Ein nicht idyllisches, aber grünes Band beidseits der A5 trennt Durlach vom Kerngebiet der Stadt Karlsruhe. Im Ringen um bebaubare Fläche in der permanent wachsenden Großstadt soll die Untere Hub östlich der Autobahn zwischen B10, alter B10 und der Pfinz Sport- und Freizeitpark werden.
13 Hektar groß soll die Anlage werden, anstelle heutiger Äcker und Wiesen südöstlich vom architektonisch auffallenden Bürokomplex des Ingenieurdienstleisters FC-Campus im Hagsfelder Industriegebiet Am Storrenacker. Allerdings hat das Projekt im Gemeinderat jüngst keine Bestnoten erhalten. Die Grünen-Fraktion, die Karlsruher Liste und drei weitere Stadträte stimmten gegen die Pläne in aktueller Form. Die Durlacher Grünen hingegen stützen den eingeschlagenen Kurs.
Die Untere Hub muss grün bleiben – auch mit Sportpark.Roland Kullmann, Bürgerinitiative Untere Hub
Die Bürgerinitiative Untere Hub kämpft seit 2003 für den Erhalt des regionalen Grünzugs, dessen Funktion als Frischluftschneise unbestritten ist. Die Initiative kritisiert die Pläne massiv.
Vor allem die Hektarzahl und die geplante Bebaung seien „unerträglich und in höchstem Maß unverantwortlich“, sagt ihr Sprecher Roland Kullmann. „Die Untere Hub muss grün bleiben – auch mit Sportpark“, fordert er. Zögen die Durlacher Vereine DJK, ASV und TC Durlach wie geplant in direkte Nachbarschaft zur Turnerschaft Durlach (TSD) in die Untere Hub, würden in Durlach zwischen Gewerbeschule, B3, Pfinz und der Wohnlage rund sieben Hektar frei. „Ich brauche keinen Taschenrechner, um zu erkennen, dass der Sportpark in der Unteren Hub viel zu groß dimensioniert ist“, sagt Kullmann.
Sportgelände in Randgebiete zu verlagern, ist in Karlsruhe ein erklärter Ansatz der Stadtentwicklung. Sozial- und Sportbürgermeister Martin Lenz und Karlsruhes Sozialplanerin Regina Heibrock veröffentlichten im Sommer 2019 gemeinsam einen „Beitrag des Sports zur Optimierung von Wohnbauflächen in Karlsruhe“. In Daxlanden, Knielingen und Neureut-Kirchfeld sind solche Schritte bereits realisiert. In Durlach und Rüppurr werden sie mit Beteiligung mehrerer Vereine angestrebt, in der Südstadt-Ost gibt es den Ansatz mit Blick auf die ESG Frankonia.
Nullsummenspiel in Rüppurr
Jedes Projekt hat Besonderheiten, was die Vergleichbarkeit einschränkt. Der Plan für die Sportgemeinschaft (SG) Rüppurr mit Fußball und Tennis etwa sieht hinsichtlich der Fläche ein Nullsummenspiel vor. Etwas mehr als fünf Hektar Fläche wollen zwei der drei Beteiligten frei machen, zum Teil für Wohnbebauung.
Für die neue Anlage sollen im Gegenzug fünf Hektar Ackerfläche in den Rüppurrer Wiesen verschwinden, um die dritte eingebrachte Vereinsfläche zu erweitern. „Wir haben jetzt sechs Sportplätze und fünf Tennisplätze. Künftig werden wir mit vier Tennisplätzen, drei Fußballfeldern und einem kleinen Spielfeld für Fußball auskommen“, so der SG-Vorsitzende Hartmut Jäger.
Auch der Sportpark in Knielingen umfasst knapp fünf Hektar. In Neureut-Kirchfeld zog die Fortuna auf ehemaliges Militärgelände und machte so Platz für Wohnhäuser, ohne Grün oder Anbaufläche zu kosten. Der Herbert-Heil-Sportpark in Daxlanden in der Fritschlach nahe dem Alten Federbach wiederum liegt durchaus in sensibler Umgebung, belegt aber trotz der Vergrößerung vorhandener Sportanlagen nun nicht viel mehr Fläche als das, was derzeit schon die Turnerschaft Durlach in der Unteren Hub bespielt, laut Stadtverwaltung rund 3,6 Hektar.
Knapp zwei Hektar gehören der Turnerschaft in dem Areal am Westrand der alten B10, so TSD-Vorsitzender Mathias Tröndle. Er kreidet der Bürgerinitiative Untere Hub eine „Milchmädchenrechnung“ an. „Dieser Sport- und Freizeitpark ist ja bewusst für die öffentliche Nutzung gedacht und daher eine weitläufige und attraktive Anlage“, sagt er. Es solle gerade nicht konzentriert Sportplatz neben Sportplatz gesetzt werden. „Logische Folge“ sei da die Fläche von 13 Hektar: „Sonst würde dieser Charakter konterkariert.“
Roland Kullmann von den Gegnern der aktuellen Pläne sieht das ganz anders. „Der Schutz des Klimas und der Umwelt stehen in der Prioritätenliste weiter ganz unten“, sagt er. „Das ist sehr frustrierend.“