum Ausdruck gebrachten Aggressionspotential einzelner Bevölkerungsgruppen“.
Aussagen darüber, inwieweit coronabedingte Regelungen wie Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren die Häufigkeit von häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen in Privaträumen begünstigt haben könnten, sind laut Bericht indessen schwierig zu treffen. Die Zahl von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nahm 2020 um 6,5 Prozent zu.
2021 bereits deutlich mehr Straftaten gegen das Leben
Der Großteil dieser gemeldeten Straftaten konnte den zentralen Stadtteilen zwischen Mühlburg und Oststadt zugeordnet werden, darunter insbesondere der Innenstadt-West (28 Fälle) und Mühlburg (27 Fälle). Auch im Trend für 2021 zeichnet sich ein weiterer Anstieg ab, insbesondere bei der Verbreitung pornografischer Schriften. „Wir bemerken die Tendenz, dass sich die Kriminalität ins Internet verlagert“, so Polizeipräsidentin Denner.
Aber auch Sachbeschädigungen (plus 7,6 Prozent), insbesondere an Kraftfahrzeugen (plus 17,6 Prozent), wurden 2020 deutlich häufiger als noch 2019 registriert. Demgegenüber blieb die Zahl der Körperverletzungen mit rund 2.000 Fällen auf dem Niveau der vergangenen drei Jahre. Straftaten gegen das Leben, darunter Mord sowie Totschlag und Tötung auf Verlangen, kamen 2020 in neun Fällen zur Anzeige – von Januar bis September 2021 waren es bereits 13.